Das Ende der GTE-Klasse bei den 24 Stunden von Le Mans und in der WEC-Langstreckenweltmeisterschaft steht bevor. Ab 2024 werden GT3-Fahrzeuge die teuren GTE-Boliden vollständig ersetzen. Das gab der Veranstalter ACO auf seiner traditionellen Pressekonferenz an diesem Freitag vor der 90. Auflage der 24h Le Mans offiziell bekannt.

Die wenig überraschende Entscheidung ist tatsächlich ein Abschied auf Raten: GTE-Autos bleiben auch in der Saison 2023 startberechtigt, allerdings wird die Klasse GTE-Pro mit rein werksunterstützten Teams und Fahrern eingedampft. Nächstes Jahr dürfen nur noch Fahrzeuge teilnehmen, die der GTE-Am-Klasse zugeordnet werden können.

Foto: LAT Images
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Die GTE-Pro-Kategorie bei den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans ist ohnehin überschaubar: Porsche setzt letztmalig zwei Porsche 911 RSR - 19 ein, Corvette startet mit zwei Corvette C8.R GTE und die Ferrari-Teams AF Corse sowie Riley starten mit drei Ferrari 488 GTE. Porsche schwenkt ab 2023 auf die neue LMDh-Klasse um, während Ferrari ein LMH-Hypercar entwickelt. In der GTE-Am treten dieses Jahr 23 Fahrzeuge an.

Auch der ACO ist auf den Trichter gekommen, dass GT3-Autos - einst für den Kundensport und vorrangig ambitionierte Amateur-Rennfahrer entwickelt - die Zukunft gehört. Die GT3-Premiere bei den 24 Stunden von Le Mans 2024 soll unter einer alleinigen Pro-Am-Kategorie laufen, auf eine Aufteilung wie bisher soll verzichtet werden. Der konkrete Name für diese neugeschaffene Klasse ist noch nicht bekannt.

Le Mans: GT3-Autos mit speziellem Aero-Kit?

In der Präsentation des ACO ist mit Blick auf die 'LM GT3' auch die Rede von einer 'GT3 Premium', ohne näher ins Detail zu gehen. Dabei handelt es sich offenbar um die Idee eines speziellen Aero-Pakets, das nur in Le Mans eingesetzt werden soll. Dieser besondere Look soll laut Langstrecken-Chef Richard Mille mit 50.000 bis 100.000 Euro zu Buche schlagen.

Ob das den Herstellern und privaten Teams gefällt, die die Teile entwickeln bzw. kaufen sollen... "Die Basis ist GT3, aber mit Blick auf das Aussehen wollen wir ein paar Upgrades", sagte Mille zu Sportscar365. "Das Kit richtet sich nach dem Kostendeckel.

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In der 'Partner-Serie' IMSA wurde der Wechsel von GTE- auf GT3-Autos bereits vollzogen. Bei den diesjährigen 24 Stunden von Daytona im Januar traten zwei neue Klassen anstelle der arrivierten GTE-Boliden: die 'GTD-Pro' mit Profis auf den GT3-Fahrzeugen sowie die 'GTD' mit einem Mix aus Amateuren und Profis.

Für allgemeine Motorsport-Fans dürften all diese Bezeichnungen und Änderungen etwas verwirrend klingen. Die Umstrukturierung erfolgt im Zuge des neugeschaffenen Austauschs zwischen ACO (WEC) und IMSA, um gemeinsame Starts bei den wichtigsten Langstreckenrennen der Welt zu ermöglichen. In der ursprünglichen Idee sollten die aktuellen LMH (Le Mans Hypercar) und die neuen LMDh (Le Mans Daytona hybrid) in einer gesamtsiegfähigen Klasse gegeneinander antreten können.

Dieser weltweit mit Zuspruch aufgenommene Plan der beiden großen Sportwagen-Organisationen ist allerdings mit einer Wartezeit behaftet. Hersteller wie BMW wollen 2023 zunächst ausschließlich in der IMSA antreten und Le Mans zunächst auslassen.

Andere Marken wie Porsche und Cadillac planen hingegen, sich sowohl in der WEC (Le Mans) als auch in der IMSA (Daytona) engagieren. Fragezeichen stehen unterdessen hinter ursprünglich angedachten Starts von WEC-Hypercars in der US-Rennserie. 2023 gehen in der WEC neben den Hypercars von Toyota und Glickenhaus auch die neuen Wettbewerber Peugeot und Ferrari mit Werks-Engagements an den Start.

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Neues Reglement für LMP2 ab 2025

Neben den LMH-Hypercars, LMDh-Autos und GTE bzw. GT3-Fahrzeugen mischen in Zukunft weiterhin die LMP2-Boliden mit in Le Mans und Daytona. Auch hier hatte der ACO auf seiner Pressekonferenz Neuigkeiten zu vermelden: Ein neues Reglement soll von 2025 bis 2030 für diese Prototypen-Klasse eingeführt werden. Die künftigen LMP2 basieren grundlegend auf den LMDh-Autos, deren Chassis von den Herstellern Oreca, Dallara, Ligier oder Multimatic geliefert werden und die von einheitlichen Hybridsystemen angetrieben werden. Ein Hybridantrieb könnte in späteren Jahren die reinen Saugmotoren in der LMP2-Klasse ersetzen.

Aktuell kommt die boomende LMP2-Klasse - dieses Jahr mit 27 Autos in Le Mans vertreten - ohne eine Balance of Performance aus. Das soll sich künftig ändern. ACO-Präsident Pierre Fillon sprach hier von einer sogenannten AoP (Adjustment of Performance), die zweimal pro Saison überprüft werden soll. Eine BoP hingegen wird üblicherweise von Rennen zu Rennen angepasst. "Es ist keine Balance of Performance", versicherte Fillon. "Zweimal pro Jahr überprüfen wir den Output einiger Parameter mit Blick auf das Chassis." In der aktuellen LMP2-Kategorie kommen ausschließlich Oreca-Chassis sowie ein einzelner Ligier zum Einsatz.