Die 24 Stunden von Le Mans gelten allgemeinhin als das berühmteste Autorennen der Welt, und haben ihren Status durch den jüngsten sowie anhaltenden Hersteller-Boom gefestigt. Fragt man sich im WEC-Fahrerlager durch, welches Rennen das speziellste im Rennkalender ist, gibt es eigentlich nur eine Antwort. "Ich kann Le Mans kaum erwarten, das ist das beste Rennen des Jahres und alle freuen sich drauf", sagte stellvertretend BMW-Neuzugang Kevin Magnussen zu Motorsport-Magazin.com.
Doch Ausnahmen bestätigten bekanntermaßen die Regel. Mick Schumacher ist so eine Ausnahme. Der Alpine-Pilot machte kein Geheimnis daraus, dass es für ihn neben den 24 Stunden von Le Mans auch noch andere attraktive Optionen gibt. "Natürlich freue ich mich auf Le Mans, weil sich das Team so darauf freut", sagte Schumacher beim letzten WEC-Lauf in Spa während einer kleinen Medienrunde auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Aber im Endeffekt ist es jetzt nicht das große, spezielle Rennen für mich."
Mick Schumacher: "Le Mans ein bisschen wie alle anderen Rennen auch"
Stattdessen kommen dem früheren Formel-1-Piloten, der weiterhin auf seine Rückkehr in die Königsklasse des Motorsports hinarbeitet, andere Kandidaten in den Sinn. Schumacher: "Le Mans ist für mich ein bisschen ein Rennen wie alle anderen auch. Ich liebe Spa, Sao Paulo und Suzuka. Das sind meine drei Favoriten. Sao Paulo und Spa haben wir im WEC-Kalender. Deshalb freue ich mich über die beiden Rennen genauso sehr wie über Le Mans."
Dass Le Mans als absoluter Fixstern im WEC-Kalender gilt, ist Schumacher natürlich nicht verborgen geblieben. Vor allem, weil der 24-Stunden-Marathon gleichzeitig das Heimrennen seines Alpine-Teams bildet. Man könnte sogar sagen: Le Mans ist größer als alle anderen sieben WEC-Rennen zusammen. Ein Sieg beim französischen Langstrecken-Klassiker ist unter den meisten Herstellern höher anzusiedeln als der Gewinn der Fahrer- oder Hersteller-Weltmeisterschaft.

Schumacher: "Wenn man Le Mans gewinnt, hat man es allen gezeigt"
Le Mans steht für sich alleine, könnte man sagen, in etwa vergleichbar mit dem Indy 500 der IndyCar-Meisterschaft. "Für mich ist es ja immer so", holte Schumacher aus. "Wenn man eine Meisterschaft gewinnt, hat man es allen gezeigt. Hier ist es so, wenn man Le Mans gewinnt, dann hat man es allen gezeigt. Deshalb ist die Herangehensweise etwas anders, auch das Mindset im Team. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig für mich."
Im vergangenen Jahr hatten Schumacher und seine Alpine-Teamkollegen mehr Zeit als gewünscht, sich das Drumherum des Rennens zu betrachten, das jährlich mehr als 300.000 Zuschauer anlockt: Beide Alpine A424 fielen 2024 wegen Motorschäden frühzeitig aus. Diese Schmach wollen die Franzosen nun vergessen machen, und die Chancen stehen nicht schlecht. Schumacher und seine Teamkollegen Jules Gounon (seine Freundin Michelle Gatting fällt verletzt aus) sowie Fred Makowiecki fuhren in zwei der bisherigen drei WEC-Rennen aufs Podium.
Schumacher-Alpine bei Le-Mans-Test vorne dabei
"Die Erwartungshaltung ist natürlich immer groß, letztes Jahr auch schon", sagte Schumacher. "2024 war unser erstes Jahr, das muss man fairerweise sagen. Dieses Mal ist mit viel mehr Erfahrung zu rechnen. Auch von unserer Seite gehen wir mit einer größeren Erwartungshaltung ran. Hoffentlich erleben wir diesmal das Ende des Rennens. Das ist unser großes Ziel. Ein 24-Stunden-Rennen ist nicht einfach. Es ist auch eine schwierige Strecke und eine super-enge Meisterschaft. Man kann davon ausgehen, dass Le Mans ein richtig enges Ding wird."
Beim offiziellen Le-Mans-Test am vergangenen Freitag landeten Schumacher und Co. auf dem vierten Platz im Gesamtklassement. Der Rückstand auf Spitzenreiter Toyota (3:26.246 Minuten) betrug 1,067 Sekunden. Der Schwester-Alpine um den Österreicher Ferdinand Habsburg, Charles Milesi und Paul-Loup Chatin belegte Rang zehn.
"Insgesamt sieht es positiv aus, aber wir sind noch nicht ans Eingemachte gegangen", lautete Schumachers Fazit nach dem Auftakt am Sonntag. Vor dem 1. Freien Training an diesem Mittwoch (14:00-17:00 Uhr - hier geht es zum Zeitplan) sagte er: "Es wird entscheidend sein, das Beste aus der nächsten Session herauszuholen, da es nur noch eine vor dem Qualifying gibt."
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