Ein schöneres Geschenk für seinen letzten Renneinsatz auf der Nürburgring-Nordschleife hätte sich der scheidende und langjährige Phoenix-Teamchef Ernst Moser nicht wünschen können: Gesamtsieg beim NLS-Saisonfinale!

Dabei stellte sich beim geschichtsträchtigen Abschiedsrennen von Moser zunächst einmal die Frage, wer den Scherer-PHX-Audi R8 LMS GT3 EVO II neben Stammpilot Frank Stippler pilotieren würde. Denn sein etatmäßiger Fahrerkollege Vincent Kolb stand diesmal wegen eines Parallel-Events nicht zur Verfügung und Ersatzmann Ricardo Feller fiel kurzfristig wegen gesundheitlicher Probleme aus.

Der Schweizer soll schon in dieser Woche aber wieder im Abt-Audi Platz nehmen, wenn die DTM-Teams vor dem anstehenden Saisonfinale in Hockenheim (20.-22.10.) private Testfahrten auf dem badischen Traditionskurs absolvieren. Neben Feller war aber auch noch Christopher Mies für den Audi mit der Startnummer #5 genannt, sodass Mies und Stippler auch zu zweit ein starkes Duo bildeten.

Pole-König "Stippi" unterstrich dies mit seiner bereits fünften Pole Position im neunten NLS-Rennen 2023, womit er wieder einmal sein großes Können als Nordschleifen-Spezialist unter Beweis stellte.

PHX-Audi gewinnt das Saisonfinale der NLS 2023
Phoenix-Audi gewinnt das NLS-Saisonfinale 2023, Foto: Jan Brucke/VLN

Schnellstes Rennen der NLS-Geschichte

Vom besten Startplatz aus dominierten Stippler und Mies das Geschehen an der Spitze des Feldes bei der 47. Auflage des DMV-Münsterlandpokals. Führungsrunden sammelten aber auch die fünffachen Saisonsieger Jakub Giermaziak und Christian Krognes im Walkenhorst-BMW M4 GT3. Am Ende hatte das BMW-Team aus Melle aber auf die falsche Strategie gesetzt und nicht mit dem schnellsten NLS-Rennen aller Zeiten gerechnet. Denn in 4:03:38,088 Stunden absolvierten die Sieger 29 und nicht wie sonst üblich 28 Runden bei dem 4h-Rennen und erzielten dabei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 173,961 km/h.

Deshalb musste der Walkenhorst-BMW kurz vor Rennende noch einen zusätzlichen Tankstopp absolvieren und verpasste letztendlich auf Rang vier sogar die weiteren Podiumsplätze um etwas mehr als vier Sekunden. Zum sechsten Saisonsieg hätte es diesmal aber auch ohne den Strategiefehler nicht gereicht.

Siegfahrer Mies: "Das war legendär!"

"Das war ein sehr emotionaler Sieg für uns", meinte Stippler. "Wir haben ein sehr hartes Jahr gehabt." Mit dem Ausscheiden von Phoenix-Gründer Ernst Moser sei eine Ära zu Ende gegangen. "Ich fahre seit 15 Jahren für das Team von Ernst Moser. Wir haben gemeinsam viele großartige Erfolge gefeiert. Daher war ich mir mit Chris einig, dass wir heute noch einmal alles geben würden, um Ernst diesen Sieg zu schenken." Mies ergänzte: "Das war legendär, mit Stippi das Auto zu teilen und diesen Sieg mit Ernst zu feiern."

Die Motivation, für den Phoenix-Chef den Sieg zu holen, sorgte zudem für einen neuen Rundenrekord eines Audi auf der 24,358 km langen Streckenvariante aus Nordschleife und Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke, den Stippler mit 7:51,908 Minuten (Schnitt 185,818 km/h) in der zweiten Rennrunde erzielte.

Start zum 47. DMV-Münsterlandpokal der NLS auf der Nürburgring-Nordschleife
Start zum 47. DMV-Münsterlandpokal der NLS, Foto: Jan Brucke/VLN

Ernst Moser: Unerwarteter Sieg zum Abschied

Moser selbst war nach einer ausgiebigen Champagner-Dusche fast sprachlos. "Ich hatte mir insgeheim diesen Erfolg in meinem letzten Rennen auf der Nordschleife gewünscht, aber nach all dem Pech in der NLS-Saison 2023 nicht unbedingt erwartet", freute sich Moser im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

In der Tat liegt der letzte Erfolg seines Teams fast auf den Tag genau elf Monate zurück. Damals gewann der Rennstall aus Meuspath am Nürburgring sogar die letzten drei NLS-Rennen 2022.

Audi vor Mercedes und Porsche

Nutznießer des unglücklichen Walkenhorst-Strategiefehlers waren 46 Sekunden hinter den Gesamtsiegern und innerhalb von 23 Sekunden Lucas Auer und Fabian Schiller (GetSpeed-Mercedes-AMG) sowie Julien Andlauer und Patric Niederhauser im Rutronik-Porsche 911 GT3 auf den Plätzen zwei und drei. Beim Markenmix lagen somit Audi, Mercedes-AMG, Porsche und BMW auf den Rängen eins bis vier.

Den Sieg in der Pro-Am-Wertung der GT3-Klasse SP9 und Gesamtplatz fünf ging an Florian Spengler und Markus Winkelhock im Audi R8 LMS GT3 EVO II von Car Collection Motorsport.

Vierter NLS-Titelgewinn für Philipp Leisen

Im neunten und letzten NLS-Rennen wurden auch die Gesamtsieger der beliebten Langstrecken-Rennserie 2023 ermittelt. Daniel Zils, Oskar Sandberg und Philipp Leisen fuhren im BMW 330i des Teams Adrenalin Motorsport in der Klasse VT2-R+4WD zum neunten Sieg im neunten Rennen. Für Adrenalin Motorsport ist es bereits der sechste Titel in Folge, womit das nun erfolgreichste Team in der VLN/NLS Scheid Motorsport an der Spitze dieser Statistik abgelöst hat.

Leisen sicherte sich dabei seinen insgesamt vierten Titelgewinn in der VLN/NLS. Damit zählt er nun zu den erfolgreichsten Fahrern in der Geschichte der Traditionsrennserie. Nur Heinz-Otto Fritzsche und Johannes Scheid haben noch einen Triumph mehr (fünf) gefeiert. Zils und Sandberg verteidigten zudem ihren Titel aus dem Vorjahr und kamen zum zweiten Mal zu Meisterehren. Die erfolgreichen Fahrerinnen und Fahrer der NLS-Saison 2023 werden am 18.11.2023 im Bitburger Event Center am Nürburgring geehrt.

Adrenalin Motorsport gewinnt die NLS-Meisterschaft 2023 auf der Nürburgring-Nordschleife
Adrenalin Motorsport feiert sechsten NLS-Titelgewinn in Folge, Foto: Jan Brucke/VLN

Rennfahrer-Prominenz auf der Nordschleife

Die Nordschleifen-Fans freuten sich beim NLS-Saisonfinale zudem über einige 'Neuzugänge: Der frühere Formel-1- und DTM-Pilot Timo Glock sowie Jack Aitken aus dem aktuellen DTM-Starterfeld sind beim NLS-Finale ihre ersten Runden zur Erzielung der Nordschleifen-Permit gefahren. Porsches Formel-E-Ersatzfahrer David Beckmann hat beim NLS-Saisonfinale die noch nötigen Runden für die Nordschleifen-Permit absolviert.

Wie geht es mit der NLS 2024 weiter?

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll die neue Saison Ende März 2024 beginnen. Dazu planen die Verantwortlichen des Nürburgrings in den kommenden Tagen acht Renntermine zu benennen. Welcher Promotor die NLS-Rennen 2024 plant, organisiert und durchführt, wird - man mag es kaum glauben - das Landgericht Mainz entscheiden.

Am 07.09.2023 hatten die Richter in einem einstweiligen Verfügungsverfahren entschieden, dass die Nürburgring 1927 GmbH acht Renntermine 2024 zur Verfügung stellen muss - aber nicht, wer letztendlich dafür verantwortlich zeichnet. Die Befürchtung, diese Termine würden nun zwei konkurrierenden Promotoren zur Verfügung gestellt, halten Nürburgring-Experten auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com für ausgeschlossen.

Das ist auch die Meinung der deutlichen Mehrheit interessierter NLS-Teams, die als Kunden nur ein einziges Interesse haben: Den Fortbestand der bisherigen NLS in ihrer jetzigen Form.

Fast Facts zum Phoenix-Sieg auf der Nordschleife

  • Für Audi war es der 29. Gesamtsieg in der VLN/NLS-Historie: P4 in der ewigen Bestenliste
  • Für Scherer-PHX war es der 19. Gesamtsieg in der VLN/NLS-Historie: P6 in der ewigen Bestenliste
  • Für Frank Stippler war es der 15. Gesamtsieg in der VLN/NLS-Historie: P10 in der ewigen Bestenliste
  • Für Christopher Mies war es der 7. Gesamtsieg in der VLN/NLS-Historie