2011 war es ein schier ewiges Hin-und Her, ob Ford nun der WRC erhalten bleiben, oder sich nach 15 Jahren aus der Partnerschaft mit M-Sport zurückziehen würde. Mit Hängen und Würgen wurde dann kurz vor Toresschluss verkündet, dass die Partnerschaft für weitere zwei Jahre weitergehen wird. Nach nicht einmal elf Monaten hat Ford es sich aber plötzlich anders überlegt und wird zukünftig nicht mehr als Werksteam in der Rallye-Weltmeisterschaft antreten.

Stand Ford zu oft neben dem Sieger auf dem Podest?, Foto: Sutton
Stand Ford zu oft neben dem Sieger auf dem Podest?, Foto: Sutton

Dahin der Traum von drei großen Herstellern, die 2013 um Siege und die Meisterschaft kämpfen, denn wie weit vorne M-Sport ohne werksseitige Unterstützung noch in den Kampf eingreifen wird, ist fraglich. Aber warum jetzt und warum ein Jahr vor Vertragsende? Die offizielle Begründung ist die wirtschaftliche Situation in Europa - doch ist das der einzige Grund?

Der Erfolg blieb aus - aber das nicht nur 2012. Die Zahlen von 52 Siegen und 205 Podestplätzen klingen zwar imposant, sieht man die Situation aber ohne die rosarote Brille, konnte die Mannschaft in all den Jahren nie einen Fahrertitel gewinnen. Lediglich zwei Mal stand man gemeinsam mit M-Sport an der Spitze der Hersteller-Wertung und sicherte sich sage und schreibe zehn Mal den zweiten Platz. Doch wen interessiert es, dass man zehn Mal 'Best of the Rest' war? Perfekte Markenwerbung sieht anders aus.

Vielleicht hatte Ford am Ende von 2011 die Hoffnung, nun endlich mit Jari-Matti Latvala den Stich gegen Citroen und vor allem Sebastien Loeb setzen zu können - doch Fehlanzeige. Der Finne ist zwar bei fast jeder Veranstaltung schnell unterwegs, produziert aber eine Menge Blechschaden, meist durch eigene Fehler. Zudem konnte zum ersten Mal seit 2005 keiner der Piloten zumindest in den WM-Kampf eingreifen - Citroen belegt mit Loeb und Hirvonen den ersten und zweiten Rang, während sich Latvala und sein Teamkollege Petter Solberg nur auf den Rängen drei und fünf wiederfinden.

Jari-Matti Latvala hätte mehr als einmal die Chance auf den Sieg gehabt, Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala hätte mehr als einmal die Chance auf den Sieg gehabt, Foto: Sutton

Wenn für Ford der ausbleibende ganz große Erfolg ein Grund für den Rückzug als Werksteam war, hat man sich unter Umständen genau den falschen Zeitpunkt ausgesucht. Niemand wird bezweifeln, dass Sebastien Loeb bei Citroen großartiges Material zur Verfügung gestellt bekommen hat, doch einen großen Anteil an seinen Titeln hatte auch sein unglaubliches fahrerisches Können. Wenn er nun der WRC den Rücken kehrt, zählt die neue Nummer eins der Franzosen, Mikko Hirvonen, zwar zu den Anwärtern auf den Titel, aber er ist mit Sicherheit nicht so unschlagbar wie der neunfache Weltmeister.

Hat Ford also eine Ausfahrt zu früh die WRC verlassen, oder war es dem Unternehmen wirklich aufgrund der wirtschaftlichen Situation nicht mehr möglich, das Werks-Engagement aufrecht zu erhalten? Wenn das der Fall ist, gehen die Arbeitsplätze der zahlreichen Angestellten des Unternehmens natürlich vor, schade für den Sport ist es dennoch.

M-Sport selbst hat nun vermutlich noch eine bittere Pille zu schlucken, denn Latvala, der aufgrund seines Talents als potenzieller Weltmeister gilt, wird sein Talent vermutlich im Zweifelsfall bei einem Werksteam einsetzen. Erst kürzlich hatte der 27-Jährige öffentlich zugegeben, neben einem Angebot von M-Sport auch einen Vertrag von Volkswagen auf dem Tisch liegen zu haben. Bei den Wolfsburgern kann Latvala auf ein großes Budget und vor allem auf ein Werksteam zurückgreifen - vermutlich die deutlich bessere Option. Nachdem es ohnehin bereits als gegeben angesehen wurde, dass er M-Sport mit Ende der Saison den Rücken kehren wird, scheint es nunmehr nur noch eine logische Konsequenz.