Jubel, Chaos, Enttäuschung. Das Wochenende auf dem Sachsenring hielt für BWT Mücke Motorsport allerhand Emotionen bereit. Erst vor wenigen Wochen hatte die Mannschaft Rang drei in der Teammeisterschaft erobert und wollte diese Position bei der vorletzten Saisonstation des ADAC GT Masters verteidigen.

Während Jeffrey Schmidt und Stefan Mücke im BWT Audi R8 LMS #26, Ricardo Feller und Christopher Haase im BWT Audi R8 LMS #25 sowie Mike David Ortmann und Markus Winkelhock im kfzteile24 Audi R8 LMS #24 am Samstag noch im Parallelflug um die Strecke jagten, herrschte im Sonntagslauf das pure Chaos. Der Start musste wiederholt und das Rennen nach zahlreichen Zwischenfällen für rund 30 Minuten unterbrochen werden, bevor die restliche Renndauer von fortwährenden Safety-Car-Phasen geprägt wurde. Unter den Meistern dieses Chaos: BWT Mücke Motorsport.

Die Highlights des Wochenendes

Unverhofft kommt oft: Es war die Sensation des Wochenendes: Schmidt und Mücke rasten mit ihrem BWT Audi R8 LMS #26 am Sonntag von Startplatz 18 aufs Podium! Möglich gemacht hat es eine perfekte Strategie, das nötige Quäntchen Glück und die Top-Leistung der beiden Piloten. In der turbulenten Startphase machte Mücke - trotz einiger unverschuldeter Kontakte - mehrere Positionen gut und lag vor dem Stopp auf Rang 14. Im Gegensatz zu den meisten anderen Teams wartete BWT Mücke Motorsport mit der #26 lange bis zum Fahrerwechsel und wurde belohnt. Genau während des Stopps kam das Safety Car auf die Strecke und so verließ Schmidt die Box als Fünfter. Doch das Chaos ging weiter. Nach dem Re-Start versuchte Schmidt sofort einen Konkurrenten zu passieren, als sich ein anderes Auto drehte und die Front des Audi R8 LMS touchierte. Somit hatte der Schweizer zwar zwei Positionen gewonnen, musste aber eine wieder abgeben, da sein Auto nach dieser unverschuldeten Berührung in Mittleidenschaft gezogen war. Ein weiterer Ausrutscher eines Autos vor ihm machte es schließlich möglich, dass nach 35 Runden Rang drei im Gesamt- und Platz zwei im Junior-Klassement zu Buche stand! Der Abschluss eines gelungen Wochenendes, denn bereits am Samstag waren Schmidt und Mücke als bestes der drei Mücke-Duos auf Rang sechs ins Ziel gekommen und hatten wichtige Punkte für die Teammeisterschaft gesammelt.

Glück im Unglück: Startplatz vier hieß das Top-Ergebnis für den kfzteile24 Audi R8 LMS #24 am Sonntag - schnellster Audi des gesamten Starterfeldes. Das Podium war zum Greifen nahe! In Runde 1 jedoch der Rückschlag. Winkelhock beschädigte sich einen Reifen, drehte sich wenige Kurven später und blieb gegen die Fahrtrichtung stehen. Glücklicherweise reagierten alle anderen Piloten blitzschnell und verhinderten eine Kollision. Winkelhock brachte das havarierte Auto zwar noch an die Box, eine Weiterfahrt war jedoch nicht mehr möglich. Damit blieb dem Duo ein weiteres Top-10-Ergebnis wie am Samstag verwehrt. Ortmann hatte in seinem zweitbesten Qualifying im ADAC GT Masters den kfzteile24 Audi R8 LMS auf Rang sieben gestellt. Diese Position hielt das Duo bis zur Ziellinie und sammelte zum vierten Mal in Folge wichtige Punkte.

Potenzial vorhanden: Ein durchwachsenes Wochenende erlebte der BWT Audi R8 LMS #25. Von Anfang an strahlten Haase und Feller ob der Performance ihres Arbeitsgerätes - ein verheißungsvoller Start auf dem Sachsenring. Mit den Startpositionen 14 und elf blieben allerdings beide Piloten hinter ihren Erwartungen und dem Potenzial des Autos zurück. Dem Kampfgeist des Duos tat dies keinen Abbruch und so zeigten sie im ersten Lauf am Samstag eine eindrucksvolle Aufholjagd bis auf Rang acht. Ein noch besseres Ergebnis strebten sie am Sonntag an. Nach einem starken Start verlor Haase jedoch bei einer Berührung wertvolle Positionen. Während einer Rennunterbrechung nach mehreren Zwischenfällen gelang es BWT Mücke Motorsport die #25 notdürftig zu reparierten und bis zum Boxenstopp schaffte es Haase zurück auf Platz neun. Diese Position hielt Feller nach dem Fahrerwechsel, bis ihn ein Reifenschaden nur wenige Runden vor Rennende zum Aufgeben zwang.

Kampfgeist ungebrochen: Passend zur Berg- und Talbahn Sachsenring erlebte BWT Mücke Motorsport selbige auch in der Teamwertung. Angereist auf Rang vier, gelang der Mannschaft nach dem Samstagsrennen der Sprung unter die besten Drei. Trotz des starken Podestplatzes des BWT Audi R8 LMS #26 am Sonntag musste die Mannschaft diese Position jedoch wieder abgeben. Mit lediglich einem Zähler Rückstand zu Rang drei sowie zwölf zu Rang zwei reist die Mannschaft nun zum großen Saisonfinale nach Hockenheim (21. - 23.09.). Hier soll Rang drei aus dem Vorjahr verteidigt werden - mindestens.

Die Stimmen zum Wochenende

Stefan Mücke (BWT Audi R8 LMS #26): "Das Podium ist natürlich klasse, auch wenn der Weg dorthin kein einfacher gewesen ist. Mit meinem Quali war ich eigentlich gar nicht so zufrieden, denn mir sind zwei kleinere Fehler unterlaufen. Ich wollte einfach zu viel. Sonst wäre ein Startplatz in den Top-10 sicherlich möglich gewesen. Aber wie man sieht, ist es manchmal gar nicht so schlecht, von weiter hinten zu starten, denn man gerät so nicht in den Trubel am Start. Der Rennbeginn am Sonntag war nämlich absolut chaotisch mit den Abbrüchen. Was in der ersten Runde passiert ist, darüber kann man eigentlich nur den Kopf schütteln. Unser Auto wurde von allen Seiten berührt, aber glücklicherweise hat es keinen größeren Schäden davongetragen. Letztlich haben wir es von Platz 14 auf den dritten Platz geschafft. Natürlich hatten wir dabei etwas Glück, aber wir hatten in der Vergangenheit genug Pech. Daher tut dieses Podium doppelt gut."

Jeffrey Schmidt (BWT Audi R8 LMS #26): "Das Sonntagsrennen war enorm turbulent. Ich wusste gar nicht, dass so viel Racing-Action in einer Stunde möglich ist. Stefan konnte sich weitestgehend aus dem Getümmel am Start heraushalten. Wir haben dann einen späten Boxenstopp gemacht und sind auch mithilfe des Safety Cars ein gutes Stück nach vorn gekommen. Leider habe ich im Dreikampf um den Sieg unverschuldet einen Schlag an die Vorderachse bekommen. Die Lenkung war krumm und es war wirklich schwierig, das Auto zu fahren. Mit Platz drei können wir daher mehr als zufrieden sein."

Christopher Haase (BWT Audi R8 LMS #25): "Wir haben in beiden Qualifyings gesehen, dass das Potenzial für eine top Ausgangslage da war, wir es aber im Verkehr nicht genutzt haben. Dafür lief es im Samstagsrennen von Startplatz 14 auf Rang acht umso besser. Auch mit meinem Rennstart am Sonntag bin ich sehr zufrieden. Ich bin gut weggekommen und habe bereits in der ersten Kurve ein paar Positionen gutgemacht. Eine Kurve später kam ein anderes Auto vor mir zurück auf die Strecke. Ich konnte nicht mehr ausweichen und berührte ihn am Heck. Wir haben dadurch ein paar Plätze verloren. Nach dem Rennabbruch waren wir von der Pace wieder richtig gut dabei. Als wir zum Fahrerwechsel an die Box kamen, kam plötzlich das Safety Car auf die Strecke. Danach ging es im Rennen drunter und drüber. Ricardo hatte am Schluss noch etwas Pech. Insgesamt war das Wochenende aber okay. Vor allem die Fans am Sachsenring haben für eine tolle Atmosphäre gesorgt."

Ricardo Feller (BWT Audi R8 LMS #25): "Insgesamt war es ein kniffliges Wochenende für uns. Wir hatten von Anfang an ein gutes Auto, konnten die Pace aber nicht ganz umsetzen. In beiden Qualifyings hatten wir Verkehr und unsere Rundenzeiten haben nicht dem entsprochen, was wir eigentlich draufgehabt hätten. Ich bin am Samstag von 14 gestartet und wir haben das Rennen auf Rang acht beendet - damit können wir sehr zufrieden sein. Am Sonntag ging es von Platz elf in dieses komplette Chaosrennen mit vielen fragwürdigen Manövern und Situationen. Wir lagen kurz vor Ende auf Rang neun, als ich das Auto nach einem Reifenschaden abstellen musste. Es ist schade um die Punkte, aber wir müssen nach vorne schauen."

Mike David Ortmann (kfzteile24 Audi R8 LMS #24): "Am Samstag lief es für uns mega gut. Unser Auto war richtig stark. Unsere Runde im Qualifying war nicht ganz optimal, sonst wäre Startplatz drei möglich gewesen. Die Ausgangslage war daher ziemlich gut, vor allem, weil das Überholen auf dem Sachsenring unglaublich schwierig ist. Wir waren in der Lage, das Maximum aus unserem Gesamtpaket herauszuholen und wichtige Punkte einzufahren. Am Sonntag war es schade, dass wir die gute Ausgangslage überhaupt nicht nutzen konnten. Es tut mir leid für Winki und das gesamte Team. Für mich ist es teilweise nicht ganz nachvollziehbar, was sich da einige geleistet haben. Gemessen am hohen Fahrerniveau im ADAC GT Masters war das unprofessionell."

Markus Winkelhock (kfzteile24 Audi R8 LMS #24): "Mein Qualifying am Sonntag war richtig gut. Ich war bester Audi und fuhr vor bis in die zweite Startreihe. Der Rennstart war allerdings katastrophal. Man hat einmal mehr gemerkt, wie ruppig es im ADAC GT Masters zugehen kann. Es ist schwierig abzuschätzen, ob solche Aktionen absichtlich oder ohne Vorsatz passieren. Nachdem in der Startphase mein Reifen aufgeschnitten wurde, habe ich mich auf dem Weg zur Box gedreht. Das war an einer der schnellsten Stellen des Kurses. Da ist man kurz vor dem fünften Gang mit über 200 km/h. Das war keine ungefährliche Situation und ich bin froh, dass mir die anderen Autos ausweichen konnten. Nach dem Chaos am Start und dem kaputten Reifen sind wir schließlich bis auf Platz 30 zurückgefallen. Da haben wir beschlossen, das Rennen nicht wieder aufzunehmen."

Peter Mücke (Teamchef): "Hätte ich am Sonntag auf ein Podium unseres #26 Audi gewettet, hätte ich wohl eine Menge Geld gewonnen. Das hat wirklich niemand ahnen können. Das war das verrückteste Rennen, das ich in 45 Jahren im Motorsport bisher erlebt habe. Wir waren von der Performance mit allen Autos das gesamte Wochenende über Top-10-fähig. Doch man braucht eben auch das nötige Quäntchen Glück im Qualifying, beim Start oder während des Safety Cars. Diesmal hatten wir das Glück und Punkt."

Matthias Kieper (PR & Team-Management): "Es war ein Wochenende mit Höhen und Tiefen. Als Team haben wir erneut eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt und mit dem Podium für unsere #26 einen gelungenen Abschluss gefeiert. Gleichzeitig wollten wir den dritten Rang in der Teamwertung erobern und behaupten, das ist uns nur teilweise gelungen. Wer uns kennt, der weiß, dass wir bis zur letzten Zielflagge in Hockenheim darum kämpfen werden. Es sind noch 50 Punkte zu vergeben und entsprechend ist noch alles möglich!"

Michael Weiss (Technischer Leiter): "Es war ein Wechselbad der Gefühle. Wir kamen gut vorbereitet hierher und haben den Schwung aus den letzten Veranstaltungen mitgebracht. In den Qualfiyings haben die Einzelleistungen gezeigt, wie stark unsere Performance war und gleichzeitig waren die Rennen geprägt von einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Trotz drei Autos in den Top-10 haben wir am Samstag leider nicht die großen Punkte erzielt, dafür ist uns das in einem denkwürdigen Rennen am Sonntag gelungen. Einzelne Sequenzen müssen wir sicher nochmals analysieren, aber am Ende stehen Rang drei sowie Platz zwei bei den Junioren. Eine Szene möchte ich aber ins Gedächtnis rufen. Markus Winkelhock wurde unsanft von der Strecke geschubst. Dabei wurden die Karosserie und ein Reifen beschädigt und er stand nach einem Dreher gegen die Fahrtrichtung. Sieht man sich das Video nochmals an, wird deutlich, dass die Situation ganz anders hätte ablaufen können, wenn das herannahende Auto innerhalb dieser entscheidenden Zehntelsekunde anders reagiert hätte. Wir können von Glück reden und ein Stoßgebet zum Himmel schicken, dass alles so glimpflich ausgegangen ist. Mein Dank geht an die ganze Mannschaft, die es geschafft hat, ein fehlerfreies Wochenende abzuliefern! Das war die Voraussetzung für den Erfolg! "