Das erste Geheimnis um Ferraris neuen V6-Motor ist gelüftet. Das Turbo-Aggregat trägt den wenig klangvollen Namen 059/3. Am Donnertagabend stellte die Scuderia in Maranello die künftige Motoren-Generation im Rahmen von Festlichkeiten vor. "Wir sprechen nicht länger von Motoren, sondern von Power Units", erklärte Motorenchef Luca Marmorini am Rande der Veranstaltung. "Das ist ein sehr komplexes Projekt, an dem wir seit zwei Jahren arbeiten. Wir haben einen von einem Turbo angetriebenen 1,6 Liter-Verbrennungsmotor und während eines Rennens dürfen nur 100 Liter Benzin benutzt werden. Das bedeutet: Je effizienter der Motor, desto besser kann die Leistung genutzt werden."

In Maranello wurde das Team vorgestellt, das sich der Arbeit am neuen Motor widmet. Dazu zählen neben Marmorini der stellvertretende Motoren- und Elektronikchef Mattia Binotto, Enrico Gualtieri (Motoren-Zuverlässigkeit), Guidi Di Paola (Motoren-Design), Dave Salters ( Tests), Daniele Zecchetti (System-Entwicklung), Stefano Lovrera (Elektronik) sowie Thierry Baritaud. Eines klar: 2014 wird es extrem komplex. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali hatte bereits angekündigt, dass vor allem der Saisonauftakt immens wichtig für den Ausgang der WM sei - gerade in den ersten Rennen dürften bei den Teams noch zahlreiche Motorenprobleme auftreten.

Das Motoren-Team von Ferrari in Maranello, Foto: Ferrari
Das Motoren-Team von Ferrari in Maranello, Foto: Ferrari

"Neben dem Turbo haben wir einen elektrischen Motor, der gleichzeitig als Generator gilt. Dadurch wird Energie mittels der Auspuffabgase zurückgeführt", gab Marmorini einen tieferen Einblick in die Materie. "Ein zweiter Motor gewinnt Energie durch Bremsvorgänge, wie es bereits der Fall war. Allerdings ist der Energiegewinn fast doppelt so hoch im Vergleich zum aktuellen System." Sämtliche durch die elektrischen Motoren generierte Energie werde in einer wesentlich größeren Batterie gespeichert, die unter der Benzinzelle Platz findet.

Marmorini weiter: "Das elektronische Kontrollsystem wird noch anspruchsvoller sein. Neue Regeln und eine faszinierende Herausforderung, die großen Wert auf Energierückgewinnung und Effizienz der Power Unit legt." Die beiden Motoren-Konkurrenten Mercedes und Renault haben bereits erste Soundfiles ihre Turbo-Motoren vorgestellt, nur Ferrari fehlt bislang noch. Einen ersten Turbo-Vorgeschmack gab es angeblich bei einem Test mit dem neuen V6-Aggregat, der in Fiorano mit einem Ferrari 150T stattgefunden haben soll.

Fernando Alonso war bereits am vergangenen Wochenende zu Gast in Maranello und drehte einige Runden im 2014er Ferrari im Simulator. "Wir haben mit den Ingenieuren einige Ideen durchgespielt", sagte Alonso. "Wir stehen am Beginn des Lernprozesses, der darin besteht, sich stetig zu verbessern. Es ist schön, dass ich etwas dazu beitragen kann." Vor allem war er froh, nach dem Saisonfinale in Interlagos wieder etwas Rennschärfe zu entwickeln - wenn auch nur als Trockenübung. Alonso: "Wir konnten das gesamte Programm abspulen, das wir in der Pipeline hatten. Es hat gut getan, wieder einmal zu fahren, wenn auch nur auf virtuelle Art und Weise."