Fünfter Lauf, erster Sieg: Carrera-Cup-Rookie Kévin Estre feierte in beeindruckender Manier seinen Premierensieg im schnellsten deutschen Markenpokal. Mit 8,784 Sekunden Vorsprung überquerte der Franzose von Hermes Attempto Racing beim Saison-Highlight auf der Nürburgring-Nordschleife den Zielstrich. Zweiter wurde der zweimalige Saisonsieger Sean Edwards (Großbritannien, Team Deutsche Post by tolimit) vor seinem Teamkollegen René Rast (Frankfurt).

Estre kam nicht als unbeschriebenes Blatt in den Traditionsmarkenpokal. Der 23-Jährige ist nicht nur amtierender Meister des französischen Carrera Cup. Er zeigte im vergangenen Jahr als Neuling im internationalen Porsche Mobil 1 Supercup mit einem Sieg und dem Gewinn der Rookie-Wertung sein außerordentliches Fahrtalent. Erwartungsgemäß holte er bereits beim Saisonauftakt in Hockenheim Rang zwei im Sonntagsrennen, in der Lausitz stellte er seinen blau-weißen Elfer auf Pole-Position.

Fehlerfreies Rennen des Rookie

Auf der 25,378 Kilometer langen Kombination als Grand-Prix-Kurs und legendärer Nordschleife startete Estre als Fünfter ins Rennen. Mit einem prächtigen Start und einem beherzten Überholmanöver am Trainingsschnellsten Philipp Eng (Österreich, MRS GT-Racing) vorbei, setzte sich Estre an die Spitze des Feldes, noch bevor die 24 Piloten in die Nordschleife abbogen. Der Rookie fuhr ein fehlerfreies Rennen und passierte den Zielstrich als Erster.

Hinter ihm bot der fünfte Saisonlauf jede Menge Zweikämpfe und spannende Überholmanöver. Der Zweitplatzierte Sean Edwards war in der Anfangsphase auf Rang vier zurückgefallen. Erst biss er sich an Philipp Eng die Zähne aus, dann zog auch noch Nicki Thiim (Dänemark, Hermes Attempto Racing) am Briten vorbei. Erst zur Mitte des Rennens schnappte sich der amtierende Vize-Champion Edwards den Trainingsschnellsten Eng, doch Estre und Thiim waren auf und davon. Am Ende fiel Edwards der zweite Rang quasi in den Schoß. Nicki Thiim verschätzte sich beim Versuch, an einem zu überrundenden Renault Clio vorbeizukommen. Die Autos berührten sich, Thiim musste mit zwei Rädern in die Wiese und fing sich einen Reifenschaden ein.

Rast profitiert von Thiim-Unglück

Von der Thiim-Aktion profitierte Routinier René Rast. Der Vorjahressieger war nur als Zehnter gestartet, spielte aber im Laufe des Rennens seine ganze Erfahrung aus. Besonders bemerkenswert: In der vorletzten Rennrunde überholte der zweimalige Supercup-Meister gleich drei Konkurrenten ein- und ausgangs der Startzielgeraden. Dem erfahrenen Norbert Siedler (Österreich, Konrad Motorsport), der im vergangenen Jahr an gleicher Stelle die Trainingsbestzeit und Rang zwei im Rennen geholt hatte, gelang mit dem vierten Platz in diesem Jahr sein bislang bestes Saisonresultat. Jaap van Lagen (Niederlande, FE Racing by Land-Motorsport) bestätigte mit einem weiteren Top-Fünf-Resultat seine konstant gute Form.

Die Stimmen der Top-3

Kévin Estre (Sieger): "Das Rennen war wirklich hart! Nach einem guten Start war ich nach der zweiten Kurve fast schon Erster, aber Philipp Eng hat zugemacht. Ich wusste, wenn ich das Rennen gewinnen will, muss ich sofort vorbei und einen Abstand zwischen mir und die Anderen legen. Das Überholmanöver an Eng war hart, aber fair. Dann habe ich total gepusht. Nicki hat später aufgeholt und war zum Schluss fast an mir dran. Die letzten paar Kilometer waren verrückt, denn ich musste um die 20 Clios überholen und war komplett in der Wiese. Es ist fantastisch, mein erstes Carrera-Cup-Rennen ausgerechnet auf der Nordschleife gewonnen zu haben. Ich bin überglücklich."

Sean Edwards (Zweiter): "Mein Start war gut, aber Philipp Eng hat zu spät gebremst, was mich zum Ausweichen gezwungen hat. Auf der Nordschleife hat er uns dann ein bisschen aufgehalten. Schließlich habe ich es aber geschafft, vorbeizukommen. Mein Auto war gut genug, um das Rennen zu gewinnen, ich hatte halt ein bisschen Pech im Verkehr. Aber mit dem zweiten Platz und weiteren Punkten im Kampf um die Meisterschaft bin ich zufrieden. Auf der Nordschleife zu fahren, macht mir ohnehin immer viel Spaß."

René Rast (Dritter): "Besser hätte es für mich nicht laufen können. Von Startplatz zehn aus aufs Treppchen zu kommen und die Tabellenführung zu behalten, ist wunderbar. Damit war echt nicht zu rechnen. Ich liebe die Nordschleife. Und die vielen Überholmanöver haben mir sehr großen Spaß gemacht."