Für die meisten Motorsportfans geht ein Rennwochenende von Freitag bis Sonntag. Denn dann sind die Tage des Donners. Die Autos sorgen für Action und Spektakel auf der Strecke. Doch für die Darsteller des Rennzirkus beginnt der Stress schon am Donnerstag. Auch wenn es noch nicht darum geht, der Schnellste auf der Strecke zu sein, gibt es rund um den Kurs viel zu tun. Im Fahrerlager des Porsche Carrera Cups herrscht schon vor dem Wochenende rege Betriebsamkeit.

Im Hintergrund werden die Fäden von der Organisation gezogen. "Die Einteilung des Fahrerlagers baut auf Erfahrungswerten", erklärt Andrea Hagenbach von der Porsche AG im Gespräch mit motorsport-magazin.com. Die ITR stellt jeder der insgesamt fünf Rahmenserien eine ausreichende Fläche zur Verfügung. "Man weiß genau, wie viele Teams wir haben und wie groß unsere Hospitality ist." Doch nicht bei jedem Rennen ist das Fahrerlager gleich. Immer wieder ist die verfügbare Fläche anders und die Teams reisen in unterschiedlichen Reihenfolgen an. "Wir bauen das Fahrerlager immer in Reihen auf. Dabei wird es nicht vorkommen, dass sich ein Team zwischen zwei Zelte quetschen muss. Es wird der Reihe nach aufgefüllt."

Zudem berücksichtigt man bei der Planung Wünsche der Teams. Wenn eine Mannschaft viele Gäste erwartet, darf es meist weiter vorne stehen. Bestes Beispiel ist das Team Farnbacher, dass beim Heimspiel auf dem Norisring in Nürnberg immer weit vorne zu finden ist. Zuletzt fuhr man auf dem Hockenheimring. Auch hier war die Planung des Fahrerlagers eine besondere Herausforderung. "Durch die zusätzliche Serie war in Hockenheim alles am Anschlag", sagt Hagenbach über das Saisonfinale in Baden-Württemberg. Letztlich bleibt jedes Fahrerlager individuell. "Jede Strecke hat ihre Eigenheiten."

Am Ende muss alles Pico-Bello sein, Foto: Porsche
Am Ende muss alles Pico-Bello sein, Foto: Porsche

Am Donnerstag werden die Teams ab acht Uhr ins Fahrerlager eingelassen. Früh aufstehen ist auch bitter nötig, denn bis die Mechaniker am Abend ihren Grill anwerfen und den Feierabend genießen können, gibt es viel zu tun. "Zunächst müssen wir unseren LKW zentimetergenau einrangieren", berichtet Mechaniker Tobias Seyffarth aus dem gleichnamigen Team. Erst wenn der Truck genau auf seinem Stellplatz steht, kann es richtig losgehen. "Erst bauen wir das Zelt auf, dann folgen Feinheiten wie Fußboden und Stellwände." Danach ist Fingerspitzengefühl gefragt, wenn die Messbühne aufgestellt wird.

"Bis alles Pico-Bello ist, brauchen wir bestimmt fünf Stunden", so der Mann aus dem Team Seyffarth Motorsport. Bei jedem Rennen helfen fünf bis sechs Leute beim Aufbau des Teamzelts. Geraden bei der 8 mal 13 Meter großen Zeltplane ist Koordination gefragt. "Um die zu spannen, brauchen wir schon fünf Mann. Anders geht es gar nicht", meint Seyffarth. Auch am Nachmittag bleibt ihm keine Zeit zum Verschnaufen. "Wir müssen aufpassen, dass unsere beiden Autos pünktlich bei der technischen Abnahme sind." Dort wird alles Mögliche am Auto überprüft. Ist am Motor und Getriebe alles richtig verplombt? Funktioniert das Licht richtig oder ist der Feuerlöscher schon abgelaufen?

Wer denkt, dass die Fahrer aus dem Porsche Carrera Cup ihren ersten Einsatz am Freitagvormittag haben, irrt ebenfalls gewaltig. "Die Anreise ist schon am Donnerstagmittag", erklärt Ex-Champion Christian Menzel. "Als erstes guckt man nach seinem Auto und redet mit seinem Team. Schließlich muss man sich schlau machen, ob und welche Teile am Wagen getauscht wurden." Es folgt ein Blick in die gesammelten Daten aus dem Vorjahr. Menzel macht sich neben den Aufzeichnungen des Computers ganz eigene, persönliche Notizen zu jedem Rennen. "Dann weiß ich sofort, wie es hier im letzten Jahr war."

Doch ein Blick auf Bildschirm und Papier ist nicht alles. "Wenn die Strecke geöffnet ist, jogge ich eine Runde und schaue mir die Gegebenheiten ganz genau an", sagt Menzel. An den Kerbs und Ludwig-Tellern würde immer etwas geändert werden, so der tolimit-Pilot weiter. Ein genauer Blick lohnt sich. Es reicht schon eine kleine Unaufmerksamkeit und man fährt später mit dem 911 GT3 Cup über einen Randstein, den man besser gemieden hätte. Schon am Donnerstag geht es also um Sieg und Niederlage.

"Der Donnerstag ist auch eine gute Zeit, um sich um die Hardcore-Fans zu kümmern", erklärt der 36-jährige Kelberger. "Man muss ausführlich mit ihnen quatschen und nicht ein oder zwei Bilder unterschreiben, sondern gleich eine ganze Mappe. Aber auch das ist sehr schön, denn der Donnerstag ist der Tag, an dem ich noch genug Zeit für die Fans habe."

Es folgen drei harte Tage, an denen es kaum einen Moment zum Verschnaufen gibt. Es stehen freie Trainingssitzungen, das Qualifying und meist ein, in Ausnahmefällen sogar zwei Rennen an. Und wenn dann die Autos ins Fahrerlager zurückkehren, ist der Stress noch nicht vorbei, wie Tobias Seyffarth weiß: "Dann starten wir eine Hauruck-Aktion. Von da, wo noch alles schön aussah, bis zu dem Punkt, an dem wir abfahrbereit sind, vergehen nur drei Stunden." Und das alles nur, um zwei oder drei Wochenenden später wieder von vorne zu beginnen.