Man war schon dazu geneigt, Carlos Checa abzustempeln. Als sympathischen Spanier, der immer mal für eine Glanzlicht-Leistung gut war, aber eben auch nicht mehr. Und dann kam das Jahr 2011, dem er mit seiner Althea Ducati den Stempel aufdrückte, wie kein anderer in der Superbike Weltmeisterschaft. 15 Siege errang El Torro, hinzu kamen sechs weitere dritte Plätze. Summa summarum machte das 21 Podeste - bei 26 Rennen stand er nur fünf Mal nicht auf dem Podest.

Es muss einfach noch einmal erwähnt werden: in 81 Prozent aller 26 Superbike WM-Läufe der Saison 2011 stand Carlos Checa auf dem Treppchen. Als schlechtestes Wochenende kann man Monza bezeichnen. Auf der Hochgeschwindigkeitspiste von Italien hatte er mit seiner 1098R einige Nachteile, brachte aber dennoch 13 Punkte nach Hause. Weitere Makel? Der Ausfall in Lauf 1 von Aragon - sein einziger Rennsturz 2011 -, der zweite Lauf im strömenden Regen auf dem Nürburgring, welchen er als Achter beendete, und der Finallauf in Portimao, wo es "nur" Rang vier gab.

Checas Dominanz war mehr als deutlich. Insgesamt sammelte der Spanier 505 Punkte. Das brachte ihm einen Vorsprung von 110 Zählern auf Vizeweltmeister Marco Melandri ein, Max Biaggi und Eugene Laverty - punktgleich auf den Rängen drei und vier - verloren schon 202 Punkte.

Außer Checa konnten 2011 nur fünf weiter Piloten Siege einfahren: Marco Melandri, Max Biaggi, Eugene Laverty, Jonathan Rea und Tom Sykes. Doch eigentlich hatte Checa nur zwei dieser Konkurrenten eine Zeit lang richtig zu fürchten: die beiden Italiener Melandri und Biaggi.

Doch Biaggi nahm sich selbst aus dem WM-Kampf, als er ab dem Nürburgring sechs Meisterschaftsläufe verpasste. Der Aprilia-Pilot hatte sich im Training durch einen an den Stiefel fliegenden Stein den Fuß gebrochen. Doch das schmälert die Leistung des neuen Weltmeisters keines Falles.

Carlos Checa konnte sich dank einer übrerragenden Saison 2011 den ersten WM-Titel seiner Karriere sichern, Foto: Althea Racing
Carlos Checa konnte sich dank einer übrerragenden Saison 2011 den ersten WM-Titel seiner Karriere sichern, Foto: Althea Racing

Checa hat 2011 endlich den ersten Titel seiner Profi-Karriere gefeiert. Nach 15 Jahren im Grand Prix, wo er sowohl in der 125ccm-, der 250ccm-, der 500ccm- und der MotoGP-Klasse an den Start ging, wechselte er 2008 in die Superbike WM. Schon immer schien es, dass die größeren Motorräder dem heute 39-Jährigen besser liegen. 1996 fuhr er seinen ersten WM-Sieg ein - beim Großen Preis von Catalunya auf einer 500er Honda. Dies war einer von zwei GP-Siegen seiner Karriere, immerhin brachte er es auf insgesamt 24 Podeste.

In der Superbike WM beendete Checa seine erste Saison 2008 als Vierter. Damals sammelte er 313 Punkte - dank seiner sieben Podeste. Sein erster WSBK-Sieg sollte gleich ein Doppeltriumph werden. Seither zählt der Miller Motorsports Park in den USA zu seinen Lieblingsstrecken. Doch 2009 rutschte Checa wieder ins Mittelfeld ab. Eigentlich sollte er im zweiten Jahr auf der Ten Kate Honda auf den WM-Titel losgehen, doch blieb er sieglos.

Das Althea Ducati-Team fing den fallenden Spanier auf - und sollte dafür königlich belohnt werden. Checa erntete drei Siege, vier zweite und einen dritten Platz, beendete das Jahr als Dritter. Man fühlte sich wohl miteinander - das Team mit seinem Fahrer und der Fahrer mit seinem Team. Und genau das bildete eine sehr gute Grundlage dafür, dass 2011 Max Biaggi als Weltmeister abgelöst werden konnte.

2012 wird Checa versuchen, seine Startnummer 1 zu verteidigen - auch wenn alles schon einmal auf der Kippe stand. Beim Saisonfinale stürmte am Samstag Teamchef Genesio Bevilacqua in die Box und verkündete, dass es das letzte Rennen für die Truppe sei. Doch über Nacht konnte eine Lösung mit Ducati gefunden werden, sodass am Sonntag die erfreuliche Nachricht kam: Es geht doch weiter.