Der Le-Mans-Veranstalter ACO hat an diesem Mittwoch eine neue Version seines künftigen Wasserstoff-Rennwagens präsentiert. Bei der dritten Evolutionsstufe dieses 2018 ins Leben gerufenen Projekts soll die reine Performance eine wesentliche Rolle einnehmen. Neben Grafiken des überarbeiteten 'Mission H24'-Rennwagens, liefert der Automobile Club de L'Ouest auch erste Leistungsdaten.
Der nun von einem einzelnen, 30 Kilo schweren Elektro-Motor - zuvor waren es zwei - angetriebene Wasserstoff-Renner soll es bis zu 650 KW bringen, was 872 PS entspricht. Das wären etwa 200 Pferdestärken mehr als in der letzten Version, die vereinzelt bei Rennen des Michelin Le Mans Cup in einer Sonderklasse antrat. Das Zielgewicht liegt bei 1.300 Kilogramm, was einer Reduzierung um rund 150 Kilo im Vergleich zum Vorgänger entsprechen würde.
Wasserstoff-Auto soll auf GT3-Niveau fahren
Der Mission H24 soll es auf eine Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h bringen. Das Ziel sei es, auf dem Niveau von GT3-Autos zu fahren, die ab 2024 erstmals bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start gehen werden. Die Le-Mans-Hypercars (LMH) mit Hybridantrieben bilden die Spitzenklasse. Der ACO in Zusammenarbeit mit der FIA plant seit geraumer Zeit eine zusätzliche Kategorie in Le Mans für alternative Antriebe - wann es zu einem Renneinsatz kommen könnte, bleibt offen.
Im März 2024 will der ACO mit seinem Projektpartner GreenGT (heute als H24Project bekannt) das generelle Design des Rennwagens festlegen. Ein digitaler Entwurf des finalen Autodesigns soll im Juni 2024 vorgestellt werden. Prüfstandläufe sind für den Oktober nächsten Jahres anvisiert, und ab Januar 2025 soll der Wasserstoff-Rennwagen erste reale Strecken-Tests absolvieren.
Ziel: Erster Null-Emissions-Sieger bei 24 Stunden von Le Mans
"Nach der Einführung von Wasserstoff auf der Rennstrecke tritt MissionH24 nun in eine neue Phase ein: Wasserstoff in den Rennsport zu bringen", wird ACO-Präsident Pierre Fillon in der Präsentation zitiert. "Dieser neue Prototyp soll eindeutig mit den anderen Energieformen auf diesem Gebiet konkurrieren. Wasserstofftechnologie ist sicher, zuverlässig und leistungsstark. Das Ziel besteht nun darin, den ersten Null-Emissions-Sieger der 24 Stunden von Le Mans hervorzubringen."
Ein überarbeitetes Wasserstoff-Tank-System befindet sich in der Entwicklungsphase. Zwei im Heck verbaute Einzel-Tanks speichern zusammen 7,8 Kilogramm (je 3,9 kg) Wasserstoff beim üblichen Druck von 700 bar. Das Tank-System soll es auf ein Gewicht von rund 100 Kilogramm bringen. Mit dem reinen Einsatz von Wasserstoff soll der Mission H24 25 bis 30 Minuten Renndistanz zurücklegen können, bevor nachgetankt werden muss. Eine Tank-Infrastruktur für die Le-Mans-Klasse soll von Total Energies errichtet werden.
Das Chassis des Autos basiert auf einer LMP-Struktur des Herstellers Adess und soll über ein optimiertes Kühlungssystem verfügen. Die Sicherheit steht wie bei den Wasserstoff-Tanks obligatorisch an vorderster Stelle. Das neue Chassis soll eine bessere Integration des Antriebsstranges ermöglichen. Bei Wasserstoff-Systemen ist es zumeist üblich, dass die Tanks vom Fahrerraum getrennt platziert sind. Der ACO will sich den Einsatz von verstellbaren Aero-Bauteilen für eine bessere Performance vorbehalten.
"Jede Stufe ein neuer Sprung nach vorne"
Die Unternehmen Total, Michelin, Symbio, Plastic Omnium, Richard Mille, Dietsmann sowie Essilor sind am Mission H24-Projekt beteiligt. Als Fahrer für die Entwicklungsarbeit kommen die beiden Franzosen Norman Nato und Stephane Richelmi zum Einsatz.
"Ich freue mich, einen neuen Meilenstein in der Entwicklung dieses Wasserstoff-Prototyps erreicht zu haben", sagt Formel-E-Fahrer Nato. "Ich bin dem Projekt vor fünf Jahren beigetreten und die Technologie hat Fortschritte gemacht. Jede Stufe ist ein neuer Sprung nach vorne. Ich bin mir sicher, dass dieser neue Prototyp ein weiterer großer Schritt sein wird."
diese 24h Le Mans Nachricht