Marco Melandri ist 2011 als Fahrer wieder glücklicher geworden. Nach vier sieglosen Jahren in der MotoGP - mit Einführung der 800ccm-Maschinen konnte er nie wieder an alte Leistungen anknüpfen - hatte Melandri die Nase voll. Er entschied sich für die Fortführung seiner Karriere in der Superbike WM. Er wollte wieder um Podeste kämpfen, er wollte wieder siegen. Schon die ersten beiden Wochenenden des Jahres bewiesen, dass er das noch kann. Am Ende stand der Vize-Weltmeister-Titel zu Buche.

Mit Startplatz acht schaffte sich der Yamaha-Werksfahrer gleich zum Saisonauftakt auf Phillip Island eine gute Ausgangsposition für sein Superbike-Debüt. Nach Rang fünf in Lauf eins gab es gleich das erste Podest. Melandri wurde im Nachmittagsrennen hinter dem späteren Weltmeister Carlos Checa und dem da noch amtierenden Weltmeister Max Biaggi Dritter.

Doch er musste auch rauen Wind spüren, der ihm entgegen schlug. Und das schon beim zweiten Renn-Wochenende des Jahres. Im Donington Park gerieten er und Max Biaggi auf der Piste etwas aneinander - Biaggi stapfte schließlich zu seinem Landsmann und verpasste ihm ein paar Klapse ins Gesicht. Doch Melandri wusste: Die römische Diva hat ihre Macken und wird einen weiteren erfolgreichen Italiener in der gleichen Rennklasse neben sich nicht akzeptieren. Dieses Szenario kannte man schon aus der MotoGP, da ging es noch zwischen Biaggi und Valentino Rossi.

Doch Melandri ließ sich daraufhin auf keine Spielchen ein - und gab seine Antwort auf der Strecke. In Donington holte er bei seinem dritten Superbike-Rennen seinen ersten Sieg und im zweiten Lauf des Tages einen weiteren Podestplatz.

Während seiner ersten Saison bei den Superbikes fand Marco Melandri wieder in die Erfolgsspur, Foto: WorldSBK
Während seiner ersten Saison bei den Superbikes fand Marco Melandri wieder in die Erfolgsspur, Foto: WorldSBK

In seinen ersten 26 Superbike-Rennen stand Melandri 15 Mal auf dem Podest. Vier Mal davon siegte er: nach Donington noch in Aragon, Brünn und beim Finale in Portimao. Gerade die zweite Saisonhälfte war von einer unglaublichen Konstanz durchzogen. In den finalen 14 Läufen der Saison leistete sich Melandri keinen Nuller mehr - davon gab es im Debüt-Jahr eh nur zwei - und stand zehn Mal auf dem Podium.

395 Punkte, die am Ende auf dem Konto des 29-Jährigen standen, hätten unter Umständen auch zum Titel reichen können. Doch Carlos Checa fuhr einfach zu konstant und stark, sodass Melandri am Ende der zweite Vize-Weltmeister-Titel seiner Karriere blieb.

Doch eine Hiobsbotschaft hatte der 1,66 Meter kleine Italiener dennoch zu verdauen. Eigentlich deutete alles auf eine Vertragsverlängerung im Yamaha-Werksteam für die Saison 2012 hin, doch dann zogen die Japaner den Stecker: Rückzug! Melandri stand zum wiederholten Male in seiner Karriere ohne Team da.

Ende 2008 wechselte Melandri aus dem MotoGP-Werksteam von Ducati nach seiner erfolglosesten Saison im GP zu Kawasaki. Doch das Werk zog sich im Winter doch noch aus der WM zurück. Melandri blieb nur die dann in Hayate umbenannte Maschine in einem unterlegenen Team zu pilotieren. Und nun sah sich Melandri einer ähnlichen Situation ausgesetzt. Zunächst gab es zwar noch Bemühungen, die Yamaha-Maschinen durch ein externes Team in der Startaufstellung zu halten, doch auch dieses Vorhaben sollte scheitern.