Nach ganz schön Pech in den letzten Rennen hoffe ich, dass ich jetzt in Austin wieder in die Erfolgsspur vom Beginn des Jahres zurückfinden kann. Denn ausgerechnet bei meinem Heimrennen in Brasilien ging ja einiges schief. Das fing schon im Qualifying an. An allen Astons, speziell aber an unserem Auto, war auf einmal die Balance völlig verändert, da passte überhaupt nichts mehr. Wir denken, dass das Problem wohl irgendwo im Bereich Reifentemperatur oder Reifendruck gelegen hat. Dadurch standen wir nicht, wie bei den letzten Rennen immer, auf der Pole für die GTE-Klasse, sondern nur auf Platz sechs.

Im Rennen hatten wir dann auch erst mal Probleme, an der Konkurrenz vorbeizukommen. Vor allem, weil wir - und das war wohl der nächste Fehler - mit ziemlich viel Flügel gefahren sind. Das hätte sich zwar gegen Ende der Stints wohl immer positiv in Sachen Reifenverschleiß ausgewirkt, war aber erst einmal eher hinderlich. Ich bin ewig an dem einen Ferrari nicht vorbeigekommen, der dann auch noch vor mir in Flammen aufging. Da bin ich dann zwar noch schadlos durchgekommen, aber kurz darauf war ich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort: Stefan Mücke hat vor mir einen Amateur-Ferrari überrundet, der Fahrer da ist wohl so erschrocken, dass er sich ganz plötzlich ohne Grund gedreht hat, ein Porsche und ich mussten versuchen, irgendwie auszuweichen, es gab mehrere Feindberührungen, und dabei hat bei mir die Aufhängung doch so einen Schlag abbekommen, dass sie kurz darauf komplett gebrochen ist und unser Rennen schon nach zwei Stunden zu Ende war.

Showrun in Chile

Am nächsten Tag war ich dann noch für Aston Martin bei einem PR-Termin in Chile, bin dort auch mit einem Vantage GT3 mit nicht limitiertem Motor gefahren - das Ding hatte richtig Power, fühlte sich schon wirklich gut an; hat Spaß gemacht.

Dann ging´s gleich weiter zum 24-Stunden-Rennen nach Barcelona, wo ich für das Barwell-Team zusammen mit Stefan Mücke, Richard Abra und Mark Poole mit einem Aston Martin Vantage V8 unterwegs war. Wir waren immer klar die Schnellsten, im Qualifying schon und dann auch im Rennen, aber wir haben irgendwie auch alle nur erdenklichen Probleme angezogen. Stefan hatte ja nach knapp einer Stunde schon eineinhalb Minuten Vorsprung heraus gefahren - dann fiel ein Rad ab. Das ist natürlich schon grundsätzlich ziemlich Besorgnis erregend, aber wir haben dadurch auch 17 Runden verloren, sind fast ans Ende des Feldes zurückgefallen und mussten uns Schritt für Schritt wieder zurückkämpfen. Zeitweise hat es ja auch geregnet - und so nach acht Stunden habe ich es dann in einem meiner Stints riskiert, bei abtrocknender Strecke sehr früh auf Slicks zu wechseln.

Am Anfang war es fast unmöglich, Temperatur in die Reifen zu bringen, aber ich habe dann die Traktionskontrolle fast völlig ausgeschaltet, dann wurde es schnell deutlich besser, und so nach zwei, drei Runden war ich schon um einiges schneller als die anderen, oft zehn bis 15 Sekunden pro Runde und konnte da richtig Boden gutmachen. Wir lagen schon wieder auf Platz fünf, ehe dann der nächste große Defekt passierte: Irgendein größeres Teil hat den Schutz vor dem Kühler durchschlagen, den Kühler aufgerissen - wieder 50 Minuten weg. Und obwohl noch da und dort wieder andere kleinere Sachen, vor allem im Bereich Aufhängung, dazu kamen, haben wir immer noch gehofft, zumindest in der Klasse noch aufs Podest zu kommen.

Aber nach ungefähr 16 Stunden, kurz vor halb fünf Uhr früh, hatte Stefan dann einen schweren Unfall auf der Geraden, als ihm ein Porsche, einer der echten Amateure, reingefahren war und er ganz heftig in die Mauer geflogen ist. Das Auto war praktisch völlig zerstört, zum Glück ist ihm nichts Ernsthaftes passiert, auch wenn er ja erst einmal zur Beobachtung ins Krankenhaus musste. Ich habe ihn da am Sonntag noch gleich besucht, da war er schon wieder ziemlich okay. Ich wollte dann relativ bald nach Hause fliegen, aber da wurde auch nichts draus. Ich bekam keinen früheren Flug, der, den ich hatte, abends um acht, war dann ewig verspätet, so dass ich erst lange nach Mitternacht zu Hause in Monaco war - todmüde, denn ich hatte die ganze Zeit nicht eine einzige Stunde geschlafen.

Bruno Sennas Aston Martin in Barcelona, Foto: Eric Teeken
Bruno Sennas Aston Martin in Barcelona, Foto: Eric Teeken

Insofern war Barcelona schon sehr anstrengend, auch von der Strecke her mit den vielen schnellen Kurven ist der Kurs von den drei 24-Stunden-Rennen, die ich jetzt gefahren bin, körperlich wohl der herausforderndste. Andererseits sind wir dort praktisch keine echten Doppelstints gefahren, weil das bei den ewigen Neutralisierungsphasen und der Zwei-Stunden-Maximalbeschränkung pro Fahrer für einen Stint vom Rhythmus her einfach nicht passt. Das macht es dann im Vergleich eher wieder einfacher. Und außerdem gab es ja das Hitzeproblem nicht, das zumindest in diesem Jahr Spa so extrem schwer gemacht hat.

Nach einem kurzen Abstecher nach Frankfurt auf die IAA am Samstag, für Akrapovic, den slowenischen Auspuffhersteller von Aston, geht es jetzt schon weiter nach Austin. Weil es für die WEC eine neue Strecke ist, sind da ja schon am Donnerstag vier Stunden zusätzliches Training angesagt. Das nimmt mir natürlich ein bisschen was von meinem Vorteil, vom letzten Jahr in der Formel 1 so quasi als Einziger die Strecke zu kennen. Aber so oder so denke ich, dass wir da prinzipiell wieder besser aussehen werden.

Ich fahre wieder mit meinem Stammpartner Fréd Makowiecki zusammen, mit dem ich ja optimal harmoniere, außerdem sollte die Strecke, bei der es ja vor allem auf Downforce ankommt, dem Aston besser entgegenkommen als zuletzt Interlagos, wo es ja vielmehr um Motorleistung ging. Und da sind wir ja nach der erneuten Anpassung der BoP nach Le Mans nun wirklich nicht im Vorteil. Aber Austin sollte uns liegen. Und wenn jetzt mit der Pechsträhne mal Schluss ist, dann sollte mindestens ein Podium drin sein.