Motorsport wäre nichts ohne Vermarktung. In der MotoGP kümmert sich die Dorna darum, dass die Rechte an der Serie auch zu Geld gemacht werden, gleichzeitig ist das spanische Unternehmen auch im Besitz der Veranstaltungsrechte für die Motorrad-Königsklasse. Chef der Dorna ist Carmelo Ezpeleta, der in der Oktober-Ausgabe des Motorsport-Magazins über sein Baby sprach.

In unserem Special "Best of Motorsport-Magazin.com 2009" können Sie Ezpeletas Ansichten in voller Länge nachlesen auch gleich schauen, ob sich seit dem Gespräch im September in Misano etwas getan hat, dem er widersprochen hat. Mehr Intervies und Hintergrundgeschichten gibt es jeden Monat neu im Motorsport-Magazin.

Die beste Show auf Rädern

Hinter den Kulissen der Motorrad WM! Wer sind die Macher und wer zieht die Fäden? Das Motorsport-Magazin sprach mit Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta über die Zukunftsperspektiven der MotoGP, Moto2 und 125cc-Klasse.

Zu Beginn zurück zu den Fußstapfen der Erfolgsgeschichte. 1988 wurde die Firma Dorna promocion del deporte von der Banco Banesto gegründet. Seit 1992 hält sie die Rechte für die kommerzielle als auch die Fernsehvermarktung der MotoGP. Nebenbei liegen auch noch die gesamte Verantwortung der Supercross GP, der Spanischen Motorradmeisterschaft, der Britischen Superbikemeisterschaft und der Trialweltmeisterschaft (Indoor und Outdoor) in den Händen der spanischen Firma.

Die Motorradrechte erwarben sie 1992 von TWP (Two Wheel Promotion), hinter dieser Firma verbarg sich kein geringerer als Motorsportzampano Bernie Ecclestone. Dorna operiert vom Hauptsitz Madrid aus, mit Büros in Barcelona, London und Tokio. 1998 wurde die Firma an die CVC (ein Splitter der ehemaligen Citibank) Madrid um 80 Millionen Dollar verkauft und in Dorna Sports umgewandelt. Carmelo Ezpeleta ist seit Anfang mit dabei und lenkt die Geschicke der Firma, die jedes Jahr wächst. 2005 kaufte das Management 71% der Anteile zurück, um kolportierte 400 Millionen Pfund.

Trotz der genannten Summen ist alles noch ein Geschäft: die Angebotspalette reicht von Promotion, über MotoGP Village (VIP Club), Werbevermarktung, Fernsehrechte, TV Produktion, Onboard-Technologie, Zeitnehmung, Datenübertragung, Grafik für Liveübertragungen bis hin zu Internetservices, Intranet, Videostreams und online Resultaten. Bis zu 200 Menschen sind für Dorna auf fünf Kontinenten unterwegs, um die tollen Bilder der Motorradartisten nach Hause in die Wohnzimmer zu liefern. 300 Millionen Menschen in knapp 190 Ländern erreichen die spektakulären Bilder. Nicht zu unrecht und nicht nur von der Größe des Auftritts her vergleicht man Carmelo Ezpeleta oft gerne mit Bernie Ecclestone. Die beiden Herren haben auch ein Gentleman´s Agrement getroffen, um Terminkollisionen zwischen den beiden wichtigsten Motorsportveranstaltungen zu vermeiden. Das Motorsport-Magazin war zu Gast bei Carmelo Ezpeleta.

Carmelo, wie sind Sie zum heutigen Zeitpunkt mit der Entwicklung der MotoGP zufrieden?
Carmeloa Ezpeleta: In Zeiten wie diesen, wo alle mit der Wirtschaftkrise zu kämpfen haben, mussten auch wir einige Rückschläge hinnehmen, aber im Moment und angesichts der Situation dürfen wir wirklich zufrieden sein. Wir werden uns im nächsten Jahr wieder weiter entwickeln und 2011 dann richtig Gas geben.

Wie dürfen wir das verstehen?
Nächstes Jahr kommt die Moto2, eine Viertaktklasse, die die jetzigen 250er ersetzen wird und wir haben, so sieht es im Moment aus, ein volles Starterfeld. Aprilia, Blusens, Laglisse, Suter und andere engagieren sich mächtig. Die Rennen werden sicherlich attraktiv. 2011 gibt es den Plan, und eigentlich schon viel mehr, dass die Hersteller Leasingmotoren zu Verfügung stellen. Damit werden wir auch das MotoGP Starterfeld vergrößern und sicherlich einige neue Teams begrüßen können.

Von wem kam diese Idee, von Ihnen?
Ich würde sagen, von allen zusammen. Den Herstellern, von uns und auch von Teams. Die großen Hersteller stellen leistbare Motorenlösungen für die MotoGP her und Teams betreuen diese. Die Chassis dazu kann bauen, wer Lust und Laune hat. Es gibt einige namhafte Firmen, die sich schon lange für eine solche Lösung interessieren. Ich bin überzeugt, das hilft dem gesamten Sport.

In der 125er bleibt vorerst alles so, wie es ist, Foto: Ronny Lekl
In der 125er bleibt vorerst alles so, wie es ist, Foto: Ronny Lekl

Wie steht es um die Idee, zwei Meisterschaften in der MotoGP zu haben?
Da wird immer viel hinein interpretiert. Ich kann Ihnen versichern, es ist sicherlich ein 800cc Viertaktmotor und ein kompletter Prototyp. Alles andere würde wenig Sinn machen.

Welche Hersteller werden denn mitmachen?
Soweit mir bekannt, sind alle dabei, die jetzt in der MotoGP vertreten sind.

Wer wird die Chassis bauen?
Wahrscheinlich dieselben, die sich in der Moto2 ab 2010 engagieren werden. Ich sehe dem Ganzem mit großer Freude entgegen.

Was passiert mit der kleinen Klasse, den 125ern, in der Zukunft. Bleibt alles so wie es ist?
Im Moment auf alle Fälle, es ist eine sehr gute Meisterschaft, aus der auch viele Champions den Weg nach oben gefunden haben. Dort haben junge Talente die Chance, sich die ersten Sporen zu verdienen und zu lernen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass fast alle, die heute in der MotoGP ganz vorne sind, auch die kleine Klasse beherrscht haben.

Was passiert wenn sich Paolo Flammini, der Superbikepromoter, gegen die neue Serie querlegt. Er besitzt ja die rechte der FIM für die Supersport WM, die der Moto2 sehr zu ähneln scheint?
Das ist überhaupt nicht der Punkt. Wir haben eine klare Zusage, dass wir alleine das Recht besitzen, 600cc Prototypenmaschinen einzusetzen. Dass an einem solchen Motorrad auch seriennahe teile Verwendung finden, ist klar, ansonsten würden auch dort die Kosten explodieren und gerade das wollen wir ja verhindern. Die Definition von Prototypen sagt auch, dass sie für Teams gebaut werden, die sie nur für bestimmte Rennzwecke einsetzen und genau das ist hier der Fall. Ich glaube, es haben einige etwas falsch verstanden, was wir gesagt haben. Ich sehe darin auf keinen Fall ein Problem.

Was ist ihre Meinung zu Superbike-Fahrern, die sich ja auch schon oft in der MotoGP mehr oder weniger erfolglos versucht haben?
Ich kann darauf nur sagen, die beste Klasse der Welt ist MotoGP, danach kommt 250cc und dann kommt die 125cc-klasse. Dort fahren die besten Fahrer der Welt, das ist meine Philosophie. Es ist leichter, einen Prototypen zu fahren und abzustimmen, wenn man aus den kleinen Klassen kommt, als von wo anders her.

Wie zufrieden sind sie mit dem Verlauf der Weltmeisterschaft bis jetzt?
Ein großartiges Jahr. Einmal viel Vorsprung für den Führenden, dann schmilzt er wieder, dann holt er wieder auf. Obwohl ich dazu anfügen muss, ich mag es nicht, wenn jemand stürzt, aber das kommt auf diesem Level, auf dem sich die Herren bewegen, einfach vor. Sie sind die Besten der Besten und verdammt schnell, sie haben es gesehen, Valentino Rossi, Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo alle stürzen weil sich sie sich absolut am Limit bewegen. Ich sage gerne, es ist die beste Show auf Rädern überhaupt.

Fernsehen ist wichtig, Foto: Sutton
Fernsehen ist wichtig, Foto: Sutton

Wie sieht die TV Zukunft aus. In Amerika haben Sie einen 3D Film vorgestellt, ist dies das nächste Ziel?
Es ist ein Vorschlag von uns und wir denken gerne in die Zukunft. Von unseren Möglichkeiten ist das natürlich noch weit entfernt. Das beginnt damit, dass eigentlich noch niemand in der Lage ist, so ein Signal zu Hause zu empfangen, aber wir setzen uns schon Mal damit auseinander. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir einen dreidimensionalen Kinofilm produzieren. Zuerst legen wir unser Augenmerk aber auf HD Produktionen, die wir vielleicht schon im kommenden Jahr starten. Es kommt auch ein wenig auf die wirtschaftliche Situation an.

Sie investieren Unsummen in die Fernsehproduktion, ist das notwendig?
Es ist einer der Schlüsselpunkte der ganzen Meisterschaft. Nur mit tollen Bildern kriegen sie Menschen vor die Fernsehgeräte. Seit zwei Jahren bringen wir auf allen Kontinenten auch nur mehr eigene Kameraleute mit, um einen gewissen Standard zu gewährleisten. Es ist ein großer Aufwand, aber der Erfolg gibt uns Recht.

Wer ist ihr Lieblingsfahrer?
Das kann ich Ihnen nicht sagen. Als Manager einer solchen Weltmeisterschaft sind mir alle gleich lieb und teuer und sie sind gute Freunde. Dadurch würde ich auch niemand für den Gewinn der Weltmeisterschaft die Daumen halten. Ich freue mich für die Person, die es in diesem Jahr schafft, der Beste zu sein.

Sprechen Sie eigentlich regelmäßig mit den Piloten?
Ja schon, jetzt in 15 Minuten nach diesem Interview haben wir ein Meeting für die Sicherheitskommission mit Rossi, Melandri, Capirossi. An jedem Wochenende kommen viele Fahrer und fragen um einen Termin. Dabei geht es um die verschiedensten Aspekte. Die Fahrer sind unser wichtiges Produkt und dafür habe ich auch immer ein offenes Ohr für sie.

Sie haben gerade von Loris Capirossi gesprochen, er wird noch ein Jahr dranhängen, damit ist er mit Abstand der älteste im ganzen Feld. Was denken Sie darüber?
Ich freue mich wirklich persönlich für ihn. Unsere Meisterschaft braucht solche Charaktere und er ist sportlich wie menschlich ein ganz Großer. Er hält viele Rekorde, war drei Mal Weltmeister. Eines darf man auch nicht vergessen, er hat seine Karriere vor uns begonnen. Dorna kam erst nach Loris. Er ist der letzte und einzige Dinosaurier in diesem Zirkus.

Bei ihrer Firma bleibt in Zukunft alles so wie gewohnt?
Ja selbstverständlich. Wir hoffen noch auf etwas Wirtschaftsaufschwung, aber wir sind zufrieden und bereit für neue Aufgaben.

Das Interview mit Carmelo Ezpeleta wurde in der Oktober-Ausgabe des Motorsport-Magazins veröffentlicht. Mehr Technikhintergründe, Interviews und Reportagen lesen Sie monatlich im Motorsport-Magazin - im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder am besten direkt online im Vorzugs-Abo bestellen: