Jeffrey, mit Platz sechs beim Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife hast du die Führung in der Meisterschaft übernommen. Gutes Gefühl, oder?
Jeffrey Schmidt: Klar, es ist schon etwas Besonderes, den eigenen Namen neben Platz eins zu lesen. Ein guter Start in die Saison, der mir eine Menge Selbstvertrauen verleiht. Dass ich ausgerechnet von der legendären Nordschleife mit der Meisterschaftsführung im Gepäck abreise, macht es umso schöner. Ich muss allerdings sagen, dass ich den sechsten Platz im Rennen eher unter Schadensbegrenzung verbuche. Ich hatte mir am Nürburgring ein wesentlich besseres Ergebnis ausgerechnet. Der neunte Startplatz war leider nicht optimal. Ich konnte im Verlauf des Rennens aber einige Autos überholen und wichtige Punkte mit Blick auf die Meisterschaft sammeln.

Warum hat es im Qualifying nicht zu einem besseren Ergebnis gereicht?
Jeffrey Schmidt: Das war sehr ärgerlich. Auf dem Weg zu meiner ersten Runde berührte mich ein anderes Auto. Dabei wurde die Lenkung meines Porsche beschädigt. Zum Glück konnte ich weiterfahren, doch der Schaden wirkte sich negativ auf meinen Speed aus. Das Lenkrad stand etwas schief und das machte es unheimlich schwierig, all die anspruchsvollen Kurven auf der Nordschleife zu durchfahren. Dadurch habe ich leider etwas Zeit verloren. Der Rückstand auf meinen drittplatzierten Teamkollegen Michael Ammermüller betrug weniger als zwei Sekunden. Ich bin sicher, dass ich ohne die Beschädigung genauso schnell gewesen wäre.

Du hast gerade die Kurven angesprochen. Auf dem Nürburgring gibt es mehr als 80 - wie bist du diese spezielle Herausforderung angegangen?
Jeffrey Schmidt: Auf der Nordschleife durchfährst du Kurven, die es weltweit auf keiner anderen Rennstrecke gibt. Heutzutage wäre niemand mehr so verrückt, eine solche Strecke zu konstruieren. Genau das macht es so einzigartig für uns Rennfahrer. Quasi 25 Kilometer mitten durch den Wald zu fahren ohne echte Auslaufzonen und immer dicht an den Leitplanken entlang - für einen Rennfahrer gibt es keine größere Herausforderung. Vor allem die schnellen Kurven haben es in sich, weil unsere Autos über nicht allzu viel Aerodynamik verfügen. Wenn du hier mit 230 km/h durch die Kurven fliegst, muss einfach alles passen: die Einlenkpunkte, der Grip und das Zusammenspiel zwischen Gas und Bremse.

Die Nordschleife gilt als gefährlichste Rennstrecke der Welt. Hat sich das auf deine Herangehensweise ausgewirkt?
Jeffrey Schmidt: Gas rausnehmen ist nicht drin! Nordschleife hin oder her: Wenn du im Porsche Carrera Cup nicht ständig 100 Prozent im Auto gibst, schaffst du es nicht in die Top-10. Ich bin sowohl im Qualifying als auch im Rennen voll ans Limit gegangen. Es ist hier unheimlich wichtig, absolutes Vertrauen ins Auto zu haben. Die Jungs von Lechner Racing haben einen tollen Job gemacht und mir einen perfekt eingestellten Porsche hingestellt.

Einen besseren Ort hätte sich Schmidt kaum aussuchen können, um die Gesamtführung zu übernehmen, Foto: Alexander Trienitz
Einen besseren Ort hätte sich Schmidt kaum aussuchen können, um die Gesamtführung zu übernehmen, Foto: Alexander Trienitz

Der Porsche Carrera Cup gastierte im Rahmen des legendären 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring. Wie war es für dich, vor dieser riesigen Zuschauerkulisse zu fahren?
Jeffrey Schmidt: Die Stimmung war fantastisch. Wenn du vor einer solch atemberaubenden Kulisse fährst, gibt dir das als Fahrer einen Extra-Boost. Es war toll, so viele Fans im Fahrerlager zu treffen und zu sehen, wie sehr sie sich für uns interessieren. Während der Einführungsrunde vor dem Rennstart habe ich einiges von der Atmosphäre rund um die Strecke erlebt. Ich konnte sehen, wie die Zuschauer uns zugewinkt und geklatscht haben. Diese Eindrücke werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Während des Rennens war ich dann voll konzentriert und habe nur noch wahrgenommen, was auf der Strecke passierte.

Für dich geht es schon bald weiter: Am kommenden Wochenende startest du mit dem Porsche Mobil 1 Supercup in Monaco.
Jeffrey Schmidt: Von der Nordschleife direkt nach Monaco - damit fahre ich innerhalb kürzester Zeit auf den zwei wohl extremsten Rennstrecken der Welt. Man kann die beiden Kurse ein wenig miteinander vergleichen. In Monaco geht es ebenfalls bergauf und bergab, und Auslaufzonen gibt es sogar noch weniger. Schon als kleines Kind haben mich die Formel-1-Rennen in Monaco fasziniert. Jeder Rennfahrer träumt davon, dort selbst gemeinsam mit der Formel 1 zu starten. Es gibt nur sehr wenige Überholmöglichkeiten, deshalb ist das Qualifying umso wichtiger.