Der erste Weg Jorge Lorenzos führte auf den Zaun, der die Rennstrecke im Indianpolis Motor Speedway umrahmt. Danach machte er einen kleinen Stopp bei einem seiner Vertrauten und holte sich passend zu seinem Helm einen Captain America Schild ab. Abgerundet wurde das Feierprogramm mit ein paar Burnouts und Wheelies, bevor es auf das Podest und weiter zur Pressekonferenz ging. Lorenzo war dank des Sieges in Indy richtig außer sich und schien es kaum glauben zu können, dass endlich wieder einmal alles für ihn gelaufen war.

Dass sein Teamkollege und Konkurrent Rossi stürzte, realisierte der Mallorkiner zunächst gar nicht. "Als Dani weg war wusste ich, dass es ein harter Kampf zwischen mir und Valentino werden würde. Aber als er stürzte, bekam ich das zunächst eine ganze Weile gar nicht mit", erklärte er seine Verwunderung. "Ich hatte meine Boxentafel falsch gelesen und geglaubt, dass dort '+0' stünde."

Denn dank des Sturzes von Valentino Rossi hielt der Spanier nun sogar selbst die WM wieder für möglich. "Sie ist jetzt eher möglich, aber es bleibt schwierig", betonte er. "Nach dem Sieg heute bin ich traurig wegen der anderen Stürze diese Saison." Doch Lorenzo beteuerte, dass diese anderen Stürze kaum zu vermeiden gewesen wären, da man in der MotoGP ständig am Limit sein muss, um gewinnen zu können. "Hier ist das leider auch Valentino und Dani passiert. Aber ich habe gewonnen und bin sehr glücklich." Einen Rhythmus von 1:39 hätte er fahren können, wäre es notwendig gewesen, meinte er. Lorenzo gab aber auch zu, dass er am Anfang nur schwer mit Rossi und Dani Pedrosa mithalten konnte. Nach ein paar Runden sei es besser gegangen und er sei schneller als sein Teamkollege gewesen. Da er nicht wusste, ob Rossi nicht schneller konnte oder wollte, ging Lorenzo einfach nach vorne und versuchte wegzuziehen.

De Angelis hatte das Gefühl vergessen

Weniger überschwänglich feierte Alex de Angelis, sein Dauergrinsen verriet aber, dass ihm sein erster Podestplatz in der Königsklasse äußerst gut gefiel. "Ich hatte das nicht erwartet, das Team hat vielleicht mehr dran geglaubt. Es ist großartig. Meinen letzten Podestplatz habe ich in der 250cc-Klasse geholt und ich konnte mich nicht mehr an das Gefühl erinnern", meinte der San Marinese. Da es für ihn in den letzten Rennen schon gut gelaufen war, stimmte es ihn klarerweise besonders zufrieden, dass es diesmal so richtig aufgegangen war.

Für den meisten Jubel in Indy sorgte wohl der dritte Platz von Nicky Hayden. Der Ducati-Pilot konnte gar nicht genug betonen, wie froh er darüber war. "Jeder weiß, wie hart diese Saison für mich war. Das war die größte Herausforderung meines Lebens. Ich bin drangeblieben, hatte heute etwas Glück und landete auf dem Podest", meinte der Lokalmatador. Seinen Dank schickte er an Team, Familie und alle, die auch in der schwierigen Zeit zu ihm gehalten hatten, als es nicht lief.

Wie ein Sieg

Im Rennen selbst hatte Hayden trotz einiger glücklicher Wendungen viel zu tun, um unter die ersten Drei zu kommen. "Am Ende war Dovizioso voll an mir dran und ich musste alles geben. In der letzten Runde wurde es wirklich eng, ich konnte ihn aber in Schach halten", freute er sich. Er wollte das Podest einfach nur noch genießen und gestand, dass sich dieser dritte Platz anfühlte wie ein Sieg. "Ich weiß, es ist kein Sieg, aber es fühlt sich wirklich fast so an."