Die lang ersehnte Rückkehr von Porsche in den Langstreckensport steht kurz bevor. 2014 werden erstmals nach 16 Jahren wieder gesamtsiegfähige Boliden nach Le Mans geschickt. Außerdem nimmt Weissach den Kampf in der Langstrecken-Weltmeisterschaft auf. Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz hatte unlängst klar gemacht, warum für die Traditionsmarke ein Formel-1-Engagement derzeit ausscheidet. Gegenüber Motorsport-Magazin.com erläutert er die Gründe für den Sprung in die World Endurance Championship.

"Für uns war eines klar: Wir mussten zurück in den Spitzensport und da gab es nicht viele Optionen. Wir kommen ja aus der Langstrecke und so ist für uns die neu geschaffene WEC das richtige Betätigungsfeld." Die Wahl für dieses Engagement in der Langstrecke sei aus mehreren Gründen geschehen: "Erstens aus der Geschichte heraus" führt Hatz an. Porsche ist bis heute mit 16 Gesamtsiegen der erfolgreichste Hersteller in Le Mans, doch Audi holt immer weiter auf und steht mittlerweile bei deren elf. Viel wichtiger ist jedoch der zweite Grund.

"Der zweite Grund ist, dass wir hier Dinge ausprobieren können, die man später auch mal in Straßenautos sehen wird", erläutert der 53-Jährige, der bereits bei BMW, Opel und dem künftigen Erzrivalen Audi beschäftigt war. "Mir gefällt Ansatz des energiebasierten Reglements sehr gut. Dort können wir neue Technologien entwickeln und das ist in anderen Rennserien nicht der Fall", warnt er insbesondere die Formel 1 davor, sich von ihren Wurzeln, dem technischen Fortschritt, immer weiter zu entfernen. "Deswegen hat die Langstrecke für uns ganz klar absolute Priorität, und deshalb fiel die Entscheidung darauf, in die WEC zu gehen und nach Le Mans zurückzukehren."

Langstreckensport als Zukunftsinvestition

Die Rückkehr nach Le Mans bedeutet das Treten in große Fußstapfen, Foto: Porsche
Die Rückkehr nach Le Mans bedeutet das Treten in große Fußstapfen, Foto: Porsche

Die Energieeffizienz ist für Porsche dabei von besonderer Bedeutung: "Für uns ist das ganze Thema CO2 eine entscheidende Zukunftsfrage", betont Hatz. "Wir werden mit immer stärkeren Anforderung von Gesetzesseite konfrontiert. Deswegen ist dies für uns absolut bestimmend." Dies zeige sich bereits bei den Serienmodellen, in denen mittlerweile mit Selbstverständlichkeit ein Hybridantrieb angeboten wird: "Wir sind der erste europäische Autohersteller, der einen Plugin-Hybrid anbietet und ich glaube, dass das eine Technologie ist, die ganz entscheidend sein wird für die Zukunft." Die vorläufige Krönung bildet der Porsche 918 Spyder mit 887 PS (davon 275 elektrisch).

Und genau diese Technologien seien es, die die WEC so interessant machen: "Im neuem Reglement wird auf Effizienz und Energierückgewinnung Wert gelegt. Deshalb ist dies ein ideales Labor, um neue Technologien auszuprobieren und junge Ingenieure auszubilden, die das Ganze dann auch in die Serie bringen." Hatz sieht das Engagement als Investition in die Zukunft. Wichtig sei ihm eines gewesen: "Dass wir das eben alles aus Weissach heraus machen. Wir entwickeln alles selber aus dem Werk heraus und kaufen die Technologie nicht irgendwo bei einer Firma hinzu. Ich glaube, diesen Ansatz gibt es sonst nur noch bei Ferrari."

Der dritte Grund sei schließlich, dass Porsche sich immer wieder aufs Neue auf seine Wurzeln beziehen wolle: "Porsche ist im Rennsport groß geworden und hat dadurch im zweiten Schritt großen Erfolg in der Serie gehabt. Für uns ist das eine optimale Ergänzung." Aber er weiß auch, dass das Projekt kein Selbstläufer wird: "Das ist sicher ein steiniger Weg, das wird uns nicht in den Schoß fallen. Wir werden auch Rückschläge erleben." Deshalb handele es sich auch nicht um ein kurzfristiges Projekt, sondern um eine mittel- bis langfristige Strategie. Das sind auch gute Nachrichten für die Langstrecken-Weltmeisterschaft.