Zum fünften Event in der Saison 2016 reist die Superbike-WM nach Imola zum Autodromo Enzo e Dino Ferrari. Nach zwei Davies-Siegen in Aragon schöpfte die Konkurrenz Hoffnung, doch in Assen holte Jonathan Rea trotz der Wetterkapriolen beide Siege. Im letzten Jahr dominierte Kawasaki zudem beide Rennen und holte zwei Doppelsiege. Die größten Chancen darauf, die Grünen zu schlagen, hat Ducati. Die Roten haben ein echtes Heimspiel vor der Brust und sind daher noch einmal zusätzlich motiviert. Motorsport-Magazin.com hat sich vor dem Imola-Wochenende alle Werksteams genauer angesehen.

Kawasaki vor Imola: Sykes und Rea lieben die Strecke

Jonathan Rea und Tom Sykes hatten in Assen erneut die beste Pace im WSBK-Feld, Foto: Kawasaki
Jonathan Rea und Tom Sykes hatten in Assen erneut die beste Pace im WSBK-Feld, Foto: Kawasaki

Kawasaki dominierte nicht nur die bisherige Saison 2016, sondern auch im Vorjahr in Imola. In beiden Rennen holte man einen Doppelsieg, Rea und Sykes lagen dabei in jeder einzelnen Rennrunde auf den Plätzen eins und zwei und drehten in beiden Läufen auch noch die beiden schnellsten Runden. Die beiden Briten fühlen sich also pudelwohl in Imola, wie auch Sykes bestätigt: "Das ist eine richtige Oldschool-Strecke. Sie ist aufregend, technisch und man muss punktgenau fahren, wenn man hier schnell sein will." In Assen war für Sykes mehr als ein zweiter Platz drin, doch das Potenzial, das er und seine Kawasaki gezeigt haben, verleiht ihm für Imola eine Zusatz-Portion Motivation.

Für Weltmeister Jonathan Rea geht es dagegen darum, die Führung in der WM weiter zu vergrößern. "Wir gehen wieder zum Tagesgeschäft über und müssen unser Ziel jetzt Woche für Woche im Auge behalten, nämlich unsere Gesamtführung auszubauen", gibt Rea die Marschroute vor. Dafür ist Imola alles andere als ungeeignet. Im Vorjahr gewann Rea hier zwei Mal, zudem mag auch er die Strecke: "Das Layout ist vergleichbar mit den Strecken, mit denen ich in der Britischen Meisterschaft aufgewachsen bin. Ich hatte hier schon einige Siege und gute Resultate zu feiern", so Rea. Die Konkurrenz darf sich also warm anziehen.

Ducati vor Imola: Glanzlicht zuhause setzen

Ducati will bei seinen Heimrennen an Kawasaki vorbeiziehen, Foto: Ducati
Ducati will bei seinen Heimrennen an Kawasaki vorbeiziehen, Foto: Ducati

Für Ducati ist Imola ein echtes Heimspiel. Die Strecke befindet sich nur gut 50km vom Werk entfernt, entsprechend brennt man darauf, vor heimischem Publikum zu glänzen. Beim letzten Event in Assen lief es für die Roten allerdings nicht nach Wunsch, sie gehen zu den Verlierern der Wetterkapriolen. Doch seit den jüngsten Upgrades an der Panigale R ist der Aufwärtstrend spürbar. "Wir haben in Assen das Potenzial der Ducati bestätigt und wertvolle Erfahrung gesammelt. In Imola versuchen wir wieder, um den Sieg zu kämpfen. Das ist eine besondere Strecke, die ich sehr mag", brennt Chaz Davies schon auf das Rennwochenende in Italien.

Für Davide Giugliano ist Imola eine besondere Strecke. Nicht nur, dass der Italiener hier sein Heimrennen bestreitet. Im Vorjahr gab er hier auch sein Comeback nach langwieriger Verletzung und fuhr dann sofort auf die Pole und im ersten Lauf auch als Dritter auf das Treppchen. "In den letzten Rennen haben unsere Ergebnisse aber nicht unser Potenzial wiedergespiegelt. Assen hätte einen Wendepunkt darstellen sollen, aber das Wetter war zu launisch, um die Setup-Arbeit fertig zu bringen", hadert Giugliano. "Wir haben keine speziellen Probleme zu lösen, sondern müssen einfach nur hart arbeiten, damit ich ein besseres Gefühl mit meiner Ducati habe. Dann werden die Ergebnisse auch wieder kommen", ist der Italiener überzeugt. Der erste Befreiungsschlag soll beim Heimrennen in Imola gelingen.

Honda vor Imola: Premiere für Hayden

2015 lief es nicht für Michael Van Der Mark in Imola, Foto: Pata Honda
2015 lief es nicht für Michael Van Der Mark in Imola, Foto: Pata Honda

Nicky Hayden kommt mit viel Rückenwind nach Imola. In Assen gelang ihm das erste Podium in der für ihn neuen Serie. Die italienische Strecke jedoch ist für den Ex-MotoGP-Champion Neuland. Umso akribischer hat er sich auf das Rennwochenende vorbereitet: "Was ich so in den Aufnahmen gesehen habe, sieht die Strecke episch aus. Aber ich werde auch schon von Donnerstag an hart mit meinem Team arbeiten müssen. Die Strecke sieht sehr technisch aus, mit vielen Höhenunterschieden", bemerkt der Honda-Pilot. Der Lernprozess steht für Hayden also an erster Stelle.

Michael Van Der Mark dagegen hat schon ein Jahr Superbike-Erfahrung auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari. Allerdings verlief sein WSBK-Debüt in Imola wenig erfolgreich. Nach einem neunten Platz im ersten Rennen schied Van Der Mark in Lauf zwei aus. Der Holländer hat also etwas gut zu machen: "Durch die großen Verbesserungen über den Winter und in den ersten Rennen bin ich mir sicher, dass wir dieses Jahr wesentlich konkurrenzfähiger sind", ist Van Der Mark. Der bisherige Saisonverlauf verleiht ihm zusätzlichen Auftrieb, weshalb Van Der Mark hohe Ziele formuliert: "Durch die vielen Podiumsplätze bisher ist mein Ziel für Imola zumindest die Top-5."

Yamaha vor Imola: Gute Pace endlich auch im Rennen umsetzen

Yamaha musste sich in den WSBK-Rennen bisher nach hinten orientieren, Foto: Yamaha
Yamaha musste sich in den WSBK-Rennen bisher nach hinten orientieren, Foto: Yamaha

Yamaha lieferte dank der brandneuen R1 bisher eine ordentliche Comeback-Saison ab. Im Qualifying präsentierte man sich bärenstark, jedoch will es im Rennen noch nicht so recht klappen für Sylvain Guintoli und Alex Lowes. Ein fünfter Platz durch Guintoli in Australien blieb bis jetzt das höchste der Gefühle für Yamaha. "Das Ziel ist klar: Wir müssen unbedingt unsere Renn-Performance verbessern und das exzellente Potenzial der Yamaha maximieren. Wir müssen hart arbeiten, damit unsere Yamaha über die komplette Renndistanz gut performen kann. Dass wir es können, haben wir schon im Qualifying gezeigt", gibt Guintoli die Richtung fürs Wochenende vor.

Harte Arbeit ist ein gutes Stichwort. Diese ist in Imola auch notwendig, schließlich ist es nicht einfach, für die technisch anspruchsvolle Strecke ein ideales Setup zu finden, wie auch Teamkollege Alex Lowes bestätigt: "Imola mag ich sehr, auch wenn es schwierig ist, hier alles optimal hinzubekommen. Sie ist vielleicht die technischste Strecke im gesamten Kalender." Nach einem schwierigen Saisonstart mit zwei Stürzen in vier Rennen lief es zuletzt besser für Lowes. In Aragon und Assen fuhr er vier Mal in Folge in die Top-10. In Imola soll ein weiterer Sprung gelingen: "Ich will mit der Top-Gruppe mithalten können", formuliert Lowes sein Ziel für Imola.

Die Superbike-WM 2016 bisher

Kawasaki entpuppte sich bisher als nahezu unschlagbar. Sechs von acht Rennen in der Saison 2016 gingen an die Grünen. In der teaminternen Sieg-Statistik steht es jedoch 5:1 für Weltmeister Jonathan Rea gegen Tom Sykes. Einzig Chaz Davies konnte auf seiner Lieblingsstrecke in Aragon Kawasaki in die Suppe spucken und für Ducati zwei Siege einfahren. Zuletzt in Assen dominierte Rea trotz Wetterkapriolen erneut und holte sich in beiden Läufen den Sieg. In der Gesamtwertung führt der Weltmeister schon recht deutlich mit 181:136 Punkten vor Davies. Sykes ist Dritter mit 122 Zählern.

Imola: Strecke und Statistik

Das Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola wurde 1952 eröffnet und erlangte durch das Formel-1-Wochenende 1994, in dessen Verlauf Roland Ratzenberger und Ayrton Senna tödlich verunglückten, traurige Berühmtheit. Seitdem wurde der Kurs zwei Mal grundlegend überarbeitet. Imola ist eine technisch sehr anspruchsvolle Strecke. Die Superbike-WM fährt auf der 4,936km langen Variante mit der Schikane vor Start-Ziel, was insgesamt 13 Links- und neun Rechtskurven ergibt. Zwischen 2001 und 2006 machte die WSBK erstmals Station in Imola und erlebte dabei 2002 eine der denkwürdigsten WM-Entscheidungen in ihrer Geschichte zwischen Colin Edwards und Troy Bayliss.

Nach den jüngsten Umbauarbeiten kehrte die Superbike-WM 2009 wieder nach Imola zurück und richtete seitdem in jedem Jahr ein Event dort aus. Insgesamt wurden dort bisher 25 WSBK-Rennen ausgetragen. Rekordsieger bei den Marken ist Ducati mit 13 Erfolgen. Bei den Fahrern liegen zwei Fahrer in der Sieg-Statistik Imolas gleichauf an der Spitze: Carlos Checa und Jonathan Rea. Beide konnten jeweils fünf Erfolge auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari feiern. Dahinter rangieren Ruben Xaus und Regis Laconi mit jeweils drei Erfolgen. In der Podiums-Statistik stehen allerdings zwei andere Fahrer ganz oben: Tom Sykes und Noriyuki Haga standen bisher jeweils sieben Mal auf dem Treppchen in Imola und führen damit in dieser Rangliste.