Christopher, Erfahrung ist der wichtigste Faktor bei den 24 Stunden am Nürburgring, oder?
Christopher Mies: Jede Runde ist im Endeffekt anders. Man hat immer unterschiedliche Baustellen wie Verkehr oder gelben Flaggen, außerdem haben sich die Regeln im Vergleich zum letzten Jahr geändert. Jedes Mal wenn ich fahre denke ich mir, ich lerne etwas dazu. Der Asphalt ist auch neu, man muss sich neue Brems- und Einlenkpunkte einprägen. Klar hat man beim Überholen und Überrunden einen Vorteil, wenn man weiß, wo es auf keinen Fall geht.

Wie gehst du als Profi mit der Situation um, dass so viele Amateure mitfahren?
Christopher Mies: Man hat seine Leute, die man sich ausguckt. Man weiß und merkt sich, wer sehr gut Platz macht und wer weniger gut, weil sie mehr mit dem Fahren beschäftigt sind. Man spricht auch untereinander und sagt sich, wer sehr beim Fahren eingebunden ist. Am schlimmsten sind die, die Platz machen wollen, aber nur eine Wagenbreite, denn da geht man nicht durch und beide verlieren Zeit, da der andere von der Linie runtergeht und man selbst aber dahinter bleibt. Mir wäre es lieber, man wartet eine Kurve ab und geht dann erst auf der Geraden vorbei. Aber sie fahren natürlich auch ihr Rennen und man kann auch nicht überall überholen. Viele sind noch kein großes Auto gefahren und wissen daher nicht, wie gefährlich es an manchen Stellen sein kann.

In den letzten Jahren ist das Rennen immer wichtiger geworden, auch für die Werke wie Audi. Woran liegt das?
Christopher Mies: Audi war nur im letzten Jahr so groß dabei, in diesem Jahr ist es reiner Kundensport. Aber es macht jeder: Mercedes, BMW und Porsche schon seit Jahren. Im Endeffekt wird das Auto sehr stark beansprucht. Man hat schnelle und langsame Ecken und harte Ecken für das Fahrwerk. Vor fünf, sechs Jahren waren fast nur GT2-Fahrzeuge vorne dabei und jetzt satteln die meisten auf GT3 um, weil es kundenfreundlicher und kostensparender ist. Es macht für die Werke schon Sinn, Erfahrung zu sammeln.

Wie gelingt es dir als Fahrer, nach den Stints wieder runterzukommen?
Christopher Mies: Man hat danach noch eine Besprechung mit seinem Ingenieur, ob es etwas Auffälliges gab oder man Kontakt mit einem anderen Auto hatte. Dann versucht man etwas zu essen und trinken und sich auszuruhen. Man nickt ein, aber schläft nicht wirklich.