Zum Mittagsservice des zweiten Tages der Rallye Spanien liegt Sebastien Ogier mit 8,4 Sekunden Vorsprung auf Hyundai-Pilot Thierry Neuville an der Spitze. "Der Plan war, so viel zu pushen wie ich kann", verriet der WM-Führende, der sich in Spanien vorzeitig den Titel sichern kann, sofern er vor Teamkollege Jari-Matti Latvala ins Ziel kommt. "Ich habe schon vor dem Start gesagt, dass ich um den Sieg kämpfen will. Im Moment ist es ein guter Start für uns, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns." Bislang habe er nichts besser machen können und sei mit seinen Zeiten zufrieden.

"Ich habe überall gepusht, sogar auf den Schotterabschnitten konnte ich einen kleinen Unterschied zu Jari machen. Auf Asphalt sieht es so aus, als hätte ich einen guten Unterschied gemacht", bilanzierte Ogier, der Latvala insgesamt 24,2 Sekunden abnahm. "Auf ein paar Abschnitten hatte ich einen kleinen Vorteil, was den Staub angeht - wobei Vorteil vielleicht nicht das richtige Wort ist. Es ist diesmal kein Nachteil, Erster zu sein", spielte er auf die Startreihenfolge an. Als WM-Führender muss Ogier am ersten vollen Tag der Rallye den Straßenfeger spielen und die lose Schicht Sand von den Schotterpisten herunterfahren.

Während aufgewirbelter Staub für Ogier bislang kein Thema ist, muss er sich wie alle anderen auch seine Reifen gut einteilen, denn allzu viele sind nicht verfügbar. "Vor allem morgen auf Asphalt mit einer sehr langen Prüfung und auch heute Nachmittag könnte es mit den hohen Temperaturen etwas schwierig werden", meinte er. "Auf Schotter ist das [Reifenschonen] normalerweise eine meiner Stärken, daher mache ich mir keine großen Sorgen. Letztes Jahr hatte ich hier auf Asphalt etwas zu kämpfen, aber ich habe während der Tests hart an einem besseren Setup gearbeitet."

Das Setup steht noch viel mehr bei Latvala im Fokus, denn der Finne ist mit Platz sieben zum Mittag alles andere als zufrieden. "Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben Probleme mit den Vorderreifen. Vielleicht sind sie zu heiß oder nicht warm genug - ich habe keine Ahnung", klagte er. "Manchmal kommt das Heck zu schnell und ich verliere es. Deswegen habe ich kein Vertrauen. Manchmal komme ich auch an eine Kurve und es biegt nicht ein."

Zudem verschätze er sich bei den Bremspunkten - das volle Programm an Plagen. "Ich habe so ziemlich alle Probleme, die man beim Fahren haben kann: Untersteuern, Übersteuern, Bremspunkt verpassen...", meinte Latvala mit Galgenhumor. "Ich muss das Setup ändern und versuchen, ein gutes Gefühl zu finden." Er werde nun auf das Setup des letzten Tages der Sardinien-Rallye umsteigen, da es sehr gut funktionierte.

Latvalas Selbstvertrauen erhielt bereits auf der ersten Prüfung einen Knacks, als er im Staub einen Stein touchierte und einen Reifenschaden befürchtete. Dieser blieb aus, doch der Staub trieb ihn ein weiteres Mal in einen Fehler. Er kam mit zu viel Speed in eine Kurve und fuhr geradeaus. Zum Glück für ihn war rundherum freie Fläche und er konnte mit Hilfe der Handbremse wieder zurück auf den rechten Pfad. "Das kann passieren, wenn Staub da ist. Es ist aber nur bei einigen Abschnitten, wenn man tief im Tal ist", erläuterte er.

Am Nachmittag, wenn die Prüfungen Gandesa, Pesells und Terra Alta ein weiteres Mal befahren werden, wird er versuchen, Boden auf Ogier gutzumachen, der ihm schon relativ weit enteilt ist. "Er hatte eine großartige Zeit auf der dritten Prüfung, er hat einen sehr guten Job gemacht als Straßenfeger", sagte Latvala anerkennend. "Wenn man nach dem Schottertag zehn Sekunden Rückstand hat, ist das ok. Aber mit 20,30 Sekunden ist man zu weit weg. Ich habe noch nicht aufgegeben. Die zweite Schleife wird für ihn nicht leicht als Straßenfeger", zeigte sich der Finne kämpferisch.