Audi hat das 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife gewonnen. Vor 235.000 Zuschauern kamen die Ingolstädter Fahrzeuge am besten über die Distanz und feierten damit den ersten Erfolg beim legendären Langstreckenklassiker in der Eifel. Marc Basseng, Christopher Haase, Frank Stippler und Markus Winkelhock waren im Bilstein-R8 von Phoenix Racing am schnellsten unterwegs.

Phoenix Racing siegte in der Eifel, Foto: Sönke Brederlow
Phoenix Racing siegte in der Eifel, Foto: Sönke Brederlow

Hinter den Siegern folgte mit Chris Mamerow, Christian Abt, Michael Ammermüller und Armin Hahne (Marmerow Racing) ein weiterer Audi R8 LMS ultra auf Position zwei. Rang drei ging an den Hankook-SLS von Frankenhout, Simonsen, Kaffer und Arnold. Der beste BMW landete auf Position vier.

Turbulenter Auftakt

Schon der Start war an Spannung kaum zu überbieten. Innerhalb der ersten Rennstunde mussten viele der Top-Teams mit Reifenschäden die Box ansteuern, darunter auch der Polesitter-BMW von Uwe Alzen, Dirk Adorf sowie Jörg und Dirk Müller.

Auch der HARIBO-Porsche, der Black Falcon-SLS, der Timbuli-Porsche, der Stuck-Aston Martin, der Audi race experience-R8 und die HARIBO-Corvette kämpften mit Problemen an ihren Gummis. Beim Mercedes-Benz SLS AMG GT3 war der Reifenplatzer auf der Döttinger Höhe so verheerend, dass Startfahrer Jeroen Bleekemolen einen Abflug nicht mehr verhindern konnte.

Die Wochenspiegel-Porsche fielen früh aus, Foto: Sönke Brederlow
Die Wochenspiegel-Porsche fielen früh aus, Foto: Sönke Brederlow

Der Wochenspiegel-Porsche mit Weiss, Jacobs, Kainz und Krumbach hatte ebenfalls schon früh zu Beginn des Rennens Probleme. Bereits nach 20 gefahrenen Minuten musste Oliver Kainz die Box ansteuern, um den Drehzahlgeber zu wechseln. Den Zeitverlust von einer Stunde konnten auch die Vorjahressieger nicht wieder gut machen. Wenig später mussten sie das Rennen ganz aufgeben.

Die Stuck-Brüder im Aston Martin verloren durch ihren Reifenschaden ebenfalls zwölf Runden. Startfahrer Darren Turner musste den Reifen selbstständig wechseln, nachdem ihm ein Teammitglied die notwenigen Teile zur Ausfahrt Breidscheid gebracht hatte.

McLaren mit frühen Ausfällen

McLaren hatte bereits am frühen Abend die ersten Ausfälle zu beklagen. Sowohl die beiden Dörr-McLaren, als auch der Gemballa-McLaren mit Nick Heidfeld waren in Unfälle verwickelt. Am heftigsten erwischte es Klaus Ludwig, der im Bereich Schwedenkreuz heftig mit einem Seat kollidierte. Sichtlich benommen, aber ohne äußere Verletzungen konnte der Tourenwagen-Profi sein total demoliertes Fahrzeug verlassen.

"Es sieht nicht so aus, als ob das Auto nochmal zu reparieren ist", zog Nick Heidfeld bereits zerknittert Bilanz. "Wir müssen mal schauen, was Klaus für einen Speed drauf hatte. Das war eine schnelle Stelle, aber es sieht aus, als ob beide unverletzt sind." Für den Ex-Formel 1-Piloten bedeutet das ein frühes Ende. Bereits am Donnerstag hatte das Team mit Elektronikproblemen zu kämpfen und musste sowohl den Motor als auch das Getriebe wechseln.

Der Ford GT von Alzen Motorsport kämpfte am frühen Abend mit Elektronikproblemen, die die Funktion der Einspritzanlage und der Drosselklappenstellung behinderten. Nach einem kurzen Stopp in der Box ging es jedoch schnell weiter. Zu schnell jedoch, denn gegen drei Uhr in der Nacht war die amerikanische Flunder zu schnell in der Box und bekam dafür eine Minute Stop&Go-Strafe aufgebrummt.

Wende in der Nacht

Der Schubert-BMW kämpfte in der Nacht mit Problemen, Foto: Sönke Brederlow
Der Schubert-BMW kämpfte in der Nacht mit Problemen, Foto: Sönke Brederlow

Um kurz nach drei Uhr in der Nacht folgte an der Spitze die Wende, als der führende BMW Z4 GT3 vom BMW Team Schubert mit einer gebrochenen Antriebswelle die Box ansteuern musste. Erst nach einer knappen Stunde konnte die Mannschaft aus Oschersleben die Fahrt wieder aufnehmen und machte sich mit sechs Runden Rückstand und Position 21 auf die hoffnungslose Jagd auf die Spitzenposition. Diese übernahm dadurch der Phoenix-Audi mit Fässler, Mies, Rast und Stippler am Steuer.

Dahinter wechselte die zweite Position immer wieder zwischen dem zweiten Phoenix-Audi mit Basseng, Haase, Stippler und Winkelhock und dem ROWE-SLS mit Graf, Jäger, Roloff und Seyffahrt. Den vierten Platz hielt der Audi R8 LMS ultra von Raeder Motorsport, gefolgt vom zweiten Schubert-BMW von Hürtgen, Schwager, Bastian und Adorf.

Der Manthey-Porsche mit der Startnummer 11 fiel in der Nacht nach einem Unfall im Bereich Metzgesfeld leicht zurück, der Falken-Porsche musste sogar komplett aufgeben, als er einem plötzlichen Regenschauer im Flugplatz zum Opfer gefallen war. "Mein Sohn Sebastian ist bei plötzlich einsetzendem Regen von der Strecke abgekommen, wodurch der Falken-Porsche so stark beschädigt wurde, dass er nicht mehr repariert werden konnte", zog Roland Asch zerknittert Bilanz. Auch die Mannschaft von Jürgen Alzen musste vorzeitig einpacken, nachdem sich das Getriebe am Ford GT verabschiedet hatte.

Regen am Morgen

Die HARIBO-Corvette musste nach einem planmäßigen Stopp etwas länger in der Box verbringen. "Die Corvette springt nach einem Boxenstopp nicht mehr an und muss aufgrund eines Elektronikproblems eine Stunde repariert werden, bevor das Fahrzeug wieder ins Rennen geht", erzählte Teamchef Ernst Wöhr.

Christoper Mies kollidierte am Sonntag beim Überrunden, Foto: Sönke Brederlow
Christoper Mies kollidierte am Sonntag beim Überrunden, Foto: Sönke Brederlow

Gegen halb sieben am Morgen brachte leichter Nieselregen etwas Hektik in das Renngeschehen. Viele der Mannschaft entschlossen sich schließlich dazu, ihre Reifen zu wechseln, darunter auch einige der Top-Teams.

Der bis dahin führende Audi R8 LMS ultra mit Christopher Mies kam auch in die Box – allerdings nicht zum Reifenwechsel, sondern mit einer sichtlich demolierten Front. Bei einem Überholmanöver kollidierte der Deutsche mit einem anderen Fahrzeug. Mit fünf Runden Rückstand ging Phoenix Racing schließlich auf Position 15 liegend wieder auf die Strecke. An ein Sieg dieses Fahrzeugs war nun nicht mehr zu denken.

Nachdem der Regen merklich zugenommen hatte, führten alle Teams einen Wechsel auf Regenreifen durch. Die Führung übernahm nach den Problemen am Audi der ROWE-SLS mit Klaus Graf, Thomas Jäger, Alexander Roloff und Jan Seyffarth am Steuer, gefolgt vom zweiten Phoenix-Audi und dem Schwesterauto des lange Zeit führenden Schubert-BMW.

Unfälle am Vormittag

Der Nadelstreifen-Porsche mit Holzer, Tandy, Bergmeister und Long flog am frühen Vormittag auf der Grand-Prix-Strecke von der Strecke und schlug frontal in die Streckenbegrenzung ein. Eine Reparatur war zu diesem späten Zeitpunkt hoffnungslos. Die fünfte Position erbte der Audi R8 LMS ultra von Raeder Motorsport.

Der Raeder-R8 flog am Sonntag ab, Foto: Sönke Brederlow
Der Raeder-R8 flog am Sonntag ab, Foto: Sönke Brederlow

Doch diese Freude währte nicht lange, denn schon 30 Minuten später flog auch der Raeder-R8 spektakulär ab. Zwar blieb der Fahrer unverletzt, das Fahrzeug war jedoch so zerstört, dass eine Weiterfahrt zunächst nicht möglich war. Auf den fünften Rang rückte nun der Hankook Team Heico-SLS von Heyer, Schneider, Arnold und Margaritis vor.

Probleme hatte auch der führende ROWE-SLS mit Klaus Graf, Thomas Jäger, Alexander Roloff und Jan Seyffarth. Nachdem der Mercedes im Yokohama-S zunächst durch das Kiesbett rodelte, wurde er wenig später für einen längeren Stopp rückwärts in die Box geschoben - der Stoßdämpfer hinten rechts war defekt und wurde ausgetauscht. Die Führungsposition ging damit an den Phoenix-Audi Nummer drei mit Marc Basseng, Christopher Haase, Frank Stippler und Markus Winkelhock. ROWE fiel zunächst bis auf die achte Position zurück und bliebt wenig später im Bereich der Hohen Acht komplett stehen.

Ein Krimi in der Eifel

Nachdem in der Nacht schon der Polesitter-BMW von Schubert Motorsport mit Problemen viel Zeit an der Box verbrachte, war es am Sonntagmittag das Schwesterauto mit der Nummer 20, das einen unplanmäßig langen Stopp einlegen musste. In langsamer Fahrt steuerte der BMW Z4 GT3 seine Mannschaft an, wo er viel Zeit auf die Spitze einbüßte. Mit fünf Runden Rückstand ging es schließlich zurück auf die Strecke.

Den dritten Platz erbte der Audi R8 LMS ultra von Mamerow Racing und auch für dessen Konkurrenz lief nicht alles nach perfekt. Der BMW Z4 GT3 mit Klingmann, Wittmann, Göransson und Lamy (Vita4One) musste aufgrund eines Kupplungsproblems ebenfalls länger an der Box verweilen, der Audi R8 LMS ultra mit Gruber, Yoong Loong, Luff und Cappellari (Audi race experience) blieb im Bereich Schwalbenschwanz komplett liegen.

Der Hankook-SLS hielt nicht durch, Foto: Sönke Brederlow
Der Hankook-SLS hielt nicht durch, Foto: Sönke Brederlow

Der auf dem zweiten Platz liegende Hankook-SLS geriet rund 1,5 Stunden vor dem Ende in Schwierigkeiten, als er auf dem Grand-Prix-Kurs einen Reifenschaden hinnehmen musste. Durch den kurzen Anfahrtsweg bis zur Box hielt sich der Zeitverlust jedoch in Grenzen, so dass Heyer, Schneider, Arnold und Margaritis immerhin auf dem Podest bleiben konnten.

Ohne Probleme verliefen derweil die letzten zwei Stunden bei Audi. Sowohl der Bilstein-R8 von Phoenix Racing, als auch der Audi R8 LMS ultra von Mamerow Racing kamen ohne Behinderungen durch den Verkehr und konnten ihre Doppel-Führung somit bis zum Zieleinlauf behaupten. Audi feierte den ersten Erfolg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gleich mit einem Doppel-Sieg.

15 Minuten vor Ablauf der 24 Stunden folgte der Schock bei Mercedes, als aus dem Motorraum des drittplatzieren Hankook-SLS Rauch aufstieg. Kurze Zeit später rollte der Flügeltürer auch am Streckenrand aus. Nutznießer war der Wochenspiegel-Manthey von Lieb, Dumas, Luhr und Lietz, der damit auf das Podest aufrückte.

Der Manthey-Porsche verunfallte auf der Ziellinie, Foto: Sönke Brederlow
Der Manthey-Porsche verunfallte auf der Ziellinie, Foto: Sönke Brederlow

Dieser erhielt in den letzten Runden aber noch kräftig Druck vom zweiten Hankook-SLS, der Dicht am Heck des Manthey-Porsches hing. Links und rechts zogen die beiden Kontrahenten an den langsameren Fahrzeugen und sogar am späteren Sieger, der bereits Tempo rausgenommen hatte, vorbei. Dadurch mussten beide eine weitere Runde anhängen.

Soweit sollte es jedoch nicht mehr kommen, denn mitten auf der Start-Ziel-Geraden wurde der Manthey-Porsche langsamer und blieb - vermutlich mit leerem Tank - sogar stehen. Ein Renault Clio konnte nicht mehr ausweichen und traf den stehenden Porsche im Heck. Während der Hankook-SLS eine weitere Runde anhängen konnte und so auf das Podest fahren konnte, schied der Manthey-Porsche in der letzten Runde aus.

Was machte eigentlich...

...der Polesitter BMW Z4 GT3 von Schubert Motorsport? Nachdem die Mannschaft aus Oschersleben in der Nacht durch einen Defekt an der Antriebswelle weit zurückgeworfen wurde, gab es im Verlauf des Rennens kein Anschluss an die Spitze mehr. Zwar gaben Uwe Alzen, Dirk Müller, Dirk Adorf und Jörg Müller noch einmal alles, am Ende sprang immerhin der siebte Rang heraus.

...der Aston Martin der Stuck-Brüder? Nach dem frühen Reifenschaden hatte die Mannschaft von Young Driver AMR bereits zwölf Runden Rückstand auf die Spitze. Am Sonntagmorgen trat schließlich beim Schwesterauto ein Felgenbruch auf, der auch die Stuck-Brüder vorsichtshalber zur Pause zwang. Die letzten zwei Stunden gingen sie jedoch nochmal auf die Strecke, um ihren Fans wenigstens ein kleines bisschen Action zu bieten.

Der P4/5 Competizione fiel bei den Fans auf, Foto: Sönke Brederlow
Der P4/5 Competizione fiel bei den Fans auf, Foto: Sönke Brederlow

...der P4/5 Competizione? Der Prototyp aus Basis eines Ferraris fuhr ein ruhiges und unauffälliges Rennen. Lediglich zu Beginn des Langstreckenklassikers gab es einen kleinen Zwischenfall in der Box, als es am Auspuff des Fahrzeugs eine Verpuffung gab, die den Overall eines Mechanikers in Brand setzte. Verletzt wurde niemand und auch der P4/5 Competizione konnte seine Fahrt fortsetzen. In Folge dessen musste er jedoch ohne das KER-System auskommen. Im Gesamtklassement fand sich das Unikat auf Rang zwölf wieder.

...der Porsche mit Nordschleifen-Expertin Sabine Schmitz? Bis zum Sonntagmorgen lief es für das Team im Porsche 997 GT3R problemlos. Dann krochen sie erst mit einem technischen Defekt langsam an die Box zurück, wenig später trat auch noch ein Reifenschaden am Fahrzeug auf. Unterm Strich sprang dennoch der sechste Gesamtrang - und damit der beste Porsche - heraus.

...der Biodiesel-Scirocco von Musiker Smudo? Zu Beginn lief es nicht schlecht für das Quartett um Musiker Smudo und TV-Auto-Experte Tim Schrick. Dann streikte jedoch die Technik und die Mannschaft musste das Fahrzeug an der Box abstellen. Als Ersatzt hätte lediglich das Bauteil eines Serien-Sciroccos gereicht, doch nicht einmal das konnte aufgetrieben werden. Der Bio-Scirocco bewegte sich demnach nicht mehr aus der Box.

...der Timbuli-Porsche mit Marc Hennerici? Bereits in der ersten halben Stunde des Rennens wurde die Mannschaft, die für den guten Zweck unterwegs ist, durch einen Reifenschaden zurückgeworfen. Am frühen Abend verbrachte er weitere Minuten an der Box, nachdem er sich beim Überrunden den Kühler beschädigt hatte. Sonntagmorgen kam der Porsche erneut mit einem Reifenschaden in die Box. Spätestens jetzt war klar, dass es für das Team nichts mehr zu holen. Am Ende stand der Porsche 997 GT3R auf Gesamtrang elf.