MotoGP-Renndirektor Paul Butler hat die Entscheidung der Rennleitung in Le Mans verteidigt, gegen Marco Simoncelli nach dessen Kollision mit Dani Pedrosa eine Durchfahrts-Strafe zu verhängen. Vor allem in Italien hatte es viel Kritik an dem Vorgehen gegeben, weil die Medien dort der Meinung waren, die Strafe sei aufgrund einer pro-spanischen Haltung ausgesprochen worden. Zudem wurde moniert, Simoncelli wäre nur deswegen zum Handkuss gekommen, weil es bereits zuvor Kritik an seiner Fahrweise gegeben hatte.

Das musste Butler aber deutlich zurückweisen. "Wir beginnen jedes Jahr mit einem weißen Blatt und versuchen, sehr ausgeglichen zu handeln", sagte er. "Die vorhergehende Kritik [an Simoncelli] war nur eine Frage von Meinungen. Wir können uns dem nicht entziehen, aber wir versuchen, jede Situation so zu beurteilen, wie sie auf der Strecke passiert." Er betonte, dass Simoncelli in die Kurve hinein zwar vor Pedrosa lag, doch der Spanier sei neben ihm gewesen und der Italiener hätte ihn deutlich gesehen.

Unverantwortlich

"Er hatte es in der Hand, ihm Platz zu lasen. Wir haben einstimmig beurteilt, dass er die Tür zu aggressiv zugemacht hatte. Nachdem wir ein paar Minuten darüber gebrütet hatten, stimmten wir überein, dass er knapp zu weit gegangen war", erklärte Butler. Als direkt gefährlich bezeichnete er das Manöver nicht, nannte es aber unverantwortlich.

Die Frage, warum Jorge Lorenzo nach einem ähnlich harten Manöver gegen Andrea Dovizioso im gleichen Rennen keine Strafe bekam, beantwortete er so: "Es war aggressiv und ich denke, es gab Kontakt, aber Dovi gab Lorenzo Platz. Wenn Lorenzo einen Sturz verursacht hätte, dann wären die Auslöser andere gewesen und es wäre dementsprechend beurteilt worden."

Kontakt ist unvermeidlich

Butler hatte dieses Jahr bereits Kritik von Lorenzo einstecken müssen, weil er die MotoGP als Kontaktsport bezeichnet hatte. Der Renndirektor versuchte, seine Aussagen noch einmal zu verdeutlichen. "Kontakt ist ziemlich unvermeidbar im Rennsport, wenn Fahrer sich um das gleiche Stück Straße duellieren. Sie müssen einander respektieren. Manchmal ist es eine Frage der Beurteilung, ob es unverantwortlich oder gefährlich war - und es ist unser Job, dieses Urteil zu fällen."