Du galtst als Super-Talent, hast aber nie den Sprung in die Formel 1 geschafft. War der Traum trotzdem immer vorhanden?
Stefan Mücke: Jeder junge Fahrer hat die Formel 1 irgendwo im Blickfeld, aber ganz realistisch ist die Anzahl derjenigen, die es dorthin schaffen, gering. Es ist von vielen Faktoren abhängig, meistens natürlich von Sponsoren und Beziehungen. Von daher ist es kein Problem, sondern man schaut, dass man den Weg in den professionellen Motorsport findet und ich hatte ja schon relativ früh zu Formel-3-Zeiten einen Vertrag mit Mercedes, von wo es weiter in die DTM ging. Daher war es ein guter Schritt für mich.

Über GP2 hast du nicht nachgedacht, oder? Das war einfach nicht finanzierbar?
Stefan Mücke: Genau, es war in dem Moment nicht und möglich und daher war es gut, dass ich anfangs in der Formel 3 schon die Unterstützung von Mercedes hatte, anders hätte man das auch gar nicht machen können. Der Schritt in die DTM war auf keinen Fall falsch, sondern es war eine interessante Erfahrung und fünf interessante Jahre.

Warst du enttäuscht, nicht in der DTM weitermachen zu können?
Stefan Mücke: Die DTM ist eine sehr hart umkämpfte Meisterschaft. Es hat mir viel Erfahrung gebracht und ich habe viel gelernt, aber ich wollte auch international weiterkommen. Ich war schon immer heiß auf die 24 Stunden von Le Mans und man musste dann einfach entscheiden, was man macht. Die DTM ist sehr national und ich wollte schon ein bisschen mehr in die internationale Richtung gehen und so kam der Schritt in den Langstreckensport und zu Aston Martin, wo ich schon ein paar Jahre bin. Ich habe den Schritt auf keinen Fall bereut und mein erstes Rennen außerhalb der DTM war gleich mit einem Sieg in der FIA GT verbunden - das war ein guter Einstand.

Mücke startete in der DTM für Mercedes, Foto: xpb.cc
Mücke startete in der DTM für Mercedes, Foto: xpb.cc

Wie würdest du das Fahrverhalten eines GT-Wagens beschreiben?
Stefan Mücke: Ein GT-Auto ist etwas anderes und nicht mit einem Formel-1-, DTM- oder LMP-Wagen vergleichbar. Natürlich sucht man als Fahrer immer die Herausforderung bei den schnellstmöglichen und stärksten Autos und ein LMP1 kommt einem Formel-1-Auto schon recht nahe und ist ein Stück schneller als ein DTM-Bolide. Der GT-Sport ist trotzdem vom Auto her etwas langsamer, teilweise aber sogar schwieriger zu fahren, weil man mehr Bewegung im Auto hat und die Leistungsdichte enorm eng ist. In Sao Paulo waren wir das gesamte Rennen über innerhalb von anderthalb Sekunden hinter Platz eins. Das zeigt, wie eng es zur Sache geht und man darf sich keinen einzigen Fehler erlauben. Es macht Spaß, bei einem Langstreckenrennen über sechs Stunden innerhalb einer Sekunde zu kämpfen.

Bringt der WM-Status noch eine zusätzliche Motivation?
Stefan Mücke: Ja, natürlich ist es klasse, weltweit unterwegs zu sein auf unterschiedlichsten Kontinenten. Und natürlich ist es klasse, wenn es eine Weltmeisterschaft ist und keine nationale Geschichte, das ist sicherlich noch etwas Besonderes.

Würdest du die WEC professioneller als die DTM einschätzen?
Stefan Mücke: Man kann es nicht wirklich miteinander vergleichen. Die DTM ist von der Entwicklung her um einiges höher, aber auch von den Kosten. Bei uns handelt es sich doch um Autos, die zumindest zum Teil noch von Serienautos abstammen, was bei der DTM überhaupt nicht mehr der Fall ist. Deswegen kann man beide Klassen nicht miteinander vergleichen. Die DTM kommt der Formel 1 schon eher näher und auch in der LMP1-Klasse Audi oder Toyota. Aber GT-Sport ist noch immer etwas anderes. Es ist zwar Werkssport, aber von den Kosten doch deutlich niedriger anzusetzen als LMP1 oder DTM.

Glaubst du, dass sich mit Porsche noch etwas Richtung LMP1 ergeben könnte?
Stefan Mücke: Natürlich guckt man über den Tellerrand. Für jeden Fahrer ist es der Traum, in Le Mans um den Gesamtsieg mitzufahren. Das kann man leider nur im LMP1, aber wenn sich etwas ergibt, wird man nicht nein sagen.

Mücke und Turner freuen sich auf das Finale in Bahrain, Foto: Speedpictures
Mücke und Turner freuen sich auf das Finale in Bahrain, Foto: Speedpictures

Hast du bei Porsche ein Bewerbungsschreiben abgeben?
Stefan Mücke: Ich bin ja seit vielen Jahren mit Aston Martin unterwegs, habe mich gut eingelebt und ich denke, wir haben einen ganz guten Standpunkt hier. Deswegen bin ich zufrieden, aber ganz klar, man verfolgt alles mit. Man sieht die neuen Entwicklungen, sieht, dass neue Hersteller hinzukommen und das macht den Markt interessant.

Wie viele Rennen fährst du im Jahr?
Stefan Mücke: Ich habe es nicht nachgezählt, aber es werden knapp 30 sein, denn teilweise sind es Doppelveranstaltungen an einem Wochenende. Es ist schon recht viel mit der WEC, den GT3-Rennen in Europa, der asiatischen GT und der asiatischen Le Mans. Man ist eigentlich jedes Wochenende unterwegs, aber das hält einen warm und es macht Spaß, in anderen Serien zu starten.

Wie gehst du das Finale an? Gibt es eine andere Vorbereitung?
Stefan Mücke: Nicht wirklich. Ich versuche, denselben Job wie immer zu machen. Wir wollen keine Fehler machen und auf der Strecke hundert Prozent Performance abrufen. Das ist alles, was wir tun können, daher ist es nicht wirklich anders als bei anderen Rennen.