Nach 17 Jahren verabschiedet sich Audi im Zuge einer Neuausrichtung der Motorsport-Aktivitäten von der Le-Mans-Szene. Nicht weniger als 13 Gesamterfolge feierte man an der Sarthe und prägte damit den Start ins 21. Jahrhundert in Le Mans entscheidend mit. Mehr als einmal war Audi auch Pionier, feierte beispielsweise den ersten Gesamtsieg mit Diesel- und Hybrid-Technologie. Motorsport-Magazin.com blickt auf die Audi-Ära in Le Mans zurück:

1999: Audi R8C/Audi R8R

Mit dem R8R und dessen Pendant R8C fing alles an, Foto: Audi
Mit dem R8R und dessen Pendant R8C fing alles an, Foto: Audi

1998 verkündete Audi seinen Einstieg in die Le-Mans-Szene, und für seine ersten Schritte baute man gleich mal zwei unterschiedliche Prototypen: Einerseits den R8R und dazu die geschlossene Variante R8C. Die Ingolstädter testeten damals quasi im Rennbetrieb mit beiden Autos und wollten sich dann bei der Entwicklung des richtigen Prototypen für die 2000er-Ausgabe auf die erfolgsversprechendere Basis konzentrieren. Das markeninterne Rennen machte schließlich der offene R8R, mit dem man aufs Podium fuhr. Beiden R8C machte dagegen die Zuverlässigkeit einen Strich durch die Rechnung, sie schieden vorzeitig aus.

2000 - 2005: Audi R8

Der R8 war jahrelang das dominierende Auto in Le Mans, Foto: Sutton
Der R8 war jahrelang das dominierende Auto in Le Mans, Foto: Sutton

Auf Basis des R8R baute Audi den R8, einen der erfolgreichsten und schönsten Prototypen aller Zeiten. Schon sein allererstes Rennen, die 12h von Sebring, konnte der R8 für sich entscheiden, in Le Mans feierte man einen triumphalen Dreifachsieg. In weiterer Folge war der R8 auch 2001, 2002, 2004 und 2005 an der Sarthe unschlagbar, was unterm Strich fünf Siege in sechs Rennen bedeutet. Nur 2003 gewann Konzernschwester Bentley in Le Mans. Was die Leistung des R8 noch beeindruckender erscheinen lässt: Gerade 2004 und 2005 wurde das Fahrzeug durch die Regeln immer stärker eingebremst. Dank hervorragender Strategie und immer besserer Effizienz setzte sich am Ende doch immer Audi durch. Zudem führte Audi mit dem R8 quasi die modulare Bauweise bei Rennwagen ein, um wertvolle Zeit bei Reparaturstopps zu sparen.

2006 - 2008: Audi R10 TDI

Der R8 wurde, wie bereits erwähnt, immer stärker eingebremst, kam aber auch immer mehr in die Jahre. Das Auto gewann alles, was es im Sportwagen-Bereich zu gewinnen gab, und so suchte sich Audi eine neue Herausforderung: Le Mans mit einem Dieselmotor zu gewinnen. Ein Kunststück, das bis dato noch kein Hersteller vollführt hat. Doch dann betrat der Audi R10 im Jahre 2006 die internationale Motorsport-Bühne. Ausgestattet mit einem 5,5l-V12-Dieselmotor schaffte der R10 das gleiche Kunststück wie sein Vorgänger: Bereits das erste Rennen in Sebring konnte gewonnen werden, auch in Le Mans gelang der historische erste Diesel-Triumph aller Zeiten. Trotz der neuen Konkurrenz in Form von Peugeot siegte der R10 in Le Mans weiter, auch die Ausgaben 2007 und 2008 gingen an Audi.

2009 - 2010: Audi R15 TDI und Audi R15 TDI Plus

Für 2009 entwickelte Audi den R15 TDI, Foto: Audi
Für 2009 entwickelte Audi den R15 TDI, Foto: Audi

Die Lebensdauer des R10 war jedoch nur auf drei Jahre beschränkt, und so brachte Audi 2009 mit dem R15 TDI eine weiterentwickelte Variante des R10 heraus. Komplett überarbeitete Aerodynamik und ein neuer Motor sollten dabei helfen, die Siegesserie an der Sarthe auszubauen und gegen die immer stärker werdenden Peugeot zu bestehen. Doch das schaffte Audi nicht. Zwei Autos fielen im Laufe des Rennens aus, das dritte Fahrzeug konnte die Pace der Peugeot nicht halten und hatte zudem noch Probleme mit der Zuverlässigkeit. Um diese Schmach vergessen zu machen, entwickelte Audi für 2010 den R15 TDI Plus. Und siehe da - Audi fand wieder zurück auf die Siegerstraße. In Le Mans feierte man einen triumphalen Dreifacherfolg und legte dabei noch einen neuen Distanzrekord drauf.

2011 - 2016: Audi R18

Für 2011 wurden in Le Mans neue Regeln für Autos und Motoren eingeführt, und so musste Audi schon zwei Jahre nach Einführung des R15 einen neuen und erstmals seit 1999 geschlossenen Prototypen entwickeln. Das Ergebnis dieser Arbeit ist der R18. Mit dem neuen Prototypen konnte Audi seine Erfolgsserie an der Sarthe weiter ausbauen, doch das Rennen wurde überschattet von zwei Highspeed-Unfällen von Allan McNish und Mike Rockenfeller. Für 2012 entwickelte Audi eine Hybrid-Version des R18 und holte damit den ersten Gesamterfolg für diese Technologie in Le Mans. Am Ende des Jahres wurden Fässler/Lotterer/Tréluyer zudem Fahrer-Weltmeister in der neugegründeten Langstrecken-WM WEC, Audi holte sich zudem die Marken-WM gegen Neueinsteiger Toyota.

Auch 2013 holte Audi die Gesamtsiege in Le Mans, Fahrer- und Team-WM. 2014, mit Beginn des Effizienzreglements in der LMP1, begann der langsame Abstieg der Ingolstädter. Zwar siegte man noch in Le Mans, aber Fahrer- und Team-WM musste man jedoch Toyota überlassen. 2015 gingen dann alle drei Titel an Konzernschwester Porsche. In der laufenden Saison konnte Audi schließlich in Le Mans nicht mehr mithalten, der von Grund auf revolutionierte R18 hatte weder die Pace, noch die Zuverlässigkeit. Einzig in Spa siegte man, bei vielen anderen Rennen verhinderte großes Pech weitere Erfolge. Der Ende Oktober 2016 bekannt gegebene Ausstieg setzt nun einen Schlussstrich unter Audis Zeit im LMP-Sport.