Für Thierry Neuville begann die Rallye Deutschland mit einem Schreckmoment und endete mit seiner ersten Siegesfeier in der WRC. Während des Shakedowns kam der Belgier von der Straße ab und fuhr in einen Weinberg, in dem er sich sechs Mal überschlug. Wie heftig der Unfall war, wurde ihm allerdings erst hinterher bewusst. "Als ich hinterher das Video gesehen habe, ist mir klar geworden, wie viel Glück wir hatten", gestand er der offiziellen Webseite der WRC.

"Im Auto hat es sich eigentlich ziemlich schwach angefühlt. Aber dann habe ich die Bilder gesehen und gesagt: 'Ich habe Glück, dass ich am Start stehe'." Ein Gutes hatte der schwere Unfall jedoch, wie er scherzhaft erklärte: "Vielleicht war nach dem sechsfachen Überschlag - was mir noch nie zuvor passiert ist - in meinem Kopf wieder alles an der richtigen Position!"

Krönung eines aufstrebenden Talents

Neuville absolvierte 2009 bei der Rallye Spanien sein Debüt in der WRC. 2010 ging er in der Junior World Rally Championship an den Start und feierte einen Sieg sowie einen weiteren Podestplatz. Zudem sammelte er in der IRC (heute ERC) Erfahrungen, die sich 2011 mit Siegen auf Korsika und in Sanremo auszahlten. Für die Saison 2012 holte Citroen ihn ins Junior Team. Neuville sammelte 53 Punkte und beendete seine erste WRC-Saison auf Rang sieben.

2013 nahm ihn M-Sport unter Vertrag. Vier Mal in Folge fuhr Neuville für die britische Mannschaft auf Platz zwei und sammelte weitere Podiumsplatzierungen, was ihm am Ende der Saison die Vizemeisterschaft hinter dem alles dominierenden Sebastien Ogier einbrachte. Bei der Rallye Deutschland 2013 war Neuville erst auf den letzten Metern Dani Sordo unterlegen, der seinen ersten Sieg feierte. 2014 überquerten die beiden nun in umgekehrter Reihenfolge und für das gleiche Team startend die Ziellinie.

"Ich denke, es wird etwas dauern, bis ich realisiert habe, was wir getan und erreicht haben", sagte Neuville nach dem Sieg. "Ich wusste, dass es schwierig werden würde, denn unsere Mitstreiter sind sehr stark auf Asphalt, aber wir hatten ein großartiges Wochenende."

Das verdankt er nach eigenem Bekunden auch den zahlreichen belgischen Fans, die aus der nahe gelegenen Heimat anreisten, um ihn anzufeuern. "Wenn man sich die Prüfungen angesehen hat, dann hat man überall belgische Flaggen und belgische Fans gesehen. Es war eine großartige Atmosphäre, vor einem so großen Publikum zu fahren, vor allem so nah an meinem Zuhause, denn ich wurde 80 Kilometer von Trier entfernt geboren", schwärmte er. "Es ist umso besonderer, meinen ersten Sieg bei dieser Rallye vor allen Familienmitgliedern zu gewinnen, die mich in den letzten sechs Jahren unterstützt haben - in guten Zeiten, aber auch in schwierigen. Es ist schön zu sehen, dass alle an unsere Leistung glauben."