15 Renn-Wochenenden warten in diesem Jahr - am kommenden Wochenende bereits das erste in Katar - auf die Superbike-Fans und wer am Ende als Weltmeister feststehen wird, scheint zunächst offener als sonst. Der Weltmeister der Saison 2007, James Toseland, hat in die MotoGP gewechselt und ein Grüppchen an Favoriten zurückgelassen, denen allen gleichermaßen Siege zuzutrauen sind. Mit dabei: Noriyuki Haga, Troy Bayliss, Troy Corser, Ruben Xaus, Max Biaggi und noch ein paar mehr. Doch auch frisches Blut kommt in die Superbike-WM, wodurch der Mix aus Favoriten, Außenseitern und Unberechenbaren recht interessant geworden ist.

Was eine Einschätzung schwierig macht, ist die unterschiedliche Testtätigkeit der Teams vor der Saison. So waren vorige Woche in Katar nicht alle Mannschaft beim letzten Test dabei und einige hatten sich sogar entschieden, die Vorbereitungen in Europa abzuschließen. Immerhin ließ sich sagen, dass Troy Bayliss das gebrochene Schlüsselbein von den Testfahrten auf Phillip Island vor ein paar Wochen gut verkraftet hatte. Denn der Ducati-Pilot erzielte am letzten Testtag die schnellste Zeit der gesamten Testfahrten.

"Ich bin recht zufrieden, wie die Dinge gelaufen sind. Wir hatten eine brandneue Maschine und es braucht immer etwas Zeit, sie einzufahren, also hoffen wir, dass wir diese Probleme vor dem Rennen nächste Woche gelöst haben. Ich bin zuversichtlich wegen meines Zustands und ich denke, ich kann sagen, dass ich fast wieder ganz in Ordnung bin", meinte Bayliss nach den Tests.

Die neue Maschine des Australiers war aber auch Anlass zur Diskussion. Aufgrund eines überarbeiteten Regelwerks konnte Ducati den Hubraum etwas aufstocken und das Motorrad dadurch natürlich verbessern. Zwar gab es im Gegenzug Einschränkungen in anderen Bereichen - vor allem beim Gewicht - doch die Konkurrenz witterte einen Vorteil - ob der existiert, wird sich im Renneinsatz zeigen. Eines hat Bayliss aber schon fixiert: nach der Saison will er seine Karriere beenden.

Ebenfalls recht gut bei den Tests unterwegs war Troy Corser, der Weltmeister von 1996 und 2005. Dabei war der Australier gar nicht auf Rundenzeiten aus. "Es war eher ein Shakedown-Test mit einem Gegenvergleich der verschiedenen Maschinen und ich fühle mich mit unseren Paket wirklich zuversichtlich für die kommende Saison", sagte er. Auch Corsers Yamaha-Markenkollege Noriyuki Haga zählt zum engeren Favoriten-Kreis. So wie Corser fühlte sich der Japaner bereits nach den Tests bereit für den Renneinsatz. Ebenfalls noch einen starken Eindruck hinterlassen konnten Lorenzo Lanzi, Ruben Xaus, Michel Fabrizio und Gregor Lavilla.

Carlos Checa ist von der MotoGP in die Superbike gewechselt, Foto: Honda
Carlos Checa ist von der MotoGP in die Superbike gewechselt, Foto: Honda

Max Biaggi hatte hingegen noch seine Anlauf-Schwierigkeiten auf der Ducati der Sterilgarda-Mannschaft, nachdem er die Saison 2007 noch auf Suzuki unterwegs gewesen war. So konnte er bei den letzten Tests kein gutes Gefühl auf der Maschine finden, obwohl er davor bereits recht positiv geklungen hatte. "Wir haben aber viel gelernt und jetzt kennen wir die Arbeit, die wir für die erste Runde in Katar haben", hatte Biaggi gemeint. Noch schlechter ging es den Kawasaki-Fahrern Makoto Tamada und Regis Laconi, da bei der Anreise zu den letzten Tests in Katar einige ihrer Motoren beschädigt wurden. Darunter litt zumindest die Vorbereitung auf das erste Rennen.

Eine fast gänzlich unbekannte Größe ist das Weltmeister-Team des Vorjahres. So ist Ten Kate Honda zwar prinzipiell immer alles zuzutrauen, doch vor der Saison konnte das Team wegen Lieferverzögerungen lediglich drei Testtage einlegen. Dafür hat man große Namen im Team. Carlos Checa ist von der MotoGP gekommen, Kenan Sofuoglu war 2007 der Supersport-Weltmeister und Ryuichi Kiyonari hat zuletzt zwei Mal in Folge den Titel der britischen Superbike-Meisterschaft gewonnen. An der fahrerischen Qualität wird es also sicher nicht scheitern und Ten Kate war in der Vergangenheit eigentlich nicht dafür bekannt, die Motorräder schlecht vorzubereiten.

Max Neukirchner hat viel vor, Foto: Suzuki
Max Neukirchner hat viel vor, Foto: Suzuki

Bleibt noch Suzuki, wo auch der einzige deutschsprachiger Fahrer im Feld zu finden ist. Max Neukirchner wurde ins Alstare Suzuki Team befördert und hat durchaus ambitionierte Pläne in diesem Jahr. "Die Suzuki, die ich im Vorjahr gefahren bin, war überhaupt nicht mit der von Alstare zu vergleichen, also gab es viel zu lernen. Aber ich freue mich, diese Chance bei so einem Team zu bekommen und bin entschlossen, alles zu geben, was ich habe. Es gibt in diesem Jahr viele gute Fahrer, aber ich denke, ich kann einige gute Ergebnisse holen und gleichzeitig etwas Spaß haben", meinte er. Das Team teilen wird er sich mit Yukio Kagayama und Fonsi Nieto, die im Winter auch mit ordentlichen Testzeiten auf sich aufmerksam machen konnten. Wer nun wirklich der Stärkste ist, wird aber erst nach 15 Wochenenden und 30 Läufen feststehen.