Hallo liebe Leser bei meiner neuen Kolumne. Zum Einstieg möchte ich einen Blick auf die Sommermonate in diesem Jahr werfen. Nach meinem Unfall in Assen bin ich gleich nach Hause geflogen. Dort wurden ein paar Röntgenaufnahmen gemacht und dann ging es für eine Woche weiter nach Kalifornien. Ich musste sehr viel Ruhen, denn mein Knie war stark angeschwollen und so konnte der beschädigte Knorpel nicht gleich operiert werden. Aber ich nahm es halb so schwer, denn es gab mir die Gelegenheit, zum Rummel in San Diego zu gehen. Der war quasi gleich um die Ecke von meinem neuen Haus in Kalifornien. Es war herrlich. Ich habe Ashleigh, meine Nichten und Neffen mitgenommen. Wir haben das ganze Programm durchgezogen inklusive Süßigkeiten. Ich scheine also auch nur ein großes Kind zu sein. Leider konnte ich nirgends mitfahren und ich musste einen dieser elektrischen Rollstühle benutzen, aber spaßig war es dennoch.

Durch die ganzen Schmerzmittel, die ich in dieser Zeit nehmen musste, war mein Schlafrhythmus völlig verquer. Ich hatte zu kämpfen, so etwas wie einen Tagesablauf hin zu bekommen. Ich habe am Tag viel geschlafen, dafür war ich nachts dann wach. Ich bin sogar auf geblieben, um mir das Rennen am Sachsenring live ansehen zu können. So wusste ich wenigstens, was abgeht.

Dann sonntags ging es ab zu Dr. Ting, wo ich auf die OP vorbereitet werden sollte. Das hat reibungslos geklappt. Abgesehen von der Tatsache, dass ich danach für Wochen nicht sehr viel zu tun hatte, außer auf dem Sofa herum zu liegen. Das war frustrierend! Normalerweise bin ich sehr aktiv und immer in Aktion und ich brauchte eine ganze Woche, um mich wieder halbwegs wohl zu fühlen. Zu dem Zeitpunkt war Laguna Seca an der Reihe und ein Freund und ich sind hingefahren, um das Rennen zu sehen.

Laguna Seca konnte John Hopkins nur auf Krücken erleben, Foto: Kawasaki
Laguna Seca konnte John Hopkins nur auf Krücken erleben, Foto: Kawasaki

Es war ein tolles Wochenende, mit der nicht so schönen Randnotiz, dass ich selber nicht fahren konnte. Da zu sein und nur zu zuschauen, hat mich wahnsinnig gemacht. Das Wetter war auch nicht berauschend, aber dennoch waren einige Fans da. Nur schade, dass ich ihnen keine Show auf der Strecke liefern konnte. Ich habe versucht, Jamie (Hacking) ein paar Tipps zu geben und in Sachen Setup zu helfen wo ich konnte. Mein Transportmittel war ein Golf-Buggy, weil ich ja immer noch die Krücken hatte.

Danach lag der Fokus auf der Reha für mein Bein. Jeden Tag ging es mit meinem Trainer ab ins Wasser, um die Muskeln wieder aufzubauen. Ashleighs Eltern kamen mit ihrer kleinen Schwester zu uns rüber nach Kalifornien und wir hatten zwei nette Wochen. Eines der Highlights war der Jetski, den ich von Kawasaki bekommen habe, eine Monstermaschine. In dem Moment, als ich das Knie wieder belasten konnte, habe ich mir Ashleighs Vater geschnappt und bin eine Runde gefahren. Das war irre, mit 75 Meilen pro Stunde und Ashleigh oder ihrer Schwester durch die Bucht von San Diego düsen.

Nach dem Entspannen und Zurücklehnen ging es dann wieder zurück an die Arbeit und nach Brünn. Mein erstes Rennen nach dem Assen-Unfall. Das Wochenende begann im Nassen ganz gut und wir konnten genug Grip für das Vorderrad finden. Leider war unsere Reifenwahl für das Rennen nicht die Beste. In den ersten Runden lief es super, aber dann bauten unsere Reifen ab und mit ihnen unsere Leistung. Damit fielen wir also wieder zurück. Ich war vom Ergebnis schon enttäuscht. Aber auf der anderen Seite war es mein erstes Rennen seit langem, da darf man sich nicht einfach entmutigen lassen.

Die Tests in Brünn konnte ich nicht mitfahren, denn ich hatte mir während eines Sturzes im Training einen Nerv im Rippenbereich eingeklemmt. Das war sehr schmerzhaft. Sogar wenn man nur tief eingeatmet hat oder auf dem Motorrad hin und her rutschte. Es hat sich angefühlt, als würde ein Messer in meine Seite stechen. Ich bin schon mit zwei angebrochenen Rückenwirbeln gefahren und das war nicht annähernd so schmerzhaft. Aber die Rippenverletzung war unerträglich. Also gab es eine Behandlung, die die Sache wieder in Ordnung brachte und dann habe ich mich eine Woche lang erholt und zu Hause trainiert.

In Misano wollte es nicht laufen, Foto: Kawasaki
In Misano wollte es nicht laufen, Foto: Kawasaki

Dann ging es nach Misano in Italien. Das war das reinste Desaster. Die Verletzung war noch nicht ganz abgeklungen, und auch sonst verlief nichts nach Plan. Mit Sicherheit ein Wochenende zum vergessen.

Nach dem Rennen ging es wieder zurück nach Miami, wo Ashleigh und ich in einem neuen Fitnessstudio waren. Wir brauchten etwas Neues, um wieder motiviert zu sein. In dem neuen Studio gibt es viele verschiedene Yoga-Kurse, Massage und was noch alles. Viele Auto-Rennfahrer aus Miami gehen da hin. Alle sind unglaublich fit. Das alleine ist Motivation für mich. Es geht nach der Devise ohne Fleiß kein Preis, also habe ich hart trainiert, trotz Rippen- und Knieverletzung.

Ich habe mich sehr gut gefühlt, als es nach Indianapolis ging. Außerdem war das ein weiteres Heimrennen und ich wollte was für die amerikanischen Fans tun.

Im Nassen hatten wir einen guten Start ins Wochenende. Anthony war sehr schnell unterwegs. Ich selbst konnte die Strecke schnell lernen und die Kawasaki hat gut funktioniert. Ich war also zuversichtlich, dass mit dem angesagten Wetter alles gut für uns laufen würde. Doch dann war es am Samstag trocken und wir mussten wieder bei Null beginnen. Die Veränderungen, was den Streckenbelag angeht, waren am gravierendsten. Ich musste meinen Fahrstil dem jeweiligen Belag in den verschiedenen Sektoren anpassen. In der Qualifikation hatten wir arg zu kämpfen. Immerhin haben wir es mit den Rennreifen ganz gut auf die Reihe bekommen und ich habe mir nicht zu viele Gedanken über die schlechte Starplatzierung gemacht.

Am Rennsonntag war es noch trocken, aber dann kam es runter wie Donnerhagel. Die Helfer haben sich bemüht, das auf der Strecke stehende Wasser loszuwerden, so dass wir in unser Rennen gehen konnten. Am Anfang lief es auch nicht schlecht. Ich hatte einen guten Start und konnte einen guten Rhythmus gehen. Ich war mir sicher, dass das Wetter halten würde und wir eine trockene Ideallinie bekommen würden. Deshalb hatten wir auf eine harte Mischung Regenreifen für hinten gesetzt. Aber dann fing es zur Hälfte des Rennens doch wieder an zu regnen. Der Regen war allerdings nicht so sehr das Problem, eher der Wind. Das war unglaublich! Ich hatte zu tun, dass ich mit der Maschine die Richtungswechsel hinbekam. Als dann noch alles Mögliche an Zeug auf die Strecke geweht wurde, kam die rote Flagge. Es wäre sonst zu gefährlich gewesen. Das Ergebnis war nicht berauschend, aber immerhin haben wir Fortschritte in Sachen Abstimmung gemacht. Wir konzentrierten uns schon auf die kommende Saison.

Ich werde mein Bestes geben

Hopper #21