Wer der Meinung ist, Honda könne den Titel nach seiner Vorstellung in Katar nur mehr sich selbst schlagen, könnte vielleicht ein wenig falsch liegen. Es stimmt durchaus, dass Casey Stoner und Dani Pedrosa die Trainings dominierten und auch über mehrere Runden die beste Pace zeigten, doch das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Dazu genügt schon ein kleiner Blick in die Vergangenheit.

Katar ist Stoner auf den Leib geschneidert

So ist Katar aufgrund der Rennaustragung bei Nacht in den vergangenen Jahren immer ein Sonderfall gewesen. Die Ergebnisse des Saisonauftakts waren daher immer schwer auf die folgenden Rennen umzulegen. Weiterhin war Katar immer schon ein Fall für Casey Stoner, die Strecke scheint dem Australier einfach auf den Leib geschneidert zu sein. Das galt auch im Vorjahr, als er mit der Ducati eigentlich lange seine Probleme hatte - nur eben beim Saisonauftakt nicht, bei dem er bis zu seinem Sturz im Rennen ähnlich dominant unterwegs war wie am vergangenen Wochenende.

Jorge Lorenzo ergab sich schon in Katar nicht kampflos, Foto: Yamaha
Jorge Lorenzo ergab sich schon in Katar nicht kampflos, Foto: Yamaha

Aber was ist mit den starken Auftritten der Hondas bei den Tests in Sepang? Die sind natürlich nicht außer Acht zu lassen, dank der langen Geraden dort kam der starke Honda-Motor aber besonders gut zum Tragen, was durchaus einiges ausmachte. Und dass ein stärkerer Motor nicht unbedingt immer alles in Grund und Boden fährt, hat sich in der MotoGP oft genug gezeigt. Trotzdem wäre es natürlich falsch zu sagen, Honda habe im Moment nicht die Oberhand, es muss aber vielleicht nicht so sein, dass die japanischen Maschinen in diesem Jahr alles in Grund und Boden fahren.

Konkurrenz wird nachlegen

Selbstverständlich ist es so, dass Honda mit seinem neuen Getriebe im Moment einen kleinen Schritt voraus ist, wie groß der ist, wird momentan aber nur auf spekulativen Schätzungen zu eruieren versucht, die auch Meilenweit danebenliegen können. Sicher ist in jedem Fall, Yamaha arbeitet bereits an einer eigenen Getriebe-Lösung, um die Schaltvorgänge zu verkürzen und bei Ducati wird man ebenfalls nicht nur Däumchen drehen.

Der Doktor wird nicht immer Schulter haben, Foto: Ducati
Der Doktor wird nicht immer Schulter haben, Foto: Ducati

Nimmt man noch hinzu, was Jorge Lorenzo am Sonntag im Rennen abgeliefert hat und dass Valentino Rossi irgendwann vielleicht doch nicht mehr Schulter hat - was ihn seiner Meinung nach bis zu einer halben Sekunde pro Runde kostet -, dann wird vorne wieder alles enger zusammenrücken. Noch ein Ben Spies in den Topf geworfen, der auf einmal auch in der Startphase bereits alle fünf Sinne beisammen hat und eine Einzelflucht von Honda wird schon ein schwierigeres Unterfangen. Katar hat in diesem Sinne vor allem eines gezeigt: Training ist Training und Rennen ist Rennen. Das durfte schon Casey Stoner merken, der mit einer vollgetankten Maschine am Sonntag auf einmal überhaupt nicht zurechtkam.

Wenn sich zwei streiten...

Was Pedrosa betrifft, so wäre für den Spanier zu hoffen, dass er seine Armprobleme möglichst bald in den Griff bekommt. Er hat anscheinend nach wie vor mit den Nachwirkungen seiner Schlüsselbeinverletzung von Motegi aus dem Vorjahr zu kämpfen, wegen der er im Winter noch einmal unters Messer musste. Sollte er nun auf Dauer Probleme über die Renndistanz haben, wäre das nicht nur für ihn bedauerlich, sondern für den ganzen Sport, denn wenn teamintern jemand Stoner einheizen kann, dann der Spanier. Und sollte das passieren, dann ergeben sich für die Konkurrenz ohnehin ungeahnte Möglichkeiten. Schließlich heißt es so schön, wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Also schlägt sich Honda dann vielleicht doch selbst.