14 Rennen, 14 Siege. Red Bull dominiert die Formel-1-Saison in bisher nicht gekannten Ausmaßen. Bislang. In Singapur scheiterten sowohl Max Verstappen als auch Sergio Perez am Einzug ins Q3. Dabei startete in diesem Jahr immer mindestens ein Bulle aus der ersten Startreihe. Woher kommt der plötzliche Performance-Abfall des RB19?

Kritiker im Fahrerlager meinen, dass es einen Zusammenhang mit den Technischen Direktiven gibt. Gleich zwei Regelklarstellungen gab es vor dem Wochenende. Wobei nicht alle der Meinung sind, dass es wirklich Klarstellungen waren. Denn TD018 erinnert nur an den Geist des Reglements und gibt der FIA die Möglichkeit, die Absicht der Konstruktionen zu checken. Soll sich etwas verbiegen oder ist es nur ein unausweichlicher Nebeneffekt?

Bei TD039 ist die Sachlage etwas anders. Hier werden durch Verschärfungen der Regeln Tricks an der Unterbodenplatte unterbunden. Eigentlich sollten die Änderungen, sofern welche vorgenommen werden müssen, keinen Performance-Nachteil mit sich ziehen. Außer jemand hat tatsächlich absichtlich damit getrickst. Dann kosten die Änderungen Performance.

Formel-1-Konkurrenz nimmt Red Bull in Schutz

Ist das bei Red Bull der Fall? Im Fahrerlager ist man noch vorsichtig. "Ich würde gerne sagen, dass es daran lag, aber so etwas gibt es nicht. Es ist zu früh, um zu sagen, dass es einen Einfluss hatte. Lasst uns Suzuka abwarten", meint Mercedes Motosportchef Toto Wolff.

Der Mercedes-Boss kennt die Situation, in der Red Bull ist. Zu Beginn der Turbo-Hybrid-Ära dominierten die Silberpfeile nach Belieben. Außer in Singapur. Dort tat man sich immer etwas schwerer. 2015 starteten Lewis Hamilton und Nico Rosberg sogar nur von den Positionen fünf und sechs.

Mercedes verzweifelte 2015 in Singapur, Foto: Sutton
Mercedes verzweifelte 2015 in Singapur, Foto: Sutton

Singapur ist eine spezielle Strecke im Formel-1-Rennkalender. Die Teams kategorisieren die Kurse bei der Entwicklung ihrer Fahrzeuge. Es macht keinen Sinn, ein Auto für Monza zu konstruieren. Genauso macht es keinen Sinn, ein Auto für Singapur zu machen. Ein gutes Rennauto muss auf einer durchschnittlicheren Strecke gut sein. Wenn dann ein oder zwei extreme Strecken Schwierigkeiten bereiten, nimmt man das in Kauf.

Max Verstappen hatte schon vor dem Wochenende eine böse Ahnung: "Im Simulator habe ich schon gespürt, dass das Auto in diesem Setup-Fenster nicht so gut funktioniert. In Suzuka war es dann wieder normal." Schon eine Woche nach Singapur wartete mit Suzuka wieder ein echter Gradmesser für die Boliden.

Verstappen mit Setup-Problemen in Singapur

Red Bull scheint sich beim Setup des RB19 in Singapur verrannt zu haben. Nach dem 3. Freien Training nahm man Setup-Änderungen vor. Anschließend klagte Verstappen über Aufsetzen in den Bremsphasen. Dadurch wird die Vorderachse entlastet und droht schneller zu blockieren. Das kostet Zeit und Vertrauen.

Max Verstappen sitzt mit geöffnetem Visier im Cockpit des Red Bull RB19. Kühle Luft strömt ihm ins Gesicht.
Max Verstappen klagte über zahlreiche Setup-Probleme, Foto: Red Bull Content Pool - RUDY CAREZZEVOLI

Dazu sind langsame Ecken, wovon es auf dem Marina Bay Street Circuit reichlich gibt, nicht das Steckenpferd des Über-Boliden. Und mit einem losen Heck bekam es Verstappen in der Qualifikation ebenfalls zu tun. Bei Teamkollege Perez verschob sich die Balance von Kurve zu Kurve.

Auch McLaren-Teamchef Andrea Stella ist vorsichtig mit voreiligen Schlüssen: "Red Bull hat viel zu viel verloren, als dass es nur einen einzigen Grund dafür gibt - wenn die Direktiven überhaupt ein Grund dafür sind." (Formel 1 live aus Singapur: News von heute im Ticker)