Die Gruppe-B-Boliden sind bis heute für viele Fans und Aktive das Nonplusultra der WRC. Mit der neuen Generation von Boliden für die Saison 2017 versucht die Serie, zu spektakulären, schnellen Fahrzeugen zurückzukehren, die dennoch sicher sind. "Wir werden 2017 sehen, wie Fahrer ein aggressives, brüllendes 'Tier' bändigen müssen", kündigte Citroen-Teamchef Yves Matton an.

"Die bisherigen World Rally Cars standen oft in der Kritik, weil ihnen in bestimmten Punkten Aggressivität fehlte. Ich glaube, Rallyesport blieb durch die Landschaften und Kulisse der Veranstaltungen spektakulär, doch den Autos fehlte eine wilde und verrückte Seite", fügte Matton hinzu. "Ich glaube, dass wir die jetzt wieder erleben können. Ich hoffe, dass diese Veränderungen mehr Interesse bei den jüngeren Fans hervorrufen können und einen positiven Effekt auf die Meisterschaft haben."

Die 2017er Boliden sollen schneller, breiter und spektakulärer sein. Für mehr Speed sorgt die Tatsache, dass der Durchmesser des Luftmengenbegrenzers des Turboladers von 33 auf 36 Millimeter wächst. Die Motorleistung steigt dadurch von etwa 300 auf 380 PS. Citroen konnte das Leistungsgewicht von 3,8 auf 3,1 kg/PS verbessern. "Wir waren mutig und haben uns für einige radikale technologische Lösungen entschieden, die ich hier nicht weiter ausführen will", deutete Patrice Davesne, Motoren-Manager bei Citroen, an.

Die Autos sind 55 Millimeter breiter als die Vorgängergeneration und bieten mehr aerodynamische Optionen, was an den unterschiedlichen Konzepten der Hersteller erkennbar ist. Ein Comeback feiert das zentral kontrollierte hydraulische Differenzial, das unterschiedliche Geschwindigkeiten der Vorder- und Hinterachse erlaubt. Dadurch können die Piloten unter anderem Untersteuern ausgleichen.

Citroen

Als Citroen am 19. November 2015 bekannt gab, 2016 eine Auszeit von der WRC zu nehmen und 2017 ein werksseitiges Comeback zu feiern, existierte der C3 WRC bereits virtuell auf den CAD-Arbeitsplätzen. Wenig später wurde der erste Prototyp aufgebaut, mit dem Kris Meeke am 11. April 2016 in Versailles-Satory die ersten Meter zurücklegte.

Die erste Testsession fand in Südfrankreich auf Schotter statt. An vier bis fünf Testtagen im Monat entwickelten Meeke sowie seine Kollegen Craig Breen und Stephane Lefebvre den Boliden auf verschiedenen Belägen weiter. Ab Ende Juni 2016 stand Citroen ein zweites Testfahrzeug zur Verfügung. Der C3 WRC absolvierte zehn Testsessions über insgesamt 9.500 Kilometer. Am 13. Dezember homologierte die FIA den ersten viertürigen WRC-Boliden von Citroen.

Technische Daten Citroen C3 WRC

Motor: 1,6-Liter-Motor mit Turbo-Direkteinspritzung, 1.600 ccm Hubraum, Max. Leistung 380 PS bei 6.000 U/min
Antrieb: Allradantrieb, Cerametallische Doppelscheibenkupplung, Sequenzielles Sechsganggetriebe, halbautomatisch mit Schaltwippen am Lenkrad
Länge: 4.128 mm
Breite: 1.875 mm
Radstand: 2.540 mm
Gewicht: 1.190 kg Minimum/1.350 kg inklusive Crew (laut Reglement)

Hyundai

Hyundai kehrt nach dem viertürigen i20 WRC der neuen Generation von 2016 wieder zu einem zweitürigen Modell zurück, das sich i20 Coupe WRC nennt. Sein Testdebüt absolvierte der Bolide im April 2016 und spulte bis zu seiner Vorstellung Anfang Dezember 6.000 Kilometer ab. Nach dem Launch in Monza standen weitere Testfahrten auf dem Programm.

"Die gesteigerte Leistung ist unglaublich", schwärmte Thierry Neuville. "Für die Zuschauer wird es einen klar ersichtlichen Unterschied geben, was den Speed des Autos angeht." Auch Dani Sordo ist begeistert: "Als ich den Hyundai i20 Coupe WRC zum ersten Mal getestet habe, war ich verblüfft von seinem Speed. Der kraftvollere Motor und der gesteigerte Grip durch die Aerodynamik sind beeindruckend."

Technische Daten Hyundai i20 Coupe WRC

Motor: 1,6-Liter-Motor mit Turbo-Direkteinspritzung, 1.600 ccm Hubraum, Max. Leistung 380 PS bei 6.500 U/min
Antrieb: Allradantrieb, Cerametallische Doppelscheibenkupplung, Sequenzielles Siebenganggetriebe (inklusive Rückwärtsgang), halbautomatisch mit Schaltwippen am Lenkrad
Länge: 4.100 mm
Breite: 1.875 mm
Radstand: 2.570 mm
Gewicht: 1.190 kg Minimum/1.350 kg inklusive Crew (laut Reglement)

M-Sport

Der Ford Fiesta WRC ist das Auto, das der vierfache Weltmeister Sebastien Ogier 2017 pilotieren wird. Nach einem kurzen Test auf Schotter und einem ausführlicheren auf Schnee ist der ehemalige Volkswagen-Pilot zuversichtlich. "Auf Schnee war es nicht so schlecht", sagte er Motorsport-Magazin.com. "Wir müssen sicherlich noch am Fiesta arbeiten, um uns absolut wohl hinter dem Lenkrad zu fühlen, aber nach dem ersten Test bin ich glücklich."

Ogier bleibt nicht viel mehr als Feintuning, denn die Entwicklungsarbeit hat zum Großteil sein neuer Teamkollege Ott Tänak übernommen. "Die Leistung ist irre und fast jeder Aspekt des Autos wurde komplett umgestaltet", schwärmte der Este. "Zuerst dachte ich, dass das Auto durch die gestiegene Leistung schwierig zu fahren ist, aber die Jungs haben so gute Arbeit geleistet. Alle Komponenten arbeiten zusammen und verschaffen einem dadurch unglaubliche Kontrolle. Es ist wirklich ein komplettes Paket."

Toyota

Der Yaris hat das markanteste Heck, Foto: Toyota Gazoo Racing
Der Yaris hat das markanteste Heck, Foto: Toyota Gazoo Racing

Der Yaris WRC, mit dem Toyota sein Comeback in der WRC feiert, unterscheidet sich optisch deutlich von den Modellen der anderen Hersteller. Vor allem das Heck weist ungewöhnliche Aero-Teile auf. Entwickelt wurde das Auto von Tom Fowler, Simon Carrier und Mikko Ruoho. Die Testarbeit übernahm zum Teil Toyota Gazoo Racing WRC-Teamchef Tommi Mäkinen selbst. Auch Landsmann Mikko Hirvonen durfte mal ans Steuer. Den Großteil der Testarbeit absolvierte jedoch Juho Hänninen.

"Der Yaris WRC ist ein gut designtes Auto mit unglaublichem Potential", meint Mäkinen. "Das neue Reglement erlaubt größere Freiheit bei der Entwicklung. Auch wenn wir noch nicht alle Möglichkeiten erforscht haben, können wir sagen, dass das Auto zuverlässig und schnell ist."

Technische Daten Yaris WRC

Motor: 1,6-Liter-Motor mit Turbo-Direkteinspritzung, 1.600 ccm Hubraum, Max. Leistung mehr als 380 PS
Antrieb: Allradantrieb, gesinterte Doppelscheibenkupplung, Sequenzielles Sechsganggetriebe
Länge: 4.085 mm
Breite: 1.875 mm
Radstand: 2.511 mm
Gewicht: 1.190 kg Minimum/1.350 kg inklusive Crew (laut Reglement)