Die WSBK-Saison 2016 macht am kommenden Wochenende in den USA Halt. Ziel ist der geschichtsträchtige Mazda Raceway Laguna Seca. Die Fahrer der Superbike-WM schwärmen unisono von der Strecke und konnten sich gemeinsam mit ihren Teams beim Misano-Test nochmals darauf vorbereiten. Laguna Seca ist auch die letzte WSBK-Station vor der langen Sommerpause, erst Mitte September geht es dann weiter mit dem Event auf dem Lausitzring. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die wichtigsten Werksteams:

Kawasaki vor Laguna Seca: Schwarzer Fleck für Rea!

Jonathan Rea ist noch ohne Sieg in Laguna Seca, Foto: Kawasaki
Jonathan Rea ist noch ohne Sieg in Laguna Seca, Foto: Kawasaki

Laguna Seca ist eine der wenigen Strecken im aktuellen Superbike-WM-Kalender, auf der Weltmeister Jonathan Rea noch nicht gewinnen konnte. 2015 musste sich Rea in beiden Rennen Chaz Davies und Teamkollege Tom Sykes geschlagen geben, auch 2014 und bei der Laguna-Rückkehr 2013 schaffte es Rea nicht auf die oberste Stufe des Siegertreppchens. Rea scheint das aber wenig zu stören, er weiß um die Stärke von sich und seiner Kawasaki: "Das Wochenende letztes Jahr war ziemlich gut, denn wir waren nicht so weit vom Sieg, sind zwei Mal Dritter geworden. In den letzten drei Rennwochenenden habe ich mich zudem wirklich wohl auf dem Bike gefühlt", so Rea.

Im Gegensatz zu Rea konnte Teamkollege Tom Sykes auf dem Mazda Raceway schon gewinnen. Bei den jüngsten Tests in Misano war Sykes im Aufwind, was ihn für Laguna Seca beflügelt: "Wir sind einen großen Schritt in die richtige Richtung gegangen, daher freue ich mich schon sehr auf Laguna." Doch nicht nur dieser Umstand sorgt für Vorfreude bei Sykes. Er liebt die Strecke und das gesamte US-Flair: "Wir hatten hier großartige Erfolge und ich liebe den Kurs, er ist ziemlich einzigartig. Noch mehr liebe ich aber das Land und die Leute."

Ducati vor Laguna Seca: Die Schicksalsstrecke ruft

Chaz Davies setzte sich 2015 in beiden Rennen durch, Foto: WSBK
Chaz Davies setzte sich 2015 in beiden Rennen durch, Foto: WSBK

Unterschiedlicher können Schicksale nicht sein wie die von den Ducati-Piloten Chaz Davies und Davide Giugliano auf der kalifornischen Piste von Laguna Seca. Davies war es, der 2015 in den USA für den ersten Doppelsieg in der noch jungen Geschichte der Panigale R sorgte. "Ich genieße es sehr, in Laguna Seca zu fahren. Die Strecke ist anders als alle anderen Kurse im Kalender und eine Herausforderung für Mensch und Material", schwärmt Davies vom Mazda Raceway. Daher ist Laguna Seca auch der perfekte Ort, um nach den jüngsten Rückschlägen wieder zurück in die Spur zu finden, meint Davies: "In den letzten Rennen ist es nicht so gut gelaufen wie wir uns das erhofft haben. Einige unerwartete Schwierigkeiten haben uns eingebremst und Punkte gekostet."

So gut es für Davies im Vorjahr lief, so schlechte Erinnerungen hat Giugliano an das Event im Vorjahr. In Laguna Seca stürzte der Italiener heftig und verletzte sich damit so heftig, dass er für den Großteil der Saison 2015 zum Zuschauen verdammt war. Giugliano hat aber seinen Frieden mit der Strecke gefunden: "Vor meiner schlimmen Verletzung habe ich die Strecke immer gemocht, das Ziel ist es also, die Vergangenheit hinter mir zu lassen." Stattdessen hebt Giugliano die jüngsten Verbesserungen hervor: "In den letzten drei Events haben wir uns zusammen mit dem Team stetig verbessert. In Sepang, Donington und Misano sind wir auf das Podium gekommen, auch wenn wir gerne noch etwas konstanter gewesen wären."

Honda vor Laguna Seca: Die Rückkehr des Local Hero

Nicky Hayden feierte 2005 seinen allerersten MotoGP-Sieg in Laguna Seca, Foto: Repsol Honda
Nicky Hayden feierte 2005 seinen allerersten MotoGP-Sieg in Laguna Seca, Foto: Repsol Honda

Nicky Hayden und Laguna Seca - das war in der Vergangenheit immer eine ganz spezielle Beziehung. Zwei seiner drei MotoGP-Siege feierte Hayden dort, auch sein Superbike-WM-Debüt gab er 2002 in Laguna Seca. Damals reichte es zu Platz vier. "Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich zuletzt hier gefahren bin, ich kann es also kaum erwarten, wieder auf dieser großartigen Strecke zu fahren", so Hayden. Natürlich erwarten die US-Fans von ihrem Local Hero eine besondere Leistung, doch das wird nicht leicht, wie Hayden zu bedenken gibt: "Es wird nicht einfach, mit den Briten zu kämpfen, denn momentan dominieren sie etwas. Aber wir werden absolut alles geben."

Während Hayden also versucht, die erfolgreiche Vergangenheit wieder aufleben zu lassen, ist Michael Van Der Mark darauf bedacht, den jüngsten Aufwärtstrend mit dem Podium in Misano zu bestätigen. "Ich hoffe, ich kann das Momentum in Laguna Seca aufrecht erhalten. Mein Ziel sind die Top-5, aber wenn wir vor der Sommerpause nochmal auf das Siegertreppchen kommen, wäre das eine großartige Sache", gibt Van Der Mark die Marschroute vor. Der Holländer fuhr 2015 als bestes Ergebnis zwar nur einen siebten Platz ein, schwärmt aber dennoch wie der Großteil des WSBK-Feldes von der US-Piste: "Ich genieße es sehr, in Laguna Seca zu fahren. Die Strecke ist unglaublich und die Fans ebenso!"

Yamaha vor Laguna Seca: Lowes wieder in Top-Form

Alex Lowes hat seine Verletzung auskuriert, Foto: Yamaha
Alex Lowes hat seine Verletzung auskuriert, Foto: Yamaha

Für die Yamaha R1 in der WSBK-Spezifikation ist der Mazda Raceway in Laguna Seca Neuland. Die größten Hoffnungen setzt man an diesem Wochenende wieder in Stammpilot Alex Lowes. Der Brite hat sich von seiner jüngsten Verletzung aus Malaysia inzwischen gut erholt und reist in guter körperlicher Verfassung nach Kalifornien. "Ich freue mich, dass es mir körperlich wieder besser geht als noch an den letzten beiden Rennwochenenden. Damit will aus den jüngsten Verbesserungen an der Yamaha Profit schlagen", erklärt Lowes. Besonders auf die Strecke freut sich Lowes schon, Laguna Seca zählt zu seinen Lieblingskursen: "Ich liebe Laguna Seca, es ist immer ein besonderer Nervenkitzel, dort zu fahren."

Unterstützung erfährt Lowes in Laguna Seca einmal mehr von Niccolo Canepa, der schon in Misano auf der R1 des etatmäßigen Stammpiloten Sylvain Guintoli Platz nahm. Der WSBK-Champion von 2014 seine Teilnahme in Laguna Seca kurzfristig absagen, und nach Canepas Leistungen in Misano war der Italiener die logische Wahl für Yamaha. Canepa hat Großes vor: "Ich hatte ein großartiges Wochenende in Misano und ich bin mir sicher, dass es in Laguna Seca noch besser wird! Seit den Misano-Tests fühle ich mich auf der R1 noch wohler", sendet Canepa eine Kampfansage an die Konkurrenz.

Laguna Seca: Strecke & Statistik

Laguna Seca ist mit 3,6 Kilometern Länge die kürzeste Strecke im Kalender der Superbike-WM - was aber nicht bedeutet, dass es ein einfacher Kurs wäre. Die kalifornische Hitze, ständige Richtungswechsel und enorme Höhenunterschiede stellen die Fahrer und ihre Motorräder vor besondere Herausforderungen. Der Kurs verfügt über elf Kurven, sieben Mal geht es links herum, vier Mal rechts. Berühmt ist die Strecke vor allem für eine Kurve: Den Korkenzieher. Die Monsterschikane liegt blind hinter einer Kuppe, zudem fällt man nach dem Durchqueren der ersten Kurve fast in ein Loch, da an dieser Stelle das Gefälle so groß ist.

Laguna Seca war von 1995 bis 2004 ununterbrochen im Kalender der Superbike-WM, ehe eine lange Pause folgte. 2013 kehrte man wieder nach Kalifornien zurück, seither wurde jährlich ein WSBK-Event auf dem Mazda Raceway ausgetragen. Die Ehre des Rekordsiegers teilen sich gleich mehrere Piloten. Anthony Gobert, Troy Corser, John Kocinski und Ben Bostrom entschieden allesamt drei Superbike-Rennen in Laguna Seca für sich. Von den aktuellen Piloten haben Tom Sykes und Chaz Davies je zwei Mal in Kalifornien gewonnen.

Die Superbike-WM 2016 bisher

Jonathan Rea drückt der laufenden WSBK-Saison seinen Stempel ähnlich deutlich auf wie seinem Weltmeisterjahr 2015. Rea stand bisher in jedem der 16 Saisonrennen auf dem Podium, sieben Mal siegte er bis jetzt. Zusammen mit Kawasaki-Teamkollege Tom Sykes und Ducati-Pilot Chaz Davies dominiert Rea das laufende Jahr. Dieses Trio bildet auch die unangefochtene Top-3 in der Gesamtwertung. Für eine erfrischende Abwechslung sorgte der umjubelte Sieg von Nicky Hayden in Malaysia.