In Mugello war wieder einmal so richtig schön zu sehen, was die Heim-Motivation der Fahrer ausmachen kann. In allen drei Klassen gab es einen italienischen Sieg und für die Fans war es ein perfektes Wochenende zum Feiern. Noch am Sonntagabend haben die so wild gefeiert, wie vor dem Rennen. Man hätte denken können, am Montag ist noch ein Lauf. Die Stimmung war wirklich phänomenal.

Valentino Rossi hat im Moment einen richtigen Lauf und mit jedem Sieg oder Podestplatz steigt sein Selbstvertrauen noch weiter. Im Moment fährt er sich in einen Rhythmus wie in alten Zeiten, habe ich das Gefühl. Wenn es für ihn so weiterläuft, dann wird es richtig schwer, ihn aufzuhalten. Aber die Konkurrenz ist auch nicht so weit weg. Am Ende des Rennens hat Casey Stoner noch einmal richtig Gas gegeben und wurde fast noch gefährlich. Er ist aktuell aber nicht in der Form des Vorjahres. Er hat sehr viele Probleme und tut sich im Training manchmal auch recht schwer, ist aber bereits wieder auf dem aufsteigenden Ast.

Man merkt bei Casey, dass es von Rennen zu Rennen immer etwas besser geht. Sein größtes Problem ist, dass niemand Anderes mit der Ducati zurecht kommt. Die anderen Fahrer klagen nur, dass das Fahrwerk so schwierig und schlecht sei und wenn dann bei ihm etwas nicht hundertprozentig klappt, dann ist es für ihn auch schwer, zu sagen, die anderen schaffen es einfach nicht und bei mir klappt es wunderbar. Da kommen dann schon Zweifel auf und man merkt im Moment recht deutlich, dass er in diesem Jahr nicht 100 Prozent überzeugt ist wie voriges Jahr. Mit den anderen Fahrern zu reden, um Informationen auszutauschen, wird ihm auch nichts helfen. Am besten er spricht da gar nicht mit ihnen, denn die ziehen ihn vielleicht nur noch runter. Wenn Casey aber ein paar Probleme aussortiert hat, dann wird er besser in Fahrt kommen und dann wird es nicht zu leicht für Valentino werden.

Honda muss etwas Risiko nehmen, Foto: Honda
Honda muss etwas Risiko nehmen, Foto: Honda

Dass Honda ernsthaft mit dem Gedanken spielt, in Barcelona mit dem neuen Motor anzutreten, ist einverständlicher Schritt, denn man sieht aktuell auf den Geraden doch deutliche Nachteile. Der einzige, der aufgrund seiner Größe und seines Gewichts mithalten kann, ist Pedrosa. Beobachtet man die anderen Fahrer wie Hayden, Dovizioso, de Angelis oder Nakano, dann sieht man, wie schwer sie es auf der Geraden haben. Da ist Honda im Zugzwang und muss etwas tun. Für Hayden ist es doch sehr frustrierend, was im Moment abläuft. Und wenn man so im Zugzwang ist, dann muss man auch ein paar Risiken eingehen. Sollte es dann nicht wie geplant funktionieren, hat man immer noch zwei Motorräder und es muss ja nicht in beiden gleich der neue Motor drin sein. Im Notfall könnte man also auch während des Wochenendes wieder zurückgehen.

Bereits in Mugello groß aufgetrumpft hat aber Alex de Angelis. Bei ihm hat man richtig gesehen, dass er dort einen riesigen Schub Extra-Motivation hatte. Er war ständig am oder sogar über dem Limit und hat gegen Edwards und Toseland wunderbar gekämpft. Dabei hatte er im Motorbereich einen klaren Nachteil gegen die Beiden. Auf der Geraden ist er jedes Mal überholt worden und Alex hat rund sechs Runden Anlauf genommen, musste sich immer wieder überholen lassen, ging in einer Kurve wieder vorbei und versuchte, dann einen Vorsprung herauszufahren. Die Motivation hat ihn weiterkämpfen lassen und das hat sich ausgezahlt. Außer dem Start hat er im Rennen alles richtig gemacht. Der ist ihm total misslungen sonst wäre da durchaus auch ein Podestplatz drin gewesen.

Bei Kawasaki ist andererseits genau das eingetreten, was ich schon leise befürchtet habe. Entwicklungstechnisch geht dort nicht allzu viel weiter und wie es scheint, kommen bei jedem Rennen neue Probleme dazu. John Hopkins hat ja schon beim vorigen Rennen mit der Faust auf den Tisch gehauen und gemeint, dass es so nicht weitergehen könne. Ich weiß jetzt gar nicht, wie oft er dieses Wochenende stehen geblieben ist. Da ist schon einiges im Argen. Hopkins selbst hätte sich da sicher auch mehr erwartet. Natürlich wird der finanzielle Anreiz auch ein Mitgrund für den Wechsel gewesen sein, aber er dürfte sich im vorigen Jahr auch gedacht haben, dass West und de Puniet nicht die Überfahrer sind und er mit dem Motorrad sehr viel mehr erreicht.

Die kleinen Klassen

Der Rennausgang bei den 250ern war ja viel diskutiert. Einige haben sofort gemeint, Marco Simoncelli müsse disqualifiziert werden. Ich muss ihm aber zugute halten, dass er vorne war und er hat hinten keine Augen im Kopf. Dass er Hector Barbera nicht die ganze Gerade im Windschatten mitziehen will, ist auch klar. Einer wie Barbera sollte auch darauf vorbereitet sein, dass Simoncelli da nicht eine gerade Linie hochfahren wird. Bei Marco kommt diese Fahrweise sicher noch aus der 125er-Zeit. Wenn man gesehen hat, wie zackig die 125er Piloten von links nach rechts geschnitten haben und was da alles hätte passieren können, dann kann man sich vorstellen, wo er das her hat. In der 125er ist es an der Tagesordnung, so auszuscheren, um den Hintermann einfach aus dem Windschatten heraus zu schütteln.

Die Kollision am Ende des 250er-Rennens war eine unglückliche Situation, Foto: Aprilia
Die Kollision am Ende des 250er-Rennens war eine unglückliche Situation, Foto: Aprilia

Barbera war auch wirklich dicht an Simoncelli dran und hätte da durchaus ein wenig mehr ausscheren können. Natürlich kann man nie wissen, welche Seite die richtige sein wird. Ich denke, es war einfach eine unglückliche Situation, aber ich würde da Simoncelli keine Absicht unterstellen, dass er Barbera vom Motorrad holen wollte.

Es hat sich aber wieder ganz klar gezeigt, dass Simoncelli aktuell in einer sehr starken Form ist. Man muss bedenken, dass er noch immer mit einem LE-Bike fährt. Das bedeutet, er fährt eine Werksmaschine aus dem Vorjahr, an der ein paar Entwicklungen noch nicht dran sind. Im Vergleich zu Debon, Bautista oder Lüthi hat er noch nicht das Top-Material und Gilera wird sich in den kommenden Rennen nun natürlich überlegen, ob sie da nicht noch etwas draufsetzen. Denn Marco könnte nun auch in den Kampf um die Meisterschaft eingreifen und für Piaggio wäre es auch nicht unwichtig, wenn sich Gilera hinter Aprilia auf Platz zwei in der Markenwertung fahren könnte. Aktuell ist dort noch KTM.

Für KTM selbst war an diesem Wochenende nicht viel mehr drin. Aprilia testet in Mugello zwischen 30 und 50 Tage im Jahr und wenn man dann nie dort testet, ist das schon ein riesiger Nachteil. Außerdem ist die Charakteristik von Mugello auf die Aprilia zugeschnitten. Wenn die Strecke einen flüssigen Verlauf hat, dann läuft das Motorrad besonders gut.

Warum es Alvaro Bautista in Führung liegend wieder einmal aus dem Rennen geworfen hat, war diesmal recht schwer auszumachen. Natürlich musste er pushen, um vorne wegzukommen, denn die Fahrer hinter ihm haben auch ordentlich Dampf gemacht. Da war er schon ein paar Mal sehr nahe am Limit. Dabei versucht man dann gerne einmal, eine Runde ein bisschen nachzulassen, um für die nächsten fünf neue Kraft zu tanken und dann kann es passieren, dass man plötzlich neben dem Motorrad liegt. Denn wenn man kurz einmal vier fünf Zehntel langsamer fahren will, ist die Konzentration auch leicht einmal weg und das kann dann im Kiesbett enden. Das ist vor Bautista schon einigen passiert, auch wenn sich die Ausfälle bei ihm in letzter Zeit doch häufen. Da sollte er aufpassen, denn das war nicht der erste Fehler.

Bei den 125ern durften wir wieder ein schönes Rennen erleben und es war super, wie Stefan Bradl in Führung gegangen ist. Sein Motorrad ging wieder wie eine Rakete, auf Start-Ziel hat er einmal gleich sechs Mann überholt. Da muss man dem Team ein riesiges Kompliment machen - was sie seit Beginn der Saison für ein Motorrad hinstellen, ist wirklich beeindruckend. Ich glaube, in diesem Jahr gab es noch nicht viele andere Fahrer, die in der Top Speed Liste vor ihm waren. In der 125er-Klasse ist das schon etwas ganz Besonderes.

Dass Stefan dann zurückgefallen ist, war natürlich schade, aber wohl eine Konsequenz der schweren Bedingungen an den beiden Tagen zuvor. Denn wirklich trocken war es eigentlich nur im Qualifying am Samstag und da war es schwierig, so schnell eine gute Abstimmung und einen guten Rhythmus für das Rennen zu finden. Stefan war am Sonntag dann auch teilweise fünf Zehntel schneller unterwegs als am Samstag und ich denke, er und die Maschine waren darauf einfach nicht vorbereitet. Er hat aber gezeigt, dass er dazugehört und wenn man da vorne mitfahren kann, dann ist das immer gut. Beim nächsten Rennen wird die Abstimmung wieder besser passen und dann wird er bis zum Ende vorne mitfahren.

Schön war auch zu sehen, dass Randy Krummenacher Kraft aus seinem Le Mans Ergebnis ziehen konnte. Er war nach den Problemen zu Saisonbeginn auch in Mugello wieder sehr viel besser in Form.

Man muss auch sagen, dass das 125er-Rennen wieder einmal das beste Rennen des ganzen Wochenendes war. Die Überholmanöver, die es da auf Start und Ziel gegeben hat, das war schon hart an der Grenze. Da gab es eher Grund, einmal jemanden zu disqualifizieren, finde ich. Denn da wurde wirklich mit allen Haken und Ösen gekämpft; mit Ellenbogen, Knien und Drängeln. Ich hätte in dem Rennen viel mehr Fahrer auf dem Boden erwartet und es war eigenartig, dass nicht mehr gestürzt sind.