Porsche bereitet sich mit großer Akribie auf die Rückkehr in die Topklasse der 24 Stunden von Le Mans vor. Der Rollout mit dem neuen LMDh (Le Mans Daytona hybrid)-Prototypen, der ab 2023 sowohl in der WEC als auch in der IMSA zum Einsatz kommen soll, ist noch vor Weihnachten geplant. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll die erste Ausfahrt spätestens am Mittwoch, 22. Dezember 2021 auf dem Firmengelände in Weissach über die Bühne gehen.
Wer am Steuer des LMDh-Porsche sitzen wird, ist noch nicht bekannt. Ursprünglich war geplant gewesen, den Rollout schon in dieser Woche zu absolvieren. Doch Porsche ist ebenso wie zahlreiche andere Autobauer im Rennsport bzw. in der Serienentwicklung mit Lieferengpässen konfrontiert, die sowohl aus der Corona-Pandemie als auch dem 'Brexit' herrühren.
Bilder des LMDh-Porsche gibt es bislang nicht, der Sportwagenbauer veröffentlichte nur Grafiken. Keiner der Hersteller will sich in die Karten schauen lassen: Peugeot zeigte zwar ein echtes Foto vom kürzlich erfolgten Rollout seines Le Mans Hypercar (LMH) für die WEC-Rückkehr zur Saison 2022, vertuschte aber die genaue Heckansicht. Ob die Franzosen tatsächlich wie angekündigt auf einen Heckflügel verzichten, ist noch nicht klar. Auf dem Foto waren immerhin kleine Flügelelemente an den Flanken der Heckpartie zu erkennen.
Während Peugeot schon in der WEC-Saison 2022 den Hypercar-Kampf mit Toyota und Glickenhaus aufnimmt, stoßen die LMDh-Boliden erst ein Jahr später hinzu. Den ersten realen Strecken-Test plant Porsche nach unseren Informationen für Ende Januar 2022 auf der spanischen Rennstrecke Circuit Ricardo Tormo nahe Valencia.
LMDh-Porsche: Gerüchte um Formel-1-Stars
Fans werden sich wohl noch eine Weile gedulden müssen, bis die Piloten für Porsches Prototypen-Programm bekanntgegeben werden. Bei der anstehenden und traditionellen 'Night of Champions' am kommenden Samstagabend - wegen Corona wie im Vorjahr virtuell abgehalten - ist nach aktuellem Stand nicht mit einer konkreten Fahrer-Bekanntgabe zu rechnen. Vorgestellt wird möglicherweise der gesamte Werksfahrer-Pool für 2022.
In der Gerüchteküche tummeln sich unterdessen bekannte Fahrernahmen. Allen voran der ehemalige Formel-1-Fahrer Nico Hülkenberg, der 2015 mit seinen Porsche-Teamkollegen Nick Tandy und Earl Bamber sensationell die 24 Stunden von Le Mans gewann. Auch der Name Robert Kubica soll im VW-Konzern gefallen sein. Der Ex-Formel-1-Pilot gewann dieses Jahr mit Spitzenteam WRT die European Le Mans Series und schrammte in Le Mans beim Sieg des Schwesterautos wegen eines Ausfalls kurz vor Schluss nur knapp am LMP2-Klassensieg vorbei.
Daytona ohne Audi - Le Mans ohne BMW?
Apropos WRT: Das langjährige Kundenteam von Audi gilt weiterhin als heißer Anwärter für die LMDh-Einsatze des Autobauers aus Ingolstadt. Möglicherweise aber nur in der Langstrecken-WM (WEC), denn wie wir bereits exklusiv berichtet hatten, steht der geplante und bereits öffentlich kommunizierte Audi-Einstieg in die US-amerikanische IMSA-Serie 2023 weiterhin arg auf der Kippe. Audis LMDh-Rollout soll im Februar 2022 erfolgen.
Kurios: Konkurrent BMW verzichtet laut Aussage von Motorsportleiter Mike Krack im ersten Jahr mit seinem LMDh-Projekt hingegen auf die WEC sowie Le Mans und konzentriert sich 2023 ausschließlich auf die Übersee-Rennen der IMSA. Zu weltweiten Dreifach-Schlachten der drei deutschen Autobauer würde es im Debütjahr der LMDh demnach gar nicht kommen.
Sollten diese Szenarien tatsächlich eintreten, würde aus dem Kreis der deutschen Hersteller zunächst nur Porsche sein LMDh-Auto sowohl in der WEC als auch in der IMSA samt Partnerteam Penske ins Feld führen. Dabei diente die Gründung dieser Kategorie einst der Möglichkeit, mit einem siegfähigen Auto bei sämtlichen wichtigen Langstreckenrennen der Welt von Le Mans über Daytona bis Sebring antreten zu können. Voraussetzung für den Start beim Frankreich-Klassiker ist allerdings eine Teilnahme an der gesamten WEC-Saison.
Porsche: Halbes Jahr Vorsprung auf BMW
Porsche hatte sich bereits am 16. Dezember 2020 - sechs Monate vor BMW mit seinem Dallara-Chassis - zur neuen Prototypen-Klasse bekannt und die Vorbereitungen vorangetrieben. Multimatic beliefert Porsche und Konzernschwester Audi mit Chassis für die LMDh-Prototypen. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com stammt obendrein der Verbrennungs-Motor im Porsche und Audi aus einer Hand, wobei Porsche bei der Entwicklung des V8-Aggregats die Oberhand haben soll.
In der LMDh-Klasse können die Hersteller ihre Motoren selbst entwickeln, während das einheitliche Hybridsystem von Bosch stammt. Die Systemleistung liegt analog zu den Le-Mans-Hypercars bei maximal 500 kW (680 PS).
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