Während die Fans beim 24h-Rennen Nürburgring das Gesamtsieger-Team von Frikadelli Racing feierten, spielte sich beim Kampf um den Klassensieg in der Cup2-Kategorie ein kleineres Drama ab. Christopher Brück stellte seinen Porsche 911 GT3 Cup von KKrämer Racing während der Auslaufrunde plötzlich im Kiesbett der Dunlop-Kehre ab - ein klarer Verstoß gegen die Parc-Fermé-Regelung, die das Team aus Bergisch Gladbach möglicherweise den Sieg hätte kosten können.

Die Sportkommissare untersuchten den höchst ungewöhnlichen Vorfall und gaben knapp zwei Stunden nach dem Rennende Entwarnung: keine Konsequenzen KKrämer Racing, das den 17. Gesamtplatz als bestplatziertes Cup2-Team behalten durfte und damit den zweiten aufeinanderfolgenden 24h-Klassensieg in dieser hart umkämpften Kategorie feiern konnte.

Brück nach Blackout: "War einfach Überlastung"

Laut dem Urteil der Sportkommissare habe der erfahrene Brück seinen Porsche "aus medizinischen Gründen" abgestellt und die Regelhüter akzeptierten die Situation ohne Konsequenzen aufgrund des "Zustand des Fahrers". Aufatmen bei der Mannschaft um den namensgebenden Teamchef/Fahrer Karsten Krämer, der sich den #161 Porsche mit Brück, Alexey Veremenko sowie 'SELV' teilte und beim Zieleinlauf nur 51 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten 911er aufwies.

Und tatsächlich fühlte sich der 38-jährige Brück bei seinem insgesamt dritten 24h-Klassensieg nach 2017 (Abt-Bentley) und 2022 (KKrämer-Porsche) alles andere als fit. Der langjährige Nordschleifen-Spezialist wurde nach dem unfreiwilligen Aus ins Medical Center an der Strecke geliefert und durchgecheckt. "Ich habe heute keinerlei Probleme, das war einfach eine Überlastung", sagte Brück am Montag zu Motorsport-Magazin.com und gab damit final Entwarnung.

Brück zum Grund, warum er den KKrämer-Porsche in der Dunlop-Kehre parkte statt ihn wie eigentlich verpflichtend im Parc-Fermé-Bereich abzustellen: "In den letzten zwei Runden wurde mir schon etwas schwummrig im Auto. Nach der Zieldurchfahrt und dem Sieg ist dann der ganze Druck von mir abgefallen - und in der Dunlop-Kehre bekam ich plötzlich eine Art Blackout und bin noch irgendwie zur Seite gefahren. Noch im Auto bin ich wieder zu mir gekommen. Die Streckenposten haben sich um mich gekümmert und ins Medical Center gefahren."

KKrämer Racing holt den Cup2-Sieg beim 24h-Rennen Nürburgring 2023, Foto: Gruppe C Photography
KKrämer Racing holt den Cup2-Sieg beim 24h-Rennen Nürburgring 2023, Foto: Gruppe C Photography

Nürburgring-Marathon für Brück

Schaut man sich Brücks Pensum im Detail an, dürfte die Anstrengung niemanden überraschen: Der gebürtige Kölner spulte allein 57 der insgesamt 153 Runden auf dem Auto ab und damit mehr als seine Teamkollegen Krämer und 'SELV' zusammen! Teamchef/Fahrer Krämer kam auf 16 Umläufe und erfüllte damit die reglementierte Mindestfahrzeit von 15 Runden, 'SELV' legte 32 Runden zurück.

"Eigentlich war gar nicht geplant, dass ich auch noch den letzten Stint fahre", erklärte Brück. "Ich saß während des Rennens etwa neun Stunden im Auto und war ziemlich platt. Das Team hatte mich aber gebeten, auch den letzten Turn zu fahren, weil meine Rundenzeiten wirklich gut waren und wir um den Sieg gekämpft haben. Also habe ich mich zusammengerissen und bin jede Runde Quali-Runden gefahren."

Gebläse futsch - "Mit der Sonne der absolute Horror"

Brück, der viele Jahre Erfahrung in GT3-Autos von Porsche, BMW oder Bentley auch auf der Nordschleife aufweist, wurde der diesjährige Marathon-Einsatz dabei nicht etwa leichter gemacht. Ganz im Gegenteil: In der Nacht hatte sich das Gebläse im Porsche verabschiedet und seinen kühlenden Dienst versagt! Nicht die beste Arbeitsumgebung bei rund 25 Grad und Sonnenschein am Sonntag beim ersten 24h-Rennen seit über 20 Jahren, das komplett trocken über die Bühne ging...

Brück bestätigte den Vorfall: "Das Gebläse im Auto war in der Nacht ausgefallen und es kam keine Luft mehr von draußen ins Cockpit. In der Nacht bei kühleren Bedingungen ging es, aber am Tag mit der Sonne war es der absolute Horror. Auch, weil das Auto ziemlich anstrengend zu fahren ist. Es ist ähnlich schnell wie ein GT3, hat aber weniger Aero. Ich kenne beide Klassen ja bestens aus den vergangenen Jahren."

Glücklicherweise ging es am Ende glimpflich aus und entsprechend ausgiebig war der Jubel in der Box von KKrämer Racing nach dem zweiten Cup2-Triumph in Folge. Brück: "Dass uns zum zweiten Mal in Folge der Klassensieg gelungen ist, war wirklich sehr emotional. Dafür haben sich all die Anstrengungen gelohnt! Wir hatten eigentlich den ersten Platz in der Am-Wertung der Cup2-Klasse angepeilt. Dass es zum Overall-Cup2-Sieg langte, hatten wir nicht erwartet."