Das war doch gleich zum Saison-Auftakt ein schönes Erfolgserlebnis. Lange haben die deutschen Fans darauf warten müssen, dass endlich wieder ein Deutscher auf dem Podest steht, aber Stefan Bradl hat dem Warten ein Ende bereitet. Das war für Stefan und das Kiefer Team ein wirklich toller Einstand, somal das Team seine erste Saison in der 125ccm mit Stefan bestreitet.

Jetzt muss man nur hoffen, dass sich Stefan mit dem gestiegenen Erwartungen nicht zu sehr unter Druck setzt und in den kommenden Rennen sein Leistungspotential weiter ausbaut. In Deutschland oder in den deutschsprachigen Ländern wird die Meßlatte für weitere Rennerfolge nun eben auch recht zügig angepasst und damit die Erwartungshaltung, gleich beim nächsten Grand Prix wieder auf dem Podest zu stehen. Das ist aber nicht so einfach. Das Motorrad lief richtig super, denn sonst hätte er auf der Start-Ziel-Geraden nicht zwei Leute überholen können. Das war sicher auch mit dem Glück verbunden, aber das braucht man oft, um auf das Podest zu kommen.

Die zwei Defekte bei Bradley Smith und Gabor Talmacsi, die Stefan geholfen haben, werden Aprilia dafür relativ egal gewesen sein. Schließlich ist die 125er beinahe nur noch ein Markencup. Denn auch wo Derbi draufsteht, ist im Endeffekt Aprilia drin und deswegen ist es nicht ganz so entscheidend, wer auf Aprilia gewinnt. Der Hersteller hat seine 25 Punkte in der Konstrukteurs-Wertung. Allerdings ist es schon etwas eigenartig, dass das Motorrad im zweiten Jahr nach wie vor seine Macken hat. Im Vorjahr konnte man noch sagen, das sind Kinderkrankheiten, aber mittlerweile sollte es dann standfest sein. Dazu muss man aber erwähnen, dass es scheinbar kein technisches Problem an sich war, sondern mechanische Ursachen zum Defekt beigetragen haben, die vom Team etwas besser kontrolliert werden müssen. Bei Smith war es zum Beispiel ein gebrochener Lenkungsdämpfer, was ganz ungewöhnlich ist.

MotoGP: Absehbare Rookies

Eigentlich kam das nicht überraschend, Foto: Fiat Yamaha
Eigentlich kam das nicht überraschend, Foto: Fiat Yamaha

In der Königsklasse war der Sieg von Casey Stoner nicht weiter überraschend, aber auch die starken Auftritte der Rookies waren eigentlich absehbar. So ähnlich lief es ja auch bei Stoner und er kennt seine ehemaligen Konkurrenten genau und weiß um deren Stärken. In den 250ern hat er schon gegen Fahrer wie Lorenzo und Dovizioso gekämpft und mit jedem Jahr, in dem sich die Technik ändert und die Elektronik in den Vordergrund rückt, haben es die Jungen natürlich leichter. Denn sie lernen das Motorrad so kennen. Umstellen müssen sie sich sowieso und stellen sich dabei gleich auf die neuen Gegebenheiten ein. Damit haben sie es fast schon leichter als diejenigen, die schon viele Jahre in der Klasse fahren und für die sich jetzt was ändert, weil sie das nicht gewohnt sind.

Aber egal ob Technik oder nicht, Stoner war beim Auftakt wieder einmal überragend. Bridgestone hat nach dem Rennen selber gesagt, dass man mit der Leistung der Reifen nicht so zufrieden war und davon ausgegangen war, dass es etwas wärmer sein würde. Unter den kühleren Bedingungen haben Qualifying- und Renn-Reifen nicht perfekt funktioniert und was Casey daraus gemacht hat, war einfach Spitze mit maximalem Einsatz. Zu Beginn hat man ihn wild herumrutschen gesehen und konnte schon denken, dass es für Yamaha und Lorenzo vielleicht besser aussieht. Was Stoner aber dann noch aus dem Rennen gemacht hat, war sehr stark und er hatte das absolut im Griff.

Für eine Saison-Prognose war der Auftakt in der Nacht aber nicht ideal, da die Bedingungen doch anders waren, als sie es bei den anderen Rennen sein werden. Deswegen kann man auch nicht unbedingt behaupten, Rossis Bridgestone-Debüt ist nach hinten losgegangen. Druck wird Rossi aber sicher haben. Er hat seit einigen Rennen nicht gewonnen, was für einen Rossi als siebenfachen Weltmeister eine gewisse Durststrecke darstellt. Valentino ist noch lang nicht abgeschrieben.

Beim ersten Rennen hat jetzt eine erste Standortbestimmung stattgefunden und nach den Tests hatten ihn einige noch weiter hinten erwartet. Während des Rennens sah es zwischendurch sogar so aus, als ob er auf das Podest fahren könnte und ich denke, er hat jetzt richtig gesehen, wo er Aufholbedarf mit den Reifen hat. Das wird er den Ingenieuren 1:1 direkt nach dem Rennen weitergegeben haben. Da wird er auch gleich ordentlich Druck gemacht haben, dass weiterentwickelt wird und man wird meiner Meinung nach überrascht sein, wo er in Jerez schon steht. Dort wird er einen richtigen Schritt nach vorne machen.

Auch mit James Toseland kann man weiter rechnen, Foto: Yamaha
Auch mit James Toseland kann man weiter rechnen, Foto: Yamaha

Dass die Yamaha gut geht, hat man am Wochenende ja auch bei Tech 3 gesehen. Dort war der nächste Rookie, der wirklich gut unterwegs war. Bei James Toseland sieht man auch gut, wie viel es hilft, wenn es bei einem Team gut läuft und die Stimmung passt. Er hat immer seinen Teamkollegen als Maßstab und wenn der schlecht fährt, hat er einen schlechten Maßstab, wenn der gut fährt, hat er einen guten Maßstab. Ich denke, bei den Tests hat ihm Colin Edwards wirklich geholfen und es sieht im Moment gut aus für Toseland. Da die Verhältnisse bei den nächsten Rennen aber wieder anders sein werden, wird es davon abhängen, wie gut die Reifen dort arbeiten. Es kann in Jerez schon sein, dass die Michelin-Fraktion ins Hintertreffen gerät und andere nach vorne kommen. In Katar scheint es auf Bridgestones jedenfalls nur für Stoner gereicht zu haben.

Nicht besonders glücklich scheinen die Fahrer bei Repsol Honda zu sein. Dani Pedrosa hat zwar den dritten Platz geholt, doch die Trainings mit den alten Maschinen am Rennwochenende zeigen, dass da doch noch nicht alles richtig rund läuft. Das Team hatte ja immer schon ein Problem, sich auf einen Fahrer zu verlassen, der das Motorrad entwickelt. Nicky Hayden war anscheinend nicht derjenige, der es im Winter wirklich vorangebracht hat. Deswegen dürfte Pedrosa schon ein bisschen recht haben, wenn er ätzt, dass er nicht besonders begeistert ist, wenn Hayden die Maschine entwickelt. Bei Dani hat man gesehen, dass er nach dem Handbruch im Prinzip drei Tage Zeit hatte, um die Maschine hinzukriegen. Und mit den Ingenieuren zusammen ist ihm das gelungen, was Hayden den ganzen Winter nicht gelungen ist. Er hat zu einer Maschine vertrauen gefasst, sich dafür entschieden und alle Karten darauf gesetzt.

Wer mit einer konkurrenzfähigen Honda auch auf jeden Fall auf meiner Favoritenliste für die kommenden Jahre steht, ist Andrea Dovizioso. Sein Auftritt in Katar war auch stark und wenn er die richtige Maschine hat, dann können sich einige warm anziehen. Sein Potential hat er bislang höchstens in der 125er als Weltmeister gezeigt. In der 250er hatte er nie konkurrenzfähiges Material und ich bin mir sicher, seine Stunde wird noch kommen - aber dann so richtig.

250er: Noch ein Neuling

Es war schon etwas überraschend, dass beim ersten Rennen gleich Mattia Pasini in der für ihn neuen Klasse gewinnen konnte. Nachdem aber die besten Drei aus der 250er aufgestiegen sind und Bautista dann auch noch Reifenprobleme bekam, war es nicht mehr ganz so überraschend. Denn schon im Vorjahr war es so, dass der Rest des Feldes immer eine halbe Sekunde auf die ersten Drei verloren hat. Und Pasini hat richtig schnell gelernt und ist schon vorne. Das Niveau in der 125er war mit Talmacsi, Faubel und Pasini richtig gut und er hat trotz der ganzen Ausfälle im Vorjahr schon eine gute Saison gezeigt. In Mattia steckt unheimlich viel Potential.

Mika Kallio holte für KTM die Kohlen aus dem Feuern, Foto: Kirn F.
Mika Kallio holte für KTM die Kohlen aus dem Feuern, Foto: Kirn F.

Bei KTM hat man wieder gesehen, dass der Fahrer im Motorradsport doch noch den großen Unterschied macht. Dort hat Mika Kallio die Kohlen wieder einmal aus dem Feuer geholt. Wenn man die Schwankungen zwischen Kallio und seinem Teamkollegen sieht, dann ist das schon beträchtlich. Ähnlich war das ja auch in der 125er. Raffaele de Rosa zeigte einen guten Auftritt und der Rest von KTM war nicht zu sehen. Das Paket muss schon stimmen, aber der Fahrer ist immer noch ein wichtiger Baustein.

Bridgestone ruft

Für mich persönlich geht die Saison jetzt erst demnächst los. Ich reise mit meinen Fahrern von RZT Racing nach Barcelona in Spanien, wo wir die Saison beginnen werden. Wieder dabei ist auch Sebastian Kreuziger, der in diesem Jahr wieder in der IDM an den Start gehen wird. Auch zwei sehr schnelle junge Spanier sind im Team, durch die Sebastian sicher noch was dazulernen kann. Denn obwohl Maverick Vinales beispielsweise erst 13 Jahre als ist, ist er in seiner Entwicklung in diesem Metier schon sehr weit.

Auch für mich persönlich gibt es neben meinen Aufgaben als Betreuer bei RZT Racing noch eine spannende Aufgabe in diesem Jahr. Denn ich werde demnächst bei Bridgestone einen Vertrag als Berater unterschreiben. Dann bin ich wieder mittendrin im GP-Geschehen. Ich freue mich schon auf die Aufgabe und kann von meiner neuen Arbeit sicher bald einige spannende Geschichten erzählen.