Hätte es 2014 nicht Daniel Ricciardo gegeben, Red Bull Racing wäre wohl ohne einen einzigen Sieg geblieben. Drei Mal gelang es dem Australier, die Ziellinie als Erster zu überqueren, womit er seinen wesentlich erfahreneren Teamkollegen Sebastian Vettel ganz klar im Griff hat. Vettel ist bei Red Bull mittlerweile Geschichte, sodass es nun an Ricciardo liegt, die Führungsrolle im Team zu übernehmen.

"Im letzten Jahr lag Druck auf mir, um mich in einem Topteam zu beweisen. Jetzt weiß jeder, zu was ich in der Lage bin", strotzt der 25-Jährige vor dem Beginn der Testfahrten in Jerez nur so vor Selbstvertrauen. "Ich will einfach dort weitermachen, wo ich letztes Jahr aufgehört habe."

Ricciardo hat die Ehre, am Sonntag die Jungfernfahrt mit dem RB11 vorzunehmen. Was er von seinem neuen Arbeitsgerät erwarten soll, weiß der Australier aber noch nicht so recht. "Was ich gehört habe, ist er ziemlich gut, aber bevor wir auf die Strecke gehen, wissen wir es nicht", betonte er, schließlich würden alle Teams vor Saisonbeginn von sich behaupten, gut vorbereitet zu sein. "Ich freue mich darauf, den RB11 zu fahren und mich hinter das Lenkrad zu klemmen", blickt er dem Debüt gespannt entgegen. "Ich hoffe, er wird ein Biest."

Mehr Verantwortung

Ricciardo schloss die vergangene Saison als Gesamtdritter ab und war damit der erste Verfolger der Silberpfeil-Piloten. Somit ist die Zielsetzung für 2015 klar. "Ich freue mich darauf, auf dem, was wir 2014 gelernt haben, aufzubauen und Mercedes einen guten Fight zu liefern", grinste der Australier, der durchaus mit dem ganz großen Wurf liebäugelt. "Ich weiß, dass Platz drei ein gutes Ergebnis war, aber ich will diese große Trophäe. Deshalb hoffe ich auf mehr Siege und einen guten Titelkampf."

Als Teamkollegen zur Seite gestellt bekommt Ricciardo Daniil Kvyat, der in der Vorsaison noch für Toro Rosso tätig war. Die beiden kennen sich noch aus gemeinsamen Zeiten im Red Bull Junior Team. "Ich weiß, dass er schnell ist", meinte Ricciardo mit Blick auf seinen neuen Stallgefährten. "Im letzten Jahr hatte ich Seb, einen vierfachen Weltmeister mit viel Erfahrung, jetzt habe ich einen schnellen Newcomer. Das wird interessant."

Nicht nur ob des Altersunterschieds zu Kvyat, sondern auch wegen der guten Vorsaison lastet auf Ricciardo in diesem Jahr etwas mehr Verantwortung, als dies noch 2014 der Fall war. "Ich kenne die Jungs jetzt viel besser und sie erwarten, dass ich mehr Feedback gebe. Aber abgesehen davon hat sich mein Ansatz nicht großartig verändert", hielt der Australier fest.

Ricciardo feierte in Montreal seinen ersten Sieg, Foto: Sutton
Ricciardo feierte in Montreal seinen ersten Sieg, Foto: Sutton

Kvyat hofft auf Konstanz

Während Ricciardo mit zumindest einem Auge auf den WM-Pokal schielt, hat sich Kvyat, der einen enorm steilen Aufstieg hinter sich hat, schließlich saß er 2013 noch im GP3-Cockpit, keine speziellen Ziele für seine erste Saison in Diensten von Red Bull Racing gesetzt. "Wir versuchen einfach einen guten Job zu machen und mit harter Arbeit die bestmöglichen Ergebnisse zu erreichen", betonte der 20-Jährige.

Zwar gebe es bei Red Bull theoretisch mehr Durck als bei Toro Rosso, den Kopf darüber wolle er sich aber gar nicht erst zerbrechen. "Ich denke lieber an die Ergebnisse und die Arbeit auf der Strecke. Über alles andere sollen sich andere Leute Gedanken machen", gab sich Kvyat locker, der hofft, mit Ricciardo eine gesunde Rivalität zu entwickeln, die das gesamte Team voranbringt.

Bei Toro Rosso schnitt Kvyat regelmäßig im Qualifying gut ab, im Rennen ging es dann aber zumeist nach hinten - nicht zuletzt wegen vieler technischer Defekte. Das soll 2015 besser werden. "Konstanz ist der Schlüssel zu Performance", weiß der 20-Jährige, worauf es in der Formel 1 ankommt. "Der Ansatz, den ich in der Vergangenheit hatte, hat gut funktioniert. Ich will einfach so weitermachen, dann sollten die Dinge in Ordnung sein."