Claudia, du fährst seit 2003 für BMW bei den 24 Stunden vom Nürburgring. Wie macht sich diese Erfahrung bemerkbar?
Claudia Hürtgen: Erfahrung hilft bei einem solchen Rennen auf jeden Fall. Vor allem bei diesem speziellen Rennen mit den unterschiedlich leistungsstarken Autos - du weißt, wie du dich im Verkehr verhalten musst. Du schaust dir die anderen Autos an und kannst einschätzen, welche Linie sie fahren, wo sie ihre Bremspunkte setzen und so weiter. Entsprechend schauen wir mit unseren schnellen GT3-Autos, wie und wo wir am besten überholen.

Bekommst du als Fahrerin eigentlich viel von der Partystimmung am Ring mit?
Claudia Hürtgen: Ja, schon. Sehr viele Fans sind ja am kompletten Wochenende im Fahrerlager unterwegs, da haben wir Fahrer regen Kontakt mit den Zuschauern. Manchmal wird es schon fast zu viel, etwa wenn du in der Startaufstellung zum Rennauto gehen möchtest und dabei kreuz und quer durch die Leute laufen musst. Aber generell lebt das Rennen von den Fans und der tollen Atmosphäre rund um die Strecke.

Die Schubert-Besetzung: Hürtgen/Baumann/Klingmann/Tomczyk, Foto: Patrick Funk
Die Schubert-Besetzung: Hürtgen/Baumann/Klingmann/Tomczyk, Foto: Patrick Funk

Bereitest du dich speziell auf das 24h-Rennen vor?
Claudia Hürtgen: Die 24 Stunden sind schon das Highlight des Jahres und da willst du natürlich ständig 100 Prozent geben. Ich werde im Rennen wohl fünf, sechs Turns mit je 80, 90 Minuten fahren und bereite mich im Training entsprechend darauf vor.

Wie sieht es mit Schlaf am Rennwochenende aus?
Claudia Hürtgen: Ich versuche schon, ein paar Ruhephasen zu bekommen und ein bisschen abzuschalten. Ein Tiefschlaf ist aber nicht möglich - du willst schließlich immer wissen, was deine Teamkollegen gerade so im Auto machen. Runterkommen ist wichtig bei diesem langen Rennen, gleichzeitig musst du aber schauen, dass du 100-prozentig wach und fokussiert bist, wenn du selbst wieder ins Cockpit steigst.

Claudia Hürtgen startet im ADAC GT Masters mit Dominik Baumann im Schubert-Z4, Foto: ADAC GT Masters
Claudia Hürtgen startet im ADAC GT Masters mit Dominik Baumann im Schubert-Z4, Foto: ADAC GT Masters

Was würdest du als kritischste Phase des Rennens bezeichnen?
Claudia Hürtgen: Der Start gehört sicherlich zu den heikelsten Momenten. Du musst sehr aufpassen, einerseits einen guten Start zu erwischen und zudem im Getümmel keinen Unfall zu bauen. Nach dieser Phase sortiert sich das Feld erst einmal und kommt in einen Rennfluss. Grundsätzlich kommt es auf die Position an, auf der du gerade fährst. Der letzte Stint kann natürlich auch kritisch sein, wenn du an der Spitze mitfährst und es vielleicht um den Sieg geht.

Wie ist das Gefühl, wenn du deinen letzten Stint gefahren bist?
Claudia Hürtgen: Die Anspannung bleibt trotzdem bis zum Fallen der Zielflagge. Es kann schließlich immer etwas passieren, so dass du noch einmal ins Auto steigen musst. Aber wenn du deinen letzten Turn absolviert und eine gute Leistung gezeigt hast, fällt natürlich schon eine gewisse Last ab. Vorbei ist es erst, wenn das Rennen wirklich beendet ist.

Hürtgen/Baumann gelang 2014 schon ein Sieg im ADAC GT Masters, Foto: ADAC GT Masters
Hürtgen/Baumann gelang 2014 schon ein Sieg im ADAC GT Masters, Foto: ADAC GT Masters

Du teilst dir diesmal den BMW Z4 GT3 unter anderem mit Martin Tomczyk, der rund 30 cm größer ist als du. Gibt es da keine Probleme mit der Sitzposition?
Claudia Hürtgen: Wir haben es in der Vorbereitung so eingerichtet, dass alle Fahrer gut sitzen können. Außerdem können wir beispielsweise die Pedalerie verstellen. Wenn du dir mit anderen Fahrern ein Auto teilst, musst du immer Kompromisse eingehen. Dabei weichst du wahrscheinlich zwei bis drei Prozent vom Optimum ab. In der DTM ist das natürlich anders, da kann Martin das Auto zu 100 Prozent auf sich abstimmen.