Seit Monaten galt Nico Hülkenberg bereits als der wohl heißeste Anwärter auf ein Cockpit beim zukünftigen Audi-Werksteam Sauber. Jetzt ist der Vertrag endgültig beschlossene Sache. Am Freitag, dem 26. April, bestätigt Sauber die Verpflichtung Hülkenbergs ab der Formel-1-Saison 2025.

Damit wird Hülkenberg 2025 zuerst noch das letzte Sauber-Jahr ohne Audi-Motoren fahren. Mit dem neuen Motorenreglement von 2026 kommen die Ingolstädter dann an Bord. Dann hat der aktuell 36-Jährige seine zweite und vielleicht letzte Chance auf Erfolge in der Formel 1 mit einem Werksteam.

Hülkenberg wird die deutsche Speerspitze des Audi-Einstiegs

Hülkenbergs Vertrag ist mehrjährig, die genaue Laufzeit wird nicht kommuniziert. Mit ihm hat sich Audi damit zum Formel-1-Einstieg auch gleich einmal einen deutschen Fahrer gesichert, was Hülkenberg zum ersten deutschen Fahrer eines deutschen Werksteams seit Nico Rosberg 2016 bei Mercedes macht. Der Vertrag signalisiert auch den drehenden Wind bei den Audi-Werkspartnern in Hinwil, was Fahrer angeht.

"Er wird ein wichtiger Teil der Transformation unseres Teams und von Audis F1-Projekt sein", kündigt Sauber-CEO Andreas Seidl an. "Vom Start weg gab es großes gemeinsames Interesse daran, gemeinsam etwas langfristig aufzubauen. Nico ist eine starke Persönlichkeit, und sein Input, auf einem professionellen und persönlichen Level, wird uns mit dem Fortschritt bei der Entwicklung des Autos und des Teams helfen."

"Mit Audi anzutreten ist etwas ganz besonderes für mich", sagt Hülkenberg selbst. "Wenn ein deutscher Hersteller mit so viel Entschlossenheit in die Formel 1 kommt, ist das eine einzigartige Chance. Ein Werksteam so eines Herstellers mit einer in Deutschland gebauten Power Unit zu repräsentieren ist eine große Ehre für mich."

Wer wird zweiter Audi-Sauber-Fahrer?

Die letzten drei Jahre verbrachte Sauber mit Ex-Mercedes-Pilot Valtteri Bottas sowie mit Zhou Guanyu. Dass einer der beiden das zweite Cockpit bekommt gilt als zweifelhaft. Es ist kein Geheimnis, dass Sauber mit Audi im Rücken aktiv auf dem Fahrermarkt agiert. Der für 2025 noch arbeitslose Carlos Sainz gilt als zweiter Wunschkandidat neben Hülkenberg. Es wäre eine Wiedervereinigung für ein Duo, das 2018 Renault auf den vierten Platz in der Team-WM hievte.

Ob Sainz Hülkenberg nach Hinwil folgt, ist offen. Der Noch-Ferrari-Pilot ist dreifacher Rennsieger und hat einen hohen Marktwert. Er spielt gerne mit dem Interesse der etablierten Spitzenteams Mercedes und Red Bull. Dort sind die unmittelbaren Erfolgsaussichten schließlich besser, da Audi und Sauber anfangs in der Aufbauphase sein werden. Die unklare Lage um Max Verstappens Zukunft hält an der Spitze den Formel-1-Fahrermarkt außerdem weiter in Atem, erst recht nach den jüngsten Gerüchten um einen Abgang von Design-Guru Adrian Newey:

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Hülkenbergs Optionen schienen im Gegenzug zu Sainz dünner gesät. So greift er bei der Sauber-Gelegenheit dankend zu. Das sorgt für mehrere Wiedervereinigungen. Hülkenberg selbst saß 2013 ein Jahr im Sauber, wurde WM-Zehnter. Auch der seit Ende 2022 amtierende Sauber-CEO Andreas Seidl kennt ihn. 2015 arbeiteten die beiden kurz bei Porsches Le-Mans-Projekt zusammen. Mit Erfolg - zwischen F1-Rennen fuhr Hülkenberg die 24 Stunden von Le Mans und beendete zusammen mit Earl Bamber und Nick Tandy Porsches seit 1998 anhaltende Le-Mans-Dürre. Es ist sein einziger Sieg, seit er 2010 die GP2-Nachwuchsserie verließ.

Andreas Seidl und Nico Hülkenberg 2015 bei Porsche, Foto: Porsche
Andreas Seidl und Nico Hülkenberg 2015 bei Porsche, Foto: Porsche

Hülkenberg verlässt Haas: Comeback-Mission erfolgreich

In der Formel 1 war Hülkenberg nämlich der Erfolg nie vergönnt. Schon von 2017 bis 2019 saß er eigentlich in einem Werkscockpit, allerdings in der enttäuschenden Renault-Mannschaft, heute Alpine, die nie den Sprung in die Spitzengruppe schaffte. Nicht zuletzt deshalb hat Hülkenberg inzwischen zwei der undankbarsten Rekorde in der Formel 1 anhängen: In 208 Grands Prix feierte er weder einen Sieg, noch holte er überhaupt je ein Podium. Nur eine Pole hat er zu Buche stehen.

Es ist vor allem das schwache Material, dem diese Rekorde geschuldet sind. Tatsächlich stand Hülkenberg, der 2010 nach starker Nachwuchs-Karriere in die Formel 1 aufstieg, im Paddock lange hoch im Kurs. Nur das Top-Cockpit war stets außer Reichweite, egal ob er 2013 erste Alternative von Mercedes hinter Lewis Hamilton war, oder ob für 2021 sein ehemaliger Teamkollege Sergio Perez bei Red Bull den Fuß in die Tür bekam.

Nach seiner Trennung von Renault Ende 2019 war Hülkenberg bereits in seinen Dreißigern, also im fortgeschrittenen Formel-1-Alter, und fand kein gutes Einsatz-Cockpit. Drei Jahre verbrachte er auf der Ersatzbank von Aston Martin.

Mit fünf starken Auftritten als Ersatzfahrer hielt er sich im Formel-1-Gedächtnis und verwandelte das 2023 in ein Comeback mit Haas. Zwar wurde die Mannschaft Letzte in der WM, doch vor allem mit Qualifyings machte Hülkenberg auf sich aufmerksam und stellte Teamkollege Kevin Magnussen pace-technisch deutlich in den Schatten. 2024 knüpfte Hülkenberg nahtlos an diese starke Form an. In drei von fünf Rennen punktete er bereits.

"Ich würde mich gerne bei Nico für seine Mitarbeit am Team bedanken - er war ein toller Teamplayer und jemand, mit dem ich gerne gearbeitet habe", meldet sich Haas-Teamchef Ayao Komatsu zur Verabschiedung zu Wort. "Seine Erfahrung und sein Feedback waren unglaublich wertvoll, um unsere Performance zu verbessern. Ein Fakt, der in seinen Qualifyings und Rennen im VF-24 dieses Jahr klar ersichtlich ist."

Formel-1-Einstieg von Audi nimmt weiter Fahrt auf

Hülkenbergs Verpflichtung ist ein weiterer großer Schritt für Audi auf dem Weg in die Formel 1. Der Einstieg läuft weiterhin nach Plan. Im Winter beschleunigte Audi den Prozess zur vollständigen Übernahme von Sauber. Auch wenn man erst 2026 zusammenspannt, so ist es immens wichtig, für ein Projekt dieser Größe bereits jetzt alle möglichen Bausteine zusammenzubekommen.

Noch kämpft Sauber nämlich mit den Folgen eines eineinhalb Jahrzehnte langen Daseins als Mittelfeld-Privatier. Große Teile der Infrastruktur müssen erneuert werden. Gleichzeitig ist es auch für Audi eine immense Herausforderung, ein Formel-1-Motorprogramm von Grund auf aufzubauen. Einen erfahrenen Nico Hülkenberg schon im Voraus zu fixieren ist da von großem Wert.

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