Mit dem Highspeed-Event schlechthin beendet die WRC eine Serie von fünf Schotterevents in Folge. Nach der Rallye Finnland - Saisonstation Nummer neun - geht es bei der Rallye Deutschland wieder auf Asphalt. Doch zunächst ist auf den ultraschnellen, mit Sprungkuppen gespickten Schotterpisten in den Wäldern Finnlands Vollgas angesagt.

25 Prüfungen erstrecken sich über 314,20 Kilometer. Jyväskylä ist der Ausgangspunkt für die Zeitenjagd. Am Donnerstagabend wird in der Universitätsstadt mit einer Zuschauerprüfung die Rallye Finnland eröffnet. Auch am Freitagabend geben die WRC-Piloten in den Straßen von Jyväskylä Gas. Dann sitzen sie allerdings schon seit mehr als 14 Stunden im Auto.

Am Freitag begeben sich die Piloten erst gen Westen und bestreiten beliebte Prüfungen wie Jukojärvi und Urria, ehe sie wieder nach Osten aufbrechen zu Klassikern wie Laukaa und Lankamaa. Am Samstag steht unter anderem die legendäre Ouninpohja auf dem Programm, das Markenzeichen der Rallye. Das Finale am Sonntag hat sich zum Vorjahr nicht verändert. Insgesamt ist die Route ähnlich zu 2016, auch wenn einige Prüfungen in die entgegengesetzte Richtung gefahren werden.

Wie schnell die Rallye Finnland ist, zeigen diese Zahlen: Neun der zehn schnellsten Rallyes aller Zeiten fanden in Finnland statt. Kris Meeke stellte 2016 einen Rekord auf, als er die Rallye mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 126,6 km/h bestritt. Damit war die Rallye Finnland 2016 das schnellste Event in der Geschichte der WRC.

Der Rekord von Meeke könnte schon nach einem Jahr fallen. Die neue Generation der WRC-Boliden, die Anfang des Jahres vorgestellt wurde, ist deutlich schneller als ihre Vorgänger. Aufgrund der höheren Geschwindigkeiten werden auch die Sprünge weiter sein. Bereits in der Vergangenheit waren die Autos auf Prüfungen mit teils mehr als 50 Kuppen bis zu 30 Prozent der Zeit in der Luft.

Erste Heimrallye für Toyota

Alle Augen sind bei der Rallye Finnland auf Toyota gerichtet, denn das Team ist in der Nähe von Jyväskylä beheimatet. Geleitet wird es bekanntlich vom vierfachen Rallyeweltmeister Tommi Mäkinen. Der Finne gewann sein Heimevent vier Mal. Sein Schützling Jari-Matti Latvala könnte es ihm nach Erfolgen in den Jahren 2010, 2014 und 2015 gleichtun.

"Wir haben großartige Fahrer", schwärmte Mäkinen. "Jari-Matti weiß, wie man hier gewinnt. Juho [Hänninen] ist sehr erfahren und schnell. Esapekka [Lappi] ist jung und hungrig. Sie werden alle sehr stark sein." Lappi startet zum ersten Mal in einem WRC-Boliden bei seiner Heimrallye. Seine Pace stellte er schon in der WRC2 unter Beweis und schielt daher bei seinem Debüt auf einen Podestplatz.

Latvala glaubt nicht, dass es noch so etwas wie einen Heimvorteil gibt, auch wenn die Geschichte der Rallye von finnischen Siegern dominiert wird. "Da viele Prüfungen jedes Jahr gefahren werden, haben auch die anderen Piloten viel Erfahrung. Ich erwarte einen großen Kampf", sagte er.

Citroen lässt Loeb testen

Kris Meeke gewann die Rallye Finnland im vergangenen Jahr als erster Brite. Teamkollege Craig Breen feierte sein erstes WRC-Podium. Nach einem vor allem für Meeke turbulenten Saisonverlauf hat sich das Team diesmal keine hohen Ziele gesteckt. Citroen geht nun sogar so weit, Rekordchampion Sebastien Loeb als Testpilot einzusetzen. Er soll den C3 WRC in den kommenden Wochen auf Asphalt testen.

"Ich kann bei Citroen meine Erfahrung einbringen, indem ich den C3 teste", sagte Loeb. "Ich kann es nicht erwarten, wieder in einen WRC-Boliden einzusteigen und zu testen, wie sich die Technologie in dieser Disziplin verändert hat. Der Rallyesport ist nach wie vor meine Leidenschaft. Von all den Disziplinen, in denen ich mich seit meinem Rücktritt vor fünf Jahren versucht habe, liebe ich den Rallyesport am meisten."

Hyundai will den weißen Fleck tilgen

Die Rallye Finnland ist das einzige Event, bei dem Hyundai noch keinen Podestplatz verbucht hat. Die Chancen, dass dieser weiße Fleck von der Landkarte verschwindet, stehen 2017 so gut wie nie. Hyundai feierte bei der Rallye Polen mit dem Doppelsieg und Position vier das beste Ergebnis der Teamgeschichte. Die Lücke zu M-Sport in der Herstellerwertung ist auf 22 Punkte geschrumpft.

Thierry Neuville präsentiert sich in Bestform, feierte in Polen seinen dritten Saisonsieg. Sechs Mal in Folge stand er nun schon auf dem Podest. Der Lohn: Er ist bis auf elf Punkte an Spitzenreiter Sebastien Ogier herangekommen.

Rallye-Star Ogier testet Red Bull: (02:57 Min.)

M-Sport: Ogier auf Abwegen

Die Vorbereitung auf die Rallye Finnland endete für Ogier mit einem Crash. Auf seinem letzten Run traf er einen Stein, beschädigte sich die Aufhängung und touchierte einen Baum. Ogier und Beifahrer Julien Ingrassia blieben unverletzt. Der Bolide war jedoch zu stark beschädigt, um ihn weiter einzusetzen.

Im vergangenen Jahr schied Ogier bei der Rallye Finnland auf Platz drei liegend aus. Erst einmal, nämlich 2013, triumphierte er bei der Jagd durch die finnischen Wälder. Zuletzt raste Ogier abseits des Rallyesports erstmals in einem Formel-1-Boliden und erfüllte sich damit einen Traum.

Der Traum von M-Sport lautet, die seit Saisonbeginn laufende Serie von Podestplätzen fortzusetzen. Dabei hat das Team von Malcolm Wilson neben Ogier noch ein anderes Eisen im Feuer: Ott Tänak. Dem Sieger der Rallye Italien liegen schnelle Schotterpisten. Einen Podestplatz kann er in Finnland bislang aber noch nicht vorweisen. Mit Suninen hat das Team auch einen Lokalmatador im Aufgebot, der erstmals bei seiner Heimrallye in einem WRC-Auto startet.

Vor der Rallye Finnland gibt es auch eine Personalie zu vermelden: Mads Östberg hat sich von Beifahrer Ola Floene getrennt, in Finnland liest Torstein Eriksen den Aufschrieb.