Bevor ich mich den Ereignissen des Wochenendes in China widme nur kurz etwas zu dem neuen Maxtra-Projekt und den Meldungen, dass ich da vielleicht Testfahrer werde. Das alles ist schon länger im Gespräch. Jetzt wurde das Team eben vorgestellt und dadurch, dass bei der Präsentation viele Pressevertreter dabei waren, sind nun eben wieder ein paar Gerüchte hinzugekommen. An sich läuft das schon seit vorigem Jahr. Seitdem entwickeln wir in Italien den 125ccm Motor. Da nun eine neue Teamstruktur entsteht wird sich einiges ändern, doch ich stehe nach wie vor auf der Liste der Testfahrer.

Aber zurück zum aktuellen Renngeschehen und dort hat sich Valentino Rossi den Sieg in China absolut verdient. Er ist wieder an der Spitze zurück. Ich hatte ja schon angekündigt, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis er wieder da ist. Dass er mich darin aber sofort bestätigt, war schon klasse. Er hat ein starkes Wochenende abgeliefert und hat erstmals die ganze Testarbeit, die er mit den neuen Reifen im Winter gemacht hat, voll ausnützen können.

Für die Bridgestone-Familie sah es aber allgemein wieder besser aus. Sie waren durch die Bank besser als in den vorigen Rennen, was natürlich auch mit der Strecke zu tun hatte. Aber auch Ducati war viel besser als in den Rennen davor. Die Maschine ist auf der Geraden immer noch die schnellste und Shanghai hat eine der längsten Geraden. Marco Melandri hat ein ganz starkes Rennen gefahren und Elias auch. Von den Rundenzeiten her, waren sie beide auch beeindruckend.

Solofahrten für Casey Stoner wird es wohl kaum mehr geben, Foto: Ducati
Solofahrten für Casey Stoner wird es wohl kaum mehr geben, Foto: Ducati

Casey Stoner ist es am Renntag dann zwar nicht nach Wunsch gelaufen, es wird aber in diesem Jahr auch selten passieren, dass er so überlegen ist wie 2007. Im Warm-up im Regen war er zwar acht Zehntel schneller als der Zweite, aber ansonsten wird man sich daran gewöhnen müssen, dass er nicht mehr so weit vorneweg fährt wie im vorigen Jahr. Stoner-Fans wird das vielleicht nicht so freuen, aber für alle Anderen ist das eine gute Sache. Mehr Spannung in den Rennen kann nie schaden.

Besonderes Augenmerk galt am Wochenende aber auch wieder den beiden Spaniern. Dani Pedrosa hat bewiesen, dass er ein ernsthafter Titelkandidat ist und Jorge Lorenzo hat nach dem Abflug viele beeindruckt. Der Sturz hat auch wirklich schlimm ausgesehen. Am ersten Tag sah es so aus, als ob er gar nicht laufen konnte und auf dem Motorrad aus der Box hinaus und wieder hinein geschoben wurde. Mit einem Augenzwinkern habe ich dann verfolgt, dass er am Start, als sein Motor abstarb, auf einmal in der Lage war, das Motorrad selber anzuschieben.

Deswegen sollte man da auch immer vorsichtig sein. Dr. Costa und die Verletzungen, das ist ein eigenes Kapitel und in den vergangenen Jahren wird das immer etwas dramatisch dargestellt. Natürlich hat Lorenzo auch sehr gute Schmerzmittel bekommen, aber in dem Moment, als er abstieg, schien er gar nicht an seine Füße zu denken. Der Adrenalinspiegel wird auch hoch gewesen sein, aber ich würde sagen, es ist schon "beeindruckend", wenn man mit solchen Verletzungen, so von der Maschine hüpfen und sie anschieben kann.

Wirklich gutes Potenzial hat Suzuki gezeigt, auch wenn das Team sich vom Rennen viel mehr versprochen hat. Loris Capirossi ist ein Fahrer, der Maschinen entwickeln kann und das nutzt dort sicher beiden Fahrern. Am Renntag waren sie eigentlich gut dabei, speziell Capirossi. Ihm ist aber das Motorrad etwas kaputt gegangen - Vermeulen musste ja ganz aussteigen - und er hatte mehrere Probleme. In den letzten Runden hat der Motor auf den Geraden nur noch ausgesetzt und dadurch hat er seine bis dahin gute Position wieder verloren. Sie sind aber auf einem guten Weg.

Im Rennen hat wieder was gefehlt, Foto: Yamaha
Im Rennen hat wieder was gefehlt, Foto: Yamaha

Bei Colin Edwards hat sich dafür wieder der Trend gezeigt, dass es ihm am Renntag nicht so gut geht wie im Qualifying. Er war schon in der Superbike ein sehr schneller Mann über eine Runde und in der MotoGP ist er nun im Qualifying meistens besser als im Rennen. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ein Teil ist wahrscheinlich auch die Fahrer-Mentalität. Er kann sich für eine Runde sehr gut motivieren und die Maschine mit den Qualifyiern unheimlich gut nutzen. Im Rennen scheint ihm das ein wenig schwerer zu fallen. Ich will jetzt nicht beurteilen, warum - ob es Einstellung oder Konzentration ist. Irgendwas scheint aber schief zu gehen.

Bei Kawasaki lief allerdings noch weniger zusammen. John Hopkins hatte sich besonders viel vorgenommen und Shanghai ist eine seiner Lieblingsstrecken. Im Qualifying sah es nicht so schlecht aus, aber im Rennen sind beide weit hinter ihren Erwartungen geblieben. Der Grund für das Abschneiden liegt wohl in der Abstimmung des gesamten Paketes verborgen.

Beide sind in der Haarnadel nach der Geraden öfter geradeaus gefahren, was nicht unbedingt an der bemängelten, fehlenden Traktion am Hinterrad liegen kann. Zwar bricht das Hinterrad leichter aus, wenn die Traktion fehlt, aber meiner Meinung nach haben sie sich vor der Haarnadel schlicht und einfach oft verbremst.

Die kleinen Klassen

Alvaro Bautista nach seinem Ausritt als Sturzfahrer einzuordnen, halte ich für zu früh. Er ist in China zwar gestürzt, aber die Bedingungen mit der abtrocknenden Strecke waren extrem schwierig. Da hatten alle Probleme, ihr Motorrad auf der Straße zu halten. Gerade bei so einem Rennen liegt man schneller da als man glaubt. Da braucht es eher auch Glück, um gut durchzukommen. Die Strecke ändert sich mit jeder Runde und man kann das Gripniveau nur schwer einschätzen.

Was sich aber wieder gezeigt hat, war, dass bei wechselhaften Bedingungen die Aprilias nicht so gut zurechtkommen. Wenn die Bedingungen klar sind, also nass oder trocken, dann sind die Maschinen schnell, aber wenn es abtrocknet wie diesmal, dann zeigt sich, dass die Motorräder schwerer abzustimmen sind als andere. Bester Beweis dafür war, dass ohne Takahashis Defekt am Ende keine Aprilia auf dem Podest gewesen wäre. Diese wechselnden Bedingungen und schwierigen Verhältnisse kommen den Membran-Motoren entgegen. Das fängt schon beim Reifenverschleiß an, da die Aprilia bei abtrocknender Strecke die Reifen regelrecht verheizt.

Noch nicht WM-Favorit, Foto: Kirn F.
Noch nicht WM-Favorit, Foto: Kirn F.

Zum alleinigen WM-Favoriten würde ich Mika Kallio aufgrund seiner Konstanz und Stärke jetzt aber noch nicht machen. Bautista ist sehr stark und ich glaube eben auch nicht, dass er ein Sturzfahrer ist. Er war in der 125er am Ende sehr, sehr konstant und braucht vielleicht noch ein bisschen, um die Leistungen auch in der 250er so zu bringen. Da arbeitet er noch an der Abstimmung, damit ihm das hundertprozentig gelingt. Er kann aber sicher noch in den WM Kampf eingreifen.

Das 125er-Rennen in China war das skurrilste des Wochenendes und wahrscheinlich seit einiger Zeit. Andrea Iannone war als Sieger die größte Überraschung. Er war ja schon ein bisschen abgeschrieben und hatte Mühe, dass er für dieses Jahr noch einen Platz fand. Der Sieg wird wohl der Dank ans Team dafür gewesen sein und er wird dadurch für die nächsten Rennen einen riesigen Motivationsschub haben. Nach Frankreich kommt dann auch sein Heimrennen und das ist für ihn sicher eine tolle Erfahrung - vor allem, wenn man bedenkt, dass er vorher nie unter die Top 6 gefahren ist. Die Bedingungen haben zwar geholfen, durchfahren muss man es aber trotzdem.

Die deutschsprachigen Fahrer haben sich einigermaßen aus der Affäre gezogen. Stefan Bradl ist wieder sehr reif gefahren und mich würde es freuen, wenn neben ihm, Dominique Aegerter und auch Michael Ranseder, die jetzt alle schnell unterwegs sind, auch Sandro Cortese wieder einmal ein Ergebnis ins Ziel bringen könnte. Es wäre ihm zu wünschen, dass er bald auf einem vorderen Platz sitzen bleibt, wie er ihn in China hätte erreichen können. Man sieht, dass er schnell ist und in den Trainings kann er das mit einzelnen schnellen Runden auch beweisen. Er braucht aber bald ein vernünftiges Renn-Ergebnis, um neuen Mut zu fassen.

Schön war, dass Robin Lässer und Randy Krummenacher wieder mit dabei waren. Bei Randy war aber doch bedenklich, dass KTM in der 250er einen Doppelsieg gefeiert hat und in der 125er nirgendwo war. Da muss man sich schon fragen, was da schief läuft. Kallio ist mit Sicherheit der beste Fahrer, den KTM je gehabt hat - er bewegt dieses Motorrad am besten. Stoner war zwar richtig schnell damit, aber die Erfolge in den kleinen Klassen sprechen für Kallio. Dass Randy im Training so weit hinterherfährt, ist nicht normal. Auffällig war, dass Krummenachers Maschine an diesem Wochenende mindestens viermal mit technischem Defekt ins Paddock zurückgebracht wurde.