Der Stern kehrt zurück nach Le Mans. Mercedes-AMG gibt 2025 nach 26 Jahren Auszeit sein Comeback beim 24-Stunden-Klassiker, der zum Rennkalender der WEC zählt. Zusammen mit dem Team Iron Lynx setzen die Affalterbacher zwei Mercedes-AMG GT3 in der GTE-Nachfolgerklasse namens LMGT3 ein.
Mercedes in Le Mans, diese Nachricht ging nach der Bekanntgabe am Mittwoch um die Welt. Dabei stehen die Vorzeichen diesmal ganz anders als 1999 beim bis dato letzten Start des Premiumherstellers an der Sarthe. Damals entwickelte das langjährige Mercedes-Werksteam HWA einen Rennwagen, der speziell für den Einsatz in Le Mans bestimmt war. Heute kommt ein Mercedes-AMG GT3 zum Zuge, wie er in schier unzähligen weiteren Meisterschaften an den Start geht.
Mercedes-Benz und Le Mans: Eine dramatische Kombination
Vor 26 Jahren wählte Mercedes einen Mercedes-Benz CLR für das 24-Stunden-Rennen, den Nachfolger des FIA-GT-Championship-Gewinners Mercedes-Benz CLK GTR. Unter der Haube werkelte aber nicht der V12-Motor des Vorgängers, sondern ein V8-Aggregat mit 5,7 Litern Hubraum. Der CLR-Benz war in der GTP-Kategorie für geschlossene Chassis eingeschrieben, die Klassengegner hießen Toyota GT-One und Audi R8C. BMW hingegen startete mit seinem später siegreichen V12 LMR in der LMP-Klasse für offene Sportwagen.
Dass sich Mercedes mehr als 20 Jahre lang nicht bei den 24 Stunden von Le Mans blicken ließ, war nicht ohne Grund. Diese Kombination war ohnehin vorbelastet, nachdem ein Mercedes 300 SLR beim 24h-Rennen im Jahr 1955 für den wohl schwersten Unfall in der Geschichte des Motorsports gesorgt hatte. Mercedes-Fahrer Pierre Levegh flog damals nach einem durch den Jaguar-Piloten und späteren Sieger Mike Hawthorn ausgelöstem Manöver auf die dicht gefüllte Haupttribüne. 84 Menschen inklusive Levegh verloren dabei ihr Leben.
Mercedes-Benz zog sich bis Mitte der 80er-Jahre aus Motorsport zurück, wobei der tragische Unfall in Le Mans nicht ausschlaggebend für diese Entscheidung gewesen sein soll. In mehreren europäischen Ländern wurden außerdem Motorsportveranstaltungen verboten. Die Schweiz etwa hob erst 2022 ihr damals verhängtes Rundstreckenverbot auf und trug ein Rennen der Formel E in Zürich aus. Mercedes kehrte nach langer Abwesenheit zurück nach Le Mans gewann den Klassiker 1989 zusammen mit dem Schweizer Rennstall Sauber und den Fahrern Jochen Mass, Manuel Reuter und Stanley Dickens.
Le Mans 1999: Als der Mercedes CLR im Wald landete
Genau zehn Jahre später sollte sich ein neues Sterne-Drama ereignen, in dessen Folge sich Mercedes wieder für Jahrzehnte aus Le Mans zurückziehen sollte. Am Samstagabend des 12. Juni 1999 bei der 67. Auflage des 24h-Rennen gingen TV-Bilder um die Welt, die einen wild in der Luft herumwirbelnden Mercedes-Benz CLR zeigten, der 30 Meter neben der Streckenbegrenzung unsanft im Wald landete. Der britische Fahrer Peter Dumbreck hatte Glück und kam mit leichten Prellungen davon. Mercedes unter der Leitung von Motorsportchef Norbert Haug reagierte umgehend und meldete den letzten verbliebenen CLR um den heutigen DTM-Rekordmeister Bernd Schneider, Pedro Lamy und Franck Lagorce aus dem Rennen ab.
Es war bereits das dritte Mal an jenem Wochenende, dass einer der drei eingeschriebenen Mercedes-Rennwagen Unterluft bekam und vom Asphalt abhob. Nur: Davon gab es keine Fernsehbilder. Erst im Rennen sahen Millionen TV-Zuschauer und die 200.000 Besucher vor Ort, was sich rund um den CLR ereignet hatte.
Die Aerodynamik des Mercedes sollte sich als problematisch herausstellen, was sich bereits im Qualifying auf dramatische Art und Weise zeigte, als der damalige Mercedes-Werksfahrer Mark Webber am Streckenabschnitt Indianapolis mit seinem Sportwagen in die Luft stieg und bei dem schweren Crash wie durch ein Wunder mit dem Schrecken davonkam. An einem neuen Chassis wurden anschließend Optimierungen vorgenommen, u.a. wurden an der Front sogenannte Winglets angebracht, um den Abtrieb zu erhöhen.
Mercedes: Prototypen-Rückzug nach Le-Mans-Drama
Trotzdem standen im Rennen nicht alle drei AMG-Prototypen am Start, obwohl sie sich qualifiziert hatten. Der spätere Formel-1-Pilot Webber hatte seine 'Flug-Show' nämlich im Warm-up fortgesetzt, was dazu führte, dass Motorsportchef Haug in Absprache mit Jürgen Hubbert, Mitglied des Vorstands der damaligen DaimlerChrysler AG, den Sportwagen mit der Startnummer #4 zurückzog und nur noch zwei der drei CLR am Rennen teilnahmen.
An ihnen wurden von Cheftechniker Gerhard Ungar und seinen Ingenieuren weitere Modifikationen vorgenommen und die Fahrer zudem angewiesen, anderen Konkurrenten im Windschatten (Dirty Air) über größere Bodenwellen nicht zu dicht zu folgen. Daran hielt sich Dumbreck im Rennen bekanntermaßen nicht...
Als Folge des Le-Mans-Dramas von 1999 zog sich Mercedes-Benz vom Rennsport mit Sportwagen-Prototypen zurück und konzentrierte sich stattdessen auf Werkseinsätze mit dem AMG-Team in der DTM. Die Stuttgarter hatten für die 'Mission '99', für die nur der Gesamtsieg zählte, angeblich fast 200 Millionen D-Mark investiert.
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