Lewis Hamilton wechselt von Mercedes zu Ferrari, während Carlos Sainz am Ende des Jahres "Arrivederci!" zum Team aus Maranello sagen muss. Ein Fahrerwechsel, den man so nicht hat kommen sehen, doch davon gab es in der Formel 1 schon einige im letzten Jahrzehnt. Und welch Überraschung: Lewis Hamilton selbst macht 2013 gleich den Anfang.

Lauda überzeugte Hamilton bei Mercedes zu unterschreiben, Foto: Sutton
Lauda überzeugte Hamilton bei Mercedes zu unterschreiben, Foto: Sutton

2013: Hamilton ersetzt Schumacher bei Mercedes

Was wäre gewesen, wenn Michael Schumacher tatsächlich eine weitere Saison bei Mercedes geblieben wäre? Das werden wir nie erfahren. Ein Angebot von Mercedes hatte er, bis Oktober hatte er Zeit sich zu entscheiden. Das war Niki Lauda jedoch zu spät und zu riskant.

So kam es in Singapur am Freitag in aller Früh um 02:00 Uhr in Hamiltons Hotelzimmer zum Gespräch mit dem damaligen McLaren-Fahrer und Lauda. Die richtige Antwort, um Hamilton zu überzeugen hatte der Österreicher nicht parat, jedoch sagte er: "Du fährst jetzt seit deinem zwölften Lebensjahr bei McLaren. Du musst für deine Weiterentwicklung mehr Risiken eingehen. Stell dir vor, die Rechnung geht auf, und du wirst mit Mercedes Weltmeister. Da bist du berühmter als Schumacher und Fangio zusammen."

Diese Antwort war dem Weltmeister von 2008 Anreiz genug, um nach dem Rennen in Singapur den Vertrag bei Mercedes zu unterzeichnen, nachdem Schumacher sich entschieden hatte, seine aktive F1-Karriere zu beenden. Laudas Rat erwies sich als goldrichtig: Hamilton schaffte schließlich das (und noch viel mehr), was Michael Schuhmacher nicht gelingen wollte - ein Sieg mit den Silberpfeilen.

Der neue Mann im Cockpit von Red Bull: Daniel Ricciardo, Foto: Red Bull
Der neue Mann im Cockpit von Red Bull: Daniel Ricciardo, Foto: Red Bull

2014: Ricciardo schnappt sich das Cockpit von Landsmann Webber

Daniel Ricciardo war erst zwölf Jahre alt, als er das Formel-1-Debüt Mark Webbers in Melbourne als Fan miterlebte. Weitere zwölf Jahre später sah die Geschichte schon ganz anders aus.

Im Jahr 2012 gab Daniel Ricciardo sein Formel-1-Debüt im Red Bull Junior Team Toro Rosso. Nur zwei Jahre und 42 Grands Prix später, unterschrieb der 24-jährige Ricciardo einen Vertrag bei Red Bull und wurde Teamkollege von Sebastian Vettel. Vorgestellt wurde der gebürtige Australier aus dem westlichen Perth in Salzburgs Hangar-7 im Rahmen der ServusTV Sendung Sport+ Talk.

Der Jungbulle beendete somit Mark Webbers F1-Karriere, was nur wenige Minuten vor dem Start des belgischen Grand Prix im australischen Fernsehen bekannt wurde. Webber selbst fand sich von 2014 bis 2016 in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft bei Porsche wieder.

Die rote Teamkleidung musste Alonso an Vettel weitergeben, Foto: Sutton
Die rote Teamkleidung musste Alonso an Vettel weitergeben, Foto: Sutton

2015: Vettel löst Alonso bei Ferrari ab

Eigentlich drehte sich alles um den Mercedes-WM-Showdown: Hamilton oder Rosberg? Wer wird Weltmeister? Ferrari machte Mercedes drei Tage vor der WM-Entscheidung aber schlicht und einfach einen Strich durch die Rechnung und verkündete die News schlecht hin: Die Scuderia trennt sich von Fernando Alonso. Nur wenige Minuten später begrüßte das Team aus Maranello den vierfach Weltmeister Sebastian Vettel auf deren Twitter-Account, dessen Traum es war, seinem Idol Michael Schumacher als Ferrari-Pilot nachzueifern.

Alonso schwieg währenddessen über seine Zukunftspläne. Er unterschrieb später einen Dreijahresvertrag für McLaren. Was zum damaligen Zeitpunkt noch keiner wissen konnte: Fast ein Jahrzehnt später, im Jahr 2023, drehte Alonso den Spieß um und löste Vettel bei Aston Martin ab.

Vettel betonte, dass es kein Entschluss gegen Red Bull gewesen sei, sondern ein Entschluss für seine Zukunft. Bei der Scuderia versuchte Vettel das zu erreichen, was seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen bereits gelungen war: ein Weltmeister-Titel mit Ferrari (der ihm aber verwehrt bleiben sollte).

Von Monaco auf das Podest in Abu Dhabi: Charles Leclerc, Foto: LAT Images
Von Monaco auf das Podest in Abu Dhabi: Charles Leclerc, Foto: LAT Images

2019: Der Prinz von Monaco stiehlt Kimi Räikkönen den Ferrari-Thron

Seit Anfang 2016 ist der Monegasse Charles Leclerc Teil des Ferrari-Nachwuchsprogramms. Im Jahr 2017 erzählte er seinem Vater Herve Leclerc, dessen größter Wunsch es war, seinen Sohn in der Königsklasse des Motorsports fahren zu sehen, am Sterbebett, dass er einen Vertrag für die kommende F1-Saison unterschrieben hätte. Zum damaligen Zeitpunkt war das gelogen, wie er später ausplauderte, denn unterschrieben hatte er zum Todeszeitpunkt seines Vaters noch nicht.

Dass er dann direkt nach seiner starken Debütsaison bei Alfa Romeo nach Maranello befördert werden würde und Ferrari-Weltmeister Kimi Räikkönen für ihn Platz machen musste, konnte er damals noch nicht ahnen. Kimi Räikkönen wechselte schließlich für zwei Jahre zu Sauber, bevor er anschließend in F1-Rente ging.

Die Entscheidung über Leclercs Zukunft bei Ferrari traf noch der wenig später verstorbene FIAT-Präsident Sergio Marchionne. Der Tod war leider ein stetiger Begleiter des jungen Rennfahrers aus Monaco. So musste er nicht nur von seinem Vater sehr früh Abschied nehmen, sondern auch von seinem Patenonkel, Vorbild und Rennfahrer Jules Bianchi. Auch der erste Formel-1-Sieg des Monegassen in Spa 2019 hatte einen bitteren Beigeschmack, nachdem nur einen Tag zuvor sein Kart-Freund Anthoine Hubert bei einem Formel-2-Rennen auf derselben Strecke tödlich verunglückte.

Aston Martin-Fahrer Fernando Alonso feiert Platz 3 auf dem Podium
Alonso bekam bei Aston Martin ein Rennauto, mit dem er aufs Podium fahren konnte, Foto: LAT Images

2023: Alonso bekommt Vettels Sitz bei Aston Martin

Mit Saisonende 2022 beendete Sebastian Vettel in Abu Dhabi seine Formel 1 Karriere. Welche Auswirkungen sein Rücktritt auf den Fahrermarkt hatte, ist sehr einfach zu beschreiben: Silly Season.

Kein geringerer als Fernando Alonso füllte die Lücke bei Aston Martin und ersetzte Vettel im Team des Kanadiers Lawrence Stroll. Somit wurde ein Platz bei Alpine frei, um den sich aber keiner zu reißen schien. Alpine verkündete den Australier Oscar Piastri für die kommende Saison, der allerdings zusammen mit seinem Manager Mark Webber sich dazu entschieden hatte, bei McLaren zu unterschreiben, die Ricciardo trotz Vertrags für eine weitere Saison vor die Tür setzten. Es folgte ein Rechtsstreit, aus dem eine peinliche Niederlage für Alpine resultierte: Sie hatten nie einen gültigen Vertrag mit Piastri.