Beim Start zur WTCC-Saison in Curitiba bist du Sechster und Achter geworden. Hast du ein solches Resultat erwartet?
Tom Coronel: Nein, das habe ich ganz sicher nicht. Ich habe im Winter nicht testen können und trotzdem war ich im ersten Training der schnellste Seat. Davon war ich und vor allem mein Teamchef sehr überrascht. Er hat mich sogar gefragt was ich auf der Strecke mache, aber ich habe es einfach genossen zu fahren und es ist viel besser gelaufen als ich es erwartet habe. Die BMW´s sind sehr schnell, doch mein Auto ist auch besser als erwartet. Es ist der Wagen meines Teamkollegen aus dem letzten Jahr, es fühlt sich gut an, wir hatten keine Probleme und das Team ist entspannt. Das gute Resultat kam da ganz von selbst.

Dieses Jahr startest du nicht mehr in der Independence Trophy. Macht das einen Unterschied für dich?
Tom Coronel: Ja, sehr sogar. Wenn man eine Meisterschaft gewinnen will, muss man sich nach vorne arbeiten. Das ist wie in der Schule, wenn man immer eine Klasse weiter kommt. Das komische daran ist, dass ich immernoch im selben Team bin und alles so ist wie in der vergangenen Saison. Für mich ist es sehr schwer nach vorne zu fahren. In dieser Saison habe ich eine andere Einstellung. Letztes Jahr bin ich nur zwei Mal ausgefallen. Beim ersten Rennen in Monza und dann noch einmal in Brünn, bei allen anderen Rennen bin ich ins Ziel gekommen. Ich bin sehr wenig Risiko eingegangen und habe oft andere Fahrer vorbeiziehen lassen. Doch nun kämpfe ich mit jedem um Positionen, da macht es auch viel mehr Spaß Rennen zu fahren.

Hast du das selbe Material wie die Werkfahrer von Seat?
Tom Coronel: Nein, nein, auf keinen Fall. Ich sitze nicht in einem Werksauto, bekomme aber sehr viel Unterstützung von Seat.

Das nächste Rennen findet hier in Zandvoort statt und ihr bekommt eine Gewichtsreduzierung von 25 Kilogramm…
Tom Coronel: Zunächst hat BMW eine Gewichtsreduzierung von 15 Kilogramm bekommen, obwohl sie überall Vorteile haben. Die BMW gehen schonender mit den Reifen um, sie haben einen Vorteil beim Start. Es war schon komisch, dass man diese Regelung getroffen hat, weil es nun einen fliegenden Start gibt, bei dem sie, wegen mehr Pferdestärken, auch einen Vorteil haben. Aber ich bin nicht hier um mich zu beklagen, ich bin hier um Autorennen zu fahren. Natürlich ist es gut für mich, dass wir 25 Kilogramm aus dem Auto nehmen können, um konkurrenzfähiger zu sein, vor allem weil das nächste Rennen in Zandvoort stattfindet. Das ist besser als erst danach.

Punkte in Curitiba, Foto: Sutton
Punkte in Curitiba, Foto: Sutton

Wie stehen deine Chancen in Zandvoort, du kennst die Strecke ja ganz gut?
Tom Coronel: Jeder hat hier getestet, außer ich. Alle waren in Brünn testen, alle gehen zum Test nach Oschersleben und in Monza, ich werde gar nicht testen. Wenn es anfängt zu regnen habe ich einen Vorteil, denn ich kenne die Strecke sehr, sehr gut. Es ist sehr schwierig den nötigen Grip zu finden wenn die Strecke nass ist. Dann kann ich es sogar auf das Podium schaffen.

Fahrer aus der DTM und Formel 3 beschweren sich immer wieder, dass es in Zandvoort keine Möglichkeit für Überholmanöver gibt…
Tom Coronel: Das stimmt nicht. Ich bin hier in der Formel 3 gefahren und sogar auf dem kurzen Kurs habe ich das Rennen von der vierten Startposition gewonnen. Überholen ist hier kein Problem. Ich denke sogar, Zandvoort ist eine der besten Strecken im Kalender zum Überholen. Die Strecke ist breit und es gibt einige gute Stellen zum Ausbremsen. Wir fahren auf drei Stadtkursen, da ist es unmöglich zu überholen. In Curitiba konnte man nicht überholen, außer man hat einen BMW und einen Geschwindigkeitsvorteil auf den Geraden. Außerdem kann man sich in der WTCC noch an seinen Gegner anlehnen. In einem Rennen von uns gibt es mehr fliegende Teile als in einer ganzen DTM-Saison. Die beiden Rennen in Zandvoort werden sicher sehr aufregend.

Du wirst sicher sehr viel Unterstützung von den Fans bekommen.
Tom Coronel: Das hoffe ich. In Holland ist die WTCC sehr populär, wir haben unsere eigene Fernsehsendung vor den Formel 1-Rennen. Uns schauen mehr 350.000 Menschen zu, das ist die Hälfte von denen, die sich die Formel 1 anschauen. Ich glaube es werden mehr Fans zur Strecke kommen als wir erwarten.

Was sind deine Ziele für den Rest der Saison?
Tom Coronel: Zunächst will ich bei meinem Heimrennen unter die besten Fünf kommen, wenn es regnet, dann ist das Podium erreichbar. Da wir mit unserem kleinen Team nicht testen gehen, erwarte ich für den Rest der Saison Ergebnisse zwischen Platz sechs und neun. Damit wäre ich in den zweiten Rennen in der ersten Startreihe und das muss mein Ziel sein. Wenn ich dann noch ein paar Mal auf das Podest fahren kann wäre ich sehr glücklich.

Wie bereitest du dich auf die Rennen vor? Nutzt du das offizielle WTCC-Computerspiel?
Tom Coronel: Das habe ich erst vor drei Tagen zum letzten Mal gespielt, es ist schon sehr realistisch. Ich hatte einen tollen Zweikampf mit meinem Zwillingsbruder. Ich war schon sehr davon überrascht, wie nah das Spiel an der Realität ist, bei vielen anderen Spielen ist das nicht der Fall. Bei denen konnte man meist Schikanen abkürzen, bei Race wird man sofort bestraft, wenn man die Strecke verlässt. Ich war vom Realismus wirklich sehr überrascht.

Eine abschließende Frage: Wer wird in diesem Jahr Weltmeister?
Tom Coronel: Es ist zwar noch sehr früh in der Saison, aber ich denke Jörg [Müller] wird es packen. Er ist ein toller Kerl, hat viel Respekt im Fahrerfeld und ist clever, wie man in den letzten Jahren gesehen hat.