Zum Saisonabschluss haben Honda und Dani Pedrosa noch einmal eine reife Leistung gezeigt. Wenn wir uns an den Saisonbeginn erinnern, da sah es bei Honda eigentlich so aus, als ob man auf verlorenem Posten stünde. Aber bereits damals war klar, dass wenn jemand nachziehen kann, es Honda sein würde. Es hat zwar etwas länger gedauert als erwartet, aber das lag wohl daran, dass Casey Stoner und die Ducati in diesem Jahr übermächtig stark waren. Aber ab Mitte des Jahres fuhren Hayden und Pedrosa wieder auf das Podest. Nach Valencia ist nun endgültig klar, dass das Paket wieder funktioniert und den Schwung werden sie ins nächste Jahr mitnehmen. Es ist auch verfrüht, die Michelins abzuschreiben. Die werden nächstes Jahr wieder da sein. Da wird über den Winter viel Schweiß fließen und im Frühjahr wieder ein konkurrenzfähiger Reifen dastehen.

So eine Verletzung, wie jene von Rossi ist viel Pech, kann aber passieren - und das wirklich durch den Lenker. Mir ist es auch schon passiert, dass ich mir am Lenker die Hand gebrochen habe. Die Lenkanschläge sind bei den Maschinen relativ eng gesetzt - bei Dani Pedrosa hat man beispielsweise gesehen, dass er im Notausgang absteigen musste, weil er nur durch rangieren wenden konnte. Wenn man einen Highsider abfangen will, dann kommt man schnell an die Lenkanschläge und die sind richtig hart. Im Rennen hat Valentino bis zu seinem Ausfall trotzdem eine starke Leistung gezeigt und man hat gesehen, dass ihm der Vize-Titel nicht egal war. Wenn man ihm aber so zugesehen hat, dann konnte man auch glauben, dass entweder die Verletzung etwas aufgebauscht wurde oder er aber die besten Schmerzmittel der Welt bekommen hat.

Es ist in keinster Weise aufgefallen, dass ihn die Hand gestört hat. Und das nicht nur beim Fahren. Er hat sich beim Hinsetzen mit der Hand abgestützt, mit dem Daumen den Killschalter betätigt, selbst den Handschuh ausgezogen und das sind Sachen, die macht man nicht, wenn einem die Hand schmerzt. Natürlich kann man den Schmerz so betäuben, dass man nichts mehr merkt, dann ist die Hand aber taub und das ist bei der Gashand auf einem 200-PS-Motorrad nicht so gut. Betäubt man die Hand nicht ganz, damit man noch etwas Gefühl hat, tut es aber höllisch weh und dann hält man die Hand ruhig. Bei ihm scheint man das aber irgendwie immer ganz gut hinzukriegen.

Das Jahr gehörte Casey Stoner, Foto: Ducati
Das Jahr gehörte Casey Stoner, Foto: Ducati

Wenn man nun nach dem Finale das ganze Jahr Revue passieren lässt, dann war es zunächst einmal natürlich das Jahr des Casey Stoner, der wirklich herausragend gefahren ist. Was dafür negativ auffiel, waren die wenigen Teilnehmer in der MotoGP. Als Casey Mitte des Jahres so dominant war, haben einige Rennen dadurch früh die Spannung verloren. Interessant war es dafür, wie das Feld dann wieder zu Ducati und Stoner aufgeschlossen hat. Da konnte man sehen, wie hart bei den Teams auch während der Saison gearbeitet wird. Das macht meiner Meinung eine Weltmeisterschaft aus.

Überragend war aber dennoch Casey. Er hat allen Kritikern bewiesen, dass er es kann - was für ihn wahrscheinlich das Wichtigste war. In der Vergangenheit hat er über jeden geschimpft, der ihn als Sturzpiloten bezeichnet hat. Für ihn wird es eine Genugtuung gewesen sein, dass er diesen Leuten zeigen konnte, dass er so eine Saison fehlerfrei absolvieren kann und der WM-Titel war sicher das schönste Geschenk dieses Jahr. Alles hat bei ihm toll zusammengepasst und er hat sicher auch in Zukunft das Potential auf den Titel. Im kommenden Jahr wird nach den Erkenntnissen der abgelaufenen Saison aber alles wieder dichter beisammen liegen. Einfacher wird es für Casey also sicher nicht.

250er: Kallio beeindruckte

Mika Kallio hat mich wieder einmal beeindruckt. An KTM sieht man nun ganz deutlich, wie viel ein Fahrer wert ist. Seitdem Kallio aus der 125er weg ist, sind dort auch die Erfolge für KTM weniger geworden. Koyama hat zwar einmal gewonnen, aber die Konstanz von Kallio im vorigen Jahr geht einfach ab. Die hat Mika von der 125er mit in die 250er genommen und hat sie am Ende des Jahres dort auch zeigen können. Zudem ist er ein absolut versierter Fahrer, der viel aus einem Motorrad herausholt, bei dem es nicht viele Anhaltspunkte gibt. Bei Aprilia kann jeder der zehn Fahrer auf die Daten der anderen Neun zurückgreifen, Kallio hat nur einen Markenkollegen und damit nur eine andere Meinung. Und er schafft es wunderbar, die Maschine auf seine Bedürfnisse anzupassen und zu zeigen, dass er seinen eigenen und richtigen Weg geht. Das können nur wenige.

Für Alex de Angelis war es ein schöner Abschluss des Jahres, auch wenn ihm das letzte Rennen 2006 sicher besser gefallen hat. Dass es aber diesmal mit einem Vorsprung wieder einmal nicht zum Sieg gereicht hat, ist schon fast bezeichnend für seine Karriere. Schön wird es für ihn aber gewesen sein, wieder auf dem Podest zu stehen und den Leuten zu zeigen, dass er nicht nur an das nächste Jahr dachte. Fahrer mit einem siegfähigen Motorrad geben sich aber sowieso nie geschlagen, bis die letzte Zielflagge gefallen ist und das hat er eindrucksvoll gezeigt.

Alex de Angelis dachte nicht nur an 2008, Foto: Aprilia
Alex de Angelis dachte nicht nur an 2008, Foto: Aprilia

Alex Debon konnte auch zeigen, dass im kommenden Jahr mit ihm zu rechnen ist. Man muss fairerweise dazusagen, dass er 2007 auch auf einem konkurrenzfähigen Motorrad saß, denn in der Vergangenheit war er oft mit einem Kit-Motorrad unterwegs. Ich glaube, es bringt einem Fahrer sehr viel, wenn er viel Zeit hat, in der er in Ruhe testen kann; so wie Debon in diesem Jahr.

125er: Das spannende Finale

Als erstes einmal, Glückwunsch an Gabor Talmacsi. Er hat sich nach den Jahren harter Arbeit wirklich den Titel verdient. Das Rennen war natürlich ein echter Thriller, bei dem er und Hector Faubel das machten, was sie machen mussten. Gabor wollte vorne weg und Faubel musste versuchen, ihn zu bremsen, da es ihm ja nur etwas gebracht hätte, wenn noch ein paar Andere zwischen hinein gefahren wären. Es ging eben um den WM-Titel und da hat man schon oft gesehen, dass sich die Fahrer nichts schenken - als Beispiel seien hier nur Capirossi und Harada genannt.

Der Sieg von Faubel war dann auch verdient, es war aber auch sauber von Gabor, das Rennen so nachhause zu fahren. Ich weiß zwar nicht, ob sich die Beiden jetzt noch grüßen, aber sei es drum. Es ging eben um sehr viel und da herrscht Ausnahmezustand. Wäre der WM-Stand anders herum gewesen, wären die Zwei genauso gefahren. Für Gabor freut es mich aber sehr, denn ich kenne ihn ganz gut, weil ich ihn 2003 als Teamkollege hatte. Er hat seitdem viele Sachen gelernt und nun ist er der erste ungarische Weltmeister.

Insgesamt war es wieder ein schönes Jahr in der Motorrad-WM, auch wenn es hin und wieder vielleicht einen Durchhänger gab. In der 125er-Klasse und der MotoGP gab es für die deutschsprachigen Fans des Öfteren etwas zum Jubeln - auch wenn in der MotoGP ein paar Rennen vor Schluss der ganz große Frust kam. Das letzte Rennen war in der 125er-Klasse etwas deprimierend, aber über die Saison haben Deutsche, Österreicher und Schweizer Leistungen gezeigt, die man so nicht erwarten konnte. Für das nächste Jahr haben sie wirklich einen guten Grundstein gelegt, auf dem man aufbauen kann. Man darf damit rechnen, den einen oder anderen Podestplatz zu sehen.