Es ist endlich so weit. Red Bull präsentiert den diesjährigen Boliden, der wohl ohne liebliche Kosename auskommen muss. Der RB11 soll das gebeutelte Ex-Weltmeisterteam wieder zurück auf die Siegerstraße führen. Das Auto stammt allerdings nicht aus der Feder Adrian Neweys. Ebenfalls nicht mit dabei: Der Vierfach-Champion Sebastian Vettel, wohl aber der aufstrebende Russe Daniil Kvyat.

Das neue Auto:

Der RB11, Foto: Red Bull
Der RB11, Foto: Red Bull

Der RB11 hat dieses Jahr eine klare Zielvorgabe: Die Schmach des Vorgängers tilgen und die Lücke zu Mercedes AMG so schnell es geht schließen. Ins Auge sticht die völlig neue schwarz-weiße Lackierung, die aber vermutlich nur bei den Testfahrten zum Einsatz kommen wird. Mit welchem Look Red Bull beim Saisonstart in Australien an den Start geht, bleibt abzuwarten.

Wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass der RB11 das erste Fahrzeug seit Teambestehen ist, das nicht gänzlich von Superhirn Adrian Newey stammt und somit eine Zäsur für die Bullen bedeutet. Aufgrund des überarbeiteten technischen Reglements ist die schmale Nase des Vorjahres Geschichte, die Front mutet nun wesentlich ästhetischer an. Red Bull setzt weiterhin auf Motoren aus dem Hause Renault und hofft, dass die Power Unit weniger Probleme als im Vorjahr bereitet.

Der Vorgänger:

Das war der RB10, Foto: Red Bull
Das war der RB10, Foto: Red Bull

Der RB10 war ein Spätstarter. Zu viel Zeit vergeudete man in Milton Keynes bei diversen Entwicklungsschritten, sodass das Team beim Testauftakt in Jerez ein wahres Waterloo erlebte. Nicht nur an der neuen Power-Unit von Renault haperte es - das Gesamtkonzept des Autos war zu Beginn nicht stimmig. Umso mehr überraschte Ricciardo beim Saisonauftakt in Melbourne mit Rang zwei. Aufgrund einer zu hohen Benzin-Durchflussmenge wurde dem 25-Jährigen das Topergebnis in der Heimat wieder aberkannt - Weltmeister Vettel musste hingegen seinen Boliden zum Auftakt frühzeitig abstellen.

Erst im Laufe der Saison bekam das Team den oft waidwunden Boliden beständig konkurrenzfähig - drei Siege erkämpfte sich Daniel Ricciardo mit dem RB10. Diese drei Siege waren der dennoch herausragenden Aerodynamik des Boliden zu verdanken. Den Entwicklungsrückstand gegenüber Mercedes vermochte das Team um Chefdesigner Adrian Newey aber auch trotz der gelungenen Linienführung des RB10 während des gesamten Jahres nicht aufzuholen. Am Ende Saison stand für das chancenlose Ex-Weltmeisterteam dennoch der zweite Gesamtrang zu Buche.

Die Fahrer:

Red Bull Racing ohne Sebastian Vettel? Für viele nur schwer vorstellbar, jedoch ab der Saison 2015 Fakt. Daniil Kvyat ersetzt den Deutschen bei Red Bull und bildet mit Teamkollege Daniel Ricciardo die Speerspitze des Teams. In der vergangenen Saison distanzierte der Australier Ricciardo Serienweltmeister Vettel nach Belieben, sodass dieser seinen Abgang zu Ferrari forcierte. Der frische Wind namens Daniil Kvyat belebt das Geschäft und soll das Team wieder Richtung Erfolgsspur wehen. Dem jungen Russen muss jedoch etwas Welpenschutz zugestanden werden, denn der 18-Jährige geht erst in seine zweite Formel-1-Saison.

Trotzdem freut sich der Youngster auf das Duell mit seinem Stallgefährten. "Ich mache mir deshalb keine Sorgen. Ich werde einfach meinen Job machen und dann werden wir ja sehen, was passiert. Jetzt darüber zu sprechen, wäre nur ein Rätselraten. Warten wir einfach Australien ab", sagte Kvyat nach seiner Wechselbekanntgabe.

Die Techniker:

Wie bei den Fahrern, so ist auch in der Technikabteilung ein Ruck durch das Team gegangen. Stardesigner und das Gehirn hinter den Autos Adrian Newey tritt in das zweite Glied des Teams zurück und steht der Formel-1-Abteilung des Konzerns auf eigenen Wunsch nur noch als Berater zur Seite. Der Brite wird der Technologieabteilung des Konzerns jedoch noch in anderer Funktion erhalten bleiben und wurde nicht, wie erwartet, durch einen neuen Designer ersetzt. Sein Abgang soll im Kollektiv kompensiert werden, dem unter anderem Aerodynamikchef Dan Fallows und Chefingenieur Rob Marshall angehören.

Adrian Newey rückt in die zweite Reihe, Foto: Red Bull
Adrian Newey rückt in die zweite Reihe, Foto: Red Bull

Die Ziele:

Das Ziel dürfte bei den Bullen klar sei: Eine weitere desaströse Saison wie die vorige darf es nicht noch einmal geben. Mit dem neuem Personal und kleineren strukturellen Veränderungen soll Red Bull einen neuen Stallgeruch erhalten. Daniel Ricciardos herausragende Leistungen in einem unterlegenen RB10 schreien geradezu nach einer Fortsetzung. Deshalb gilt für Ricciardo die Prämisse erneut und diesmal einen neuen Teamkollegen zu schlagen. Daniil Kvyat dürfte eine gewisse Eingewöhnungszeit eingeräumt werden, doch auch dann muss auch er sich dem Teamerfolg und der Rückkehr an die Spitze der Teamwertung unterordnen.

Daniel Riccirado, der neue Leader des Teams gab die Marschroute bereits Anfang des Jahres vor:"Ich möchte das Auto für das Team so schnell wie möglich machen. Dafür werde ich alles tun, was ich tun kann." Zudem will der Australier den neuen Branchenprimus in die Schranken weisen und hofft auf eine kurze Regentschaft der Stuttgarter: "Ich hoffe, dass Mercedes den Höhepunkt erreicht hat und wir nun aufholen können."