Genau 712 Tage ist es her, dass Porsche seine Rückkehr nach Le Mans verkündete. Auf dem Weg dorthin wurde am Mittwochmorgen ein weiterer, besonders wichtiger Schritt gemacht: Der neue LMP1-Bolide sammelte seine ersten Fahrkilometer. Damit befinden sich die Verantwortlichen besser im Zeitplan als erwartet. Zu verdanken ist dies wohl größtenteils der strukturellen Aufstockung im Weissacher Motorsportzentrum Porsches. Was einst mit nur 15 Mitarbeitern begann, ist heute das Tagesgeschäft von beinahe 200 Personen.

Mehr Mitarbeiter, neue Gebäude

Leiter des LMP1-Vorhabens ist Fritz Enzinger. Er trieb die Aufrüstung in Weissach wesentlich voran. Für das Porsche-Magazin Christophorus erinnerte er sich nun an die Anfangszeit des Projekts, als plötzlich mehr Leute denn Platz zur Verfügung standen. "Wir arbeiteten drei Monate in einem riesengroßen Container", so Enzinger. "Es war zwar bloß ein Container, aber wir waren wenigstens alle zusammen da drin." Porsche reagierte auf die Situation: Mittlerweile stehen auf dem Gelände ein neues Bürogebäude sowie eine neue Werkstatt.

Enzinger wurde zur Erfüllung zweier großer Ziele nach Weissach verfrachtet: Zum einen galt es, eine Struktur aufzubauen, die Motorsport auf höchstem Niveau erlaubt. Diese Voraussetzungen seien zuletzt in sämtlichen Bereichen geschaffen worden; jetzt müsse man liefern, erklärte er weiter. Denn zum anderen gilt es natürlich, mit Porsche die 24 Stunden von Le Mans alsbald wieder zu gewinnen. Keine einfache Aufgabe, vor allem, weil man unter anderem gegen Konkurrenz aus dem eigenen Konzern antreten wird: Audi.

Dass die Ingolstädter im Prototypen-Rennsport aktuell über das größte Budget und damit auch über die größten Ressourcen verfügen, ist hinlänglich bekannt. Freilich ist aber davon auszugehen, dass man auch bei Porsche nicht kleckern wird. Die Stuttgarter betonten jedoch bereits mehrfach, sämtliches Know-how nicht einfach mit Millionen einkaufen zu wollen. "Man muss sagen, dass die Leute, die wir von außen geholt haben, nicht so viele sind. Die meisten sind Eigengewächse", verriet Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz gegenüber Motorsport-Magazin.com.

"Wir entwickeln auch alles selber aus dem Werk heraus und kaufen die Technologie nicht irgendwo bei einer Firma hinzu. Ich glaube, diesen Ansatz gibt es sonst nur bei Ferrari." Porsche scheint also bereits eine gut funktionierende Basis für den großen Kampf der Werke errichtet zu haben. Nur: Ob das neue Auto auch schnell genug sein wird, bleibt noch eine Weile abzuwarten.