Jari-Matti Latvala führt die Rallye Finnland nach dem ersten Tag an und könnte morgen den ersten Sieg bei seiner Heimrallye feiern. Dabei profitierte er allerdings vom Ausfall seines Teamkollegen Mikko Hirvonen, der auf der 4. Etappen spektakulär ausschied.

Zu diesem Zeitpunkt 4,9 Sekunden in Führung liegend sprang der WM-Dritte ein wenig zu weit über eine Kuppe und hatte durch die darauf folgende harte Landung keine Chance mehr das Auto rechtzeitig für die nächste Biegung zu platzieren. Dadurch fuhr er die an dieser Stelle ansteigende Streckenbegrenzung nach oben, wurde ausgehebelt und überschlug sich fünfmal, wobei er auf die eigentliche Strecke zurückrollte.

Mikko Hirvonens völlig zerstörter Focus., Foto: Sutton
Mikko Hirvonens völlig zerstörter Focus., Foto: Sutton

Danach wurde er zusammen mit Co-Pilot Jarmo Lehtinen zu einem Routinecheck ins Krankenhaus gebracht, wo nach derzeitigem Stand aber keine nennenswerten Verletzungen diagnostiziert werden mussten. Die Rallye werden Beide allerdings vorrausichtlich trotzdem nicht fortsetzen können, da ihr Fahrzeug zu starke Schäden davontrug.

Doch nicht nur Mikko Hirvonen und Jari-Matti Latvala bestimmten das Geschehen an der Spitze. Mit einer Bestzeit auf der ersten Etappe untermauerte Petter Solberg seinen Optimismus, den er bereits im Vorfeld der Rallye gezeigt hatte. Nach Hirvonens Ausfall rückte er erneut in die Führungsposition, die er danach bis zur siebten Etappe verteidigte. Im Tagesziel betrug sein Rückstand auf Latvala schließlich 9,1 Sekunden, was ihm im Kampf um seinen ersten Finnland-Sieg noch alle Optionen lässt.

12,7 Sekunden hinter dem Norweger erreichte Sébastien Ogier das Tagesziel, damit war er 10,2 Sekunden schneller als sein vorübergehender und zukünftiger Teamkollege Sébastien Loeb. Der Rekordweltmeister hatte neben seiner führenden Startposition am Morgen auch mit einem verlorenen Frontsplitter zu kämpfen, was das Auto insbesondere auf den Kuppen aus der Balance brachte und es dazu tendieren ließ, zu schnell abzuheben. Gleichzeitig litt auch die Präzision, mit der das Auto auf Lenkbewegungen reagierte. So lag der Franzose zeitweise sogar nur auf Rang sechs, bevor er am Nachmittag mit zwei Bestzeiten wieder zu seiner normalen Form zurückfand und auf der zehnten Etappe mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 133 km/h den bislang schnellsten Schnitt an diesem Wochenende für sich verbuchen konnte.

Sébastien Loeb kämpfte ohne Frontsplitter., Foto: Sutton
Sébastien Loeb kämpfte ohne Frontsplitter., Foto: Sutton

Daniel Sordo komplettierte auf Rang fünf das Citroen-Quartett. Der Spanier kam bei seinem Debüt im Citren Junior Team insbesondere am Vormittag hervorragend zurecht und hielt den Kontakt zur Spitze. Als dann am Nachmittag jedoch auch der Vorteil seiner späteren Startposition nachließ, musste er doch ein wenig abreißen lassen, am Ende waren es 43,7 Sekunden, die ihn von der Spitze trennten.

Knapp zwei Minuten dahinter reihte sich Matthew Wilson auf dem sechsten Platz ein. Lediglich 35,4 Sekunden hinter Wilson war es aber Juha Kankkunen, der für eine echte Überraschung sorgte. Der vierfache Weltmeister, der seinen letzten Titel 1993 gefeiert und extra zum 60-jährigen Jubiläum der Rallye Finnland zurückgekehrt war, gab sich keine Blöße und liegt derzeit sicher auf Punktekurs.

Allerdings wird er seine siebte Position wohl auch morgen gegen einen anderen ehemaligen Weltmeister verteidigen müssen. Kimi Räikkönen lag nach einer konstanten Fahrt nur 7,5 Sekunden hinter seinem Landsmann. Die ersten Zehn komplettieren derweil Juho Häninen und Matti Rantanen.

Juha Kankkunen fand sich schnell wieder ins Geschehen ein., Foto: Sutton
Juha Kankkunen fand sich schnell wieder ins Geschehen ein., Foto: Sutton

Nicht zufrieden sein, konnte Henning Solberg. Nach einem Beinahe-Dreher auf der dritten Etappe, kam der Norweger auf der achten von der Straße ab und überschlug sich zweimal. Der Ausfall war deshalb besonders ärgerlich, weil er zuvor auf Platz fünf das Tempo der Spitzengruppe gehalten hatte. Aufgrund der Beschädigungen an seinem Focus wird auch er die Rallye morgen nicht fortsetzen können.

Der Kampf um den Sieg scheint derweil noch völlig offen. Auf den ersten Blick scheinen 9,1 Sekunden nicht viel für Jari-Matti Latvala, um morgen den Nachteil der führenden Startposition auszugleichen. Auf der anderen Seite war der Ford-Pilot nach Hirvonens Ausfall heute auch bereits als Dritter unterwegs, während Petter Solberg nach seiner heutigen vierten Position morgen auch mit der zweiten vorlieb nehmen müssen wird. Ein Fragezeichen schwebt zudem noch über Sébastien Loeb, der mit intaktem Frontsplitter aus seiner vierten Startposition morgen auch noch einmal an die Spitze fahren könnte, während nicht vergessen werden darf, dass auch Ogier nach seiner zweiten Startposition heute, morgen sogar bessere Bedingungen vorfinden wird. Zudem lässt der Wetterbereicht gelegentliche Schauer erwarten, für Spannung scheint also auf jeden Fall gesorgt.