Valentino Rossi hat es in diesem Jahr vorgemacht: Auch nach vielen Jahren MotoGP-Erfahrung kann ein Coach wahre Wunder wirken. Der Yamaha-Pilot holte sich mit Luca Cadalora einen ehemaligen Weltmeister ins Boot, um Rossi mit Rat und Tat beiseite zu stehen. Jetzt will die andere Seite der Yamaha-Box nachziehen. Im Interview mit der spanischen 'Marca' gab Lorenzo diebisch grinsend zu: "Ich habe nicht aufgehört, darüber nachzudenken."

In Frage für diesen Platz in Lorenzos Entourage kämen Max Biaggi oder Casey Stoner. Beide Ex-Piloten verbindet eine enge Freundschaft zu Lorenzo. Gegen Stoner trat der Yamaha-Pilot noch auf der Strecke an, 2011 schnappte ihm Stoner sogar um 90 Punkte den Weltmeistertitel weg. Duelle zwischen Biaggi und Lorenzo hat es keine gegeben, aber der amtierende Weltmeister war nie müde zu betonen, dass der Italiener sein großes Vorbild sei.

Lorenzo: Ich war der Erste

Eine großartige Bereicherung wären beide Piloten für Lorenzo. Insgesamt acht Weltmeistertitel in dem Motorradweltmeisterschaft und der WSBK sprechen eine deutliche Sprache. Trotzdem misst Lorenzo der Rolle eines Riding Coachs keine allzu große Bedeutung bei. "Ich glaube nicht, dass es etwas Fundamentales ist, aber manchmal kann es helfen."

Jorge Lorenzo und Wilco Zeelenberg waren lange ein eingespieltes Team, Foto: Milagro
Jorge Lorenzo und Wilco Zeelenberg waren lange ein eingespieltes Team, Foto: Milagro

Auch wenn er vom Nutzen eines Coaches noch nicht hundertprozentig überzeugt ist, legt Lorenzo doch auf eines wert: "Ich war der Erste, der so jemanden mit Debon und später Wilco Zeelenberg hatte", gibt Lorenzo zu bedenken. "Jetzt profitieren andere davon." Neben Rossi arbeiten auch Scott Redding und Bradley Smith mit einem Riding Coach. Ob Lorenzo in absehbarer Zeit mit ihnen gleich ziehen wird, will der Weltmeister noch nicht fest sagen. "Wir werden sehen, ob ich wieder einen Coach haben werde oder nicht."

Stoner wehrt sich

Zumindest Stoner scheint für die Rolle als Lorenzo-Coach nicht mehr in Frage zu kommen. Auf einem Sponsor-Event seines Helmlieferanten Nolan wehrte sich Stoner entschieden gegen Lorenzos Sicht der Dinge. "Es wird toll sein, eng mit ihm zu arbeiten", schickt Stoner gegenüber der italienischen 'Gazzetta dello Sport' freundlich heraus, um dem Angebot dann aber bestimmt entgegenzutreten. "Aber es ist nicht fair zu sagen, dass ich sein Coach werde."

Ein deutlicheres Dementi hätte der Australier kaum abgeben können. Verständlich, wie Luca Cadalora oder Wilco Zeelenberg müsste Stoner als Lorenzos Coach bei so gut wie jedem Rennen vor Ort sein. Ein absolutes No-Go für den Familienvater, der Frau und Kind über den Rennsport gestellt hat. Als Testfahrer beschränken sich die Einsätze auf einige Testläufe im Jahr, plus zusätzliche Sponsor-Events. An eine komplette MotoGP-Saison reicht das nicht heran.

Dennoch will Stoner seinem Freund Lorenzo die Hilfe nicht komplett verweigern. "Ich werde ihm helfen, sich an das Bike zu gewöhnen", verspricht der 30-Jährige, der immerhin den einzigen Ducati-Weltmeistertitel einfahren konnte. Eine bessere Hilfestellung kann Lorenzo wohl von niemand anderem erwarten, doch auf alltäglicher Basis wird sich der Spanier wohl nach einem anderen Helferlein umsehen müssen. Aktuell steht dafür nur noch Biaggi auf der Liste.