Es sieht so aus als wäre Red Bull vom Qualifikations-Modus der anderen Motorenhersteller geschlagen worden.
Dr. Helmut Marko: Wir haben keinen Quali-Modus, das hat man bei den anderen Trainingssitzungen gesehen, als wir viel näher dran waren. Und der Abstand in Sektor eins ist wieder größer geworden. Aber trotzdem sind wir zufrieden, wir hätten nicht erwartet, dass wir Williams schlagen können. Die Runden unserer Fahrer waren nicht optimal, das heißt, der Abstand zu Vettel ist größer als er eigentlich sein müsste. Schauen wir einmal, im Rennen sind wir ja traditionell besser. Wenn noch ein bisschen Regen käme, hätten wir wieder ein spannendes Rennen.

Sind Sie überrascht, dass es auf dieser Strecke unter dem Strich so gut läuft? Vom Layout liegt sie Red Bull ja nicht unbedingt.
Dr. Helmut Marko: Nein, das hätten wir nicht erwartet. Der sehr rutschige Belag kommt uns aber natürlich sehr entgegen. Traktion ist wichtig und man sieht ja, dass wir in den Sektoren zwei und drei wirklich gut dabei sind.

Die Strecke hat sich von Freitag auf Samstag stark verbessert. Ein Grund, warum der Abstand zur Spitze größer geworden ist?
Dr. Helmut Marko: Das ist sicher ein Grund. Aber wenn ich zum Himmel schaue, sieht das recht schwarz aus. Wenn es schon am Sonntag nicht regnet, hoffe ich, dass es über Nacht regnet, denn damit hätten wir mehr oder weniger wieder den ursprünglichen Zustand der Strecke.

Red Bull präsentiert sich in Mexiko stark, Foto: Sutton
Red Bull präsentiert sich in Mexiko stark, Foto: Sutton

Wissen Sie schon, ob der neue Renault-Motor in Brasilien eingesetzt werden wird?
Dr. Helmut Marko: Wir müssen das nach dem Rennen hier evaluieren. Es könnte sein, weil wir bei einem Auto mit den Kilometerleistungen schon ziemlich am Limit sind.

Jean Todt hat gesagt, er tut alles in seiner Macht stehende, um Red Bull zu helfen. Allerdings hat er in puncto Motoren nicht viel Macht…
Dr. Helmut Marko: Wir haben heute noch ein Meeting mit ihm und da werde ich erfahren, was sein Standpunkt ist und in welcher Art und Weise er uns unterstützen kann. Aber es ist schon einmal sehr positiv, dass er die kritische Situation erkannt hat und auch mit dem anderen Motorenkonzept die Abhängigkeit von den Herstellern durchbricht.

Bernie Ecclestone steht auch auf Ihrer Seite. Fühlen Sie sich, abgesehen von den Motorenherstellern, vom Paddock gut unterstützt?
Dr. Helmut Marko: Wir sind gut unterstützt, sowohl von Bernie als auch Jean Todt. Aber es zeigt sich leider, welche Macht die Hersteller zwischenzeitlich errungen haben, dass sie eigentlich den sportlichen Ablauf bestimmen - wer kriegt einen Motor und wer kriegt ihn nicht.

Sie haben gesagt, der Alternativmotor ist die Rettung der Formel 1. Befürchten Sie nicht, dass es große Diskussionen über die Balance of Performance geben wird?
Dr. Helmut Marko: Ich glaube, das kann man mit den Simulationsmöglichkeiten, die es heute gibt, sehr gerecht hinbekommen. Es würde im Gegenteil die Spannung erhöhen, weil der eine Motor am Anfang des Rennens schneller ist und der andere am Ende. Das hat es ja immer wieder gegeben. Ich kann mich erinnern, dass wir in einer Saison mit acht und zwölf Zylindern gefahren sind. Das ist nicht so etwas Ungewöhnliches.

Aber damals war es von Anfang an so ausgeschrieben. Jetzt ist es so, dass man einen bestehenden Motor hat und im Nachhinein einen anderen ausschreibt.
Dr. Helmut Marko: Ja, aber aus der Not heraus, weil die Machtposition missbraucht wird. Es geht um den Sport und nicht darum, dass irgendein Hersteller seine Vorstellung mehr oder minder diktatorisch durchsetzt.

Was halten Sie davon, die Aerodynamik wieder stärker freizugeben, um den Nachteil des Motors zu kompensieren? Red Bulls Stärken liegen ja klar in der Aerodynamik.
Dr. Helmut Marko: Kommt das 2017er-Reglement, gilt das für alle. Aber man kann mit aller Aerodynamik der Welt nicht 70 PS Unterschied ausgleichen. Das ist unmöglich.