Der Masaryk-Ring in Brünn gehört wohl zu den traditionsreichsten und beliebtesten Strecken im MotoGP-Kalender. Aufgrund der 15 Meter breiten Piste gilt das Automotodrom Brno gemeinhin als die "Autobahn" unter den Rennstrecken. Durch viele Vollgasanteile, Steigungen bis zu acht Prozent und einem tiefsten Punkt, der 70 Meter tiefer als die Boxenanlage liegt, ist die 5.400 Meter lange Strecke sehr schnell und nahezu von allen Fahrern geschätzt.

Der Sieg von Valentino Rossi im letzten Jahr war wohl keine große Überraschung, auch nicht Dani Pedrosas Podiumspräsenz verwunderte den aufmerksamen Zuschauer, aber Toni Elias fand sich im vergangenen Jahr in Brünn auf einem guten dritten Platz wieder. Der Kurs ist immer wieder für Überraschungen gut.

Welche Nationalhymne wird wohl am kommenden Wochenende im tschechischen Motorradmekka gespielt? Die italienische für Valentino Rossi, Andrea Dovizioso, Marco Melandri, Marco Sicmoncelli Loris Capirossi oder gar Alex de Angelis? Rossi stand zwar nach seinem offenem Waden- und Schienbeinbruch und langer Pause bereits in Laguna Seca wieder auf dem Podest, aber ist er wirklich schon wieder fit genug, um seinen Verfolgern in Brünn davoneilen zu können?

Die MotoGP kommt zurück nach Brünn, Foto: Bridgestone
Die MotoGP kommt zurück nach Brünn, Foto: Bridgestone

Auch Dovizioso hat durchaus das Zeug für eine Top-Platzierung, wie er schon im britischen Donington in der vergangen Saison eindrucksvoll bewiesen hat. Dass sich Melandri auf seiner Kunden-Honda gegen die Großen behaupten kann, scheint eher unwahrscheinlich, auch für Rookie Simoncelli steht das Podium wohl außer Reichweite. Nahezu unmöglich scheint der Sieg auch für Capirossi, dessen Suzuki bekanntlich nicht nur Probleme mit der begrenzten Motorenanzahl hat und auch Alex de Angelis, der im Interwetten Team den verletzten Hiroshi Aoyama ersetzt wird sich wohl kaum auf dem Siegertreppchen wiederfinden.

Vielleicht hören die Zuschauer aber auch die spanische Nationalhymne. Obwohl Lorenzos Siegesserie am Sachsenring unterbrochen wurde und der junge Spanier vehement behauptet, der Titel sei noch nicht gewonnen, wird der 23-Jährige wohl alles geben, um auch den tschechischen Boden zu Lorenzos Land zu erklären. Sein kleiner Landsmann Dani Pedrosa kann bekanntlich nicht nur gut starten, sondern auf den langen Geraden des Masaryk-Rings auch den unschlagbaren Höchstgeschwindigkeitsvorteil seiner Honda RC 212 V ausspielen. Die spanischen Rookies Alvaro Bautista, Aleix Espargaro und Hector Barbera kämpfen wohl auch in Brünn eher um eine gute Top 10 Platzierung.

Welche Hymne wird 2010 gespielt?, Foto: Bridgestone
Welche Hymne wird 2010 gespielt?, Foto: Bridgestone

Ob die australische Hymne für Casey Stoner zur Siegerehrung gespielt wird, bleibt zunächst abzuwarten. Sein Aufwärtstrend ist nach vier Podestplätzen in Folge deutlich erkennbar, die Chancen stehen gut. Sogar die finnische Nationalhymne sollten die Organisatoren des tschechischen Grand Prix bereit halten, denn Mika Kallio wird, allein um sich noch für die kommende Saison zu empfehlen, wohl das Maximum aus seiner Kunden-Ducati herausholen.

The Star-Sprangled Banner könnten den Zuschauern Nicky Hayden, Colin Edwards oder Ben Spies bescheren. Hayden kommt immer besser mit dem neuen Big-Bang-Motor zurecht, warum sollte nicht auch der Weltmeister von 2006 in Brünn für eine Überraschung sorgen? Edwards sieht sich im nächsten Jahr schon zurück in der Superbike Weltmeisterschaft, dennoch könnte sich der Texaner die Mühe machen, um sich endgültig in den Herzen der Fans zu verewigen. Spies, der schon jetzt den Rookie of the Year Titel verdient, hält stark mit den "außerirdischen Vier" an der Spitze mit. Auch er hat durchaus den Kampfgeist und das Talent, um die Siegeshymne mitzubestimmen.

Die Fans erwartet ein spannendes Wochenende - auf und neben der Strecke, Foto: Milagro
Die Fans erwartet ein spannendes Wochenende - auf und neben der Strecke, Foto: Milagro

Die französische Nationalhymne scheint wohl eher unwahrscheinlich, obwohl sie in der GP-Musik eine echte Abwechslung wäre. Randy de Puniet fühlt sich nach dem schweren Crash am Sachsenring wieder fit, doch letztlich entscheiden die Ärzte vor Ort über seinen Rennantritt. Den eigenen Willen sollte man ja bekanntlich trotzdem nie unterschätzen.

Interessant werden an diesem Rennwochenende natürlich weiterhin sämtliche Gespräche und Gerüchte rund ums Fahrerkarussell sein. Nachdem sich Stoner mit Honda einig ist, Lorenzo wohl bei Yamaha bleibt, ist natürlich Rossis möglicher Wechsel zu Ducati Thema Nummer 1. Vielleicht werden im Automotodrom Brno Gerüchte bestätigt oder aus der Welt geschafft.

Ob spanisch, finnisch, italienisch, australisch, amerikanisch oder französisch: nicht nur das Rennen in Brünn wird garantiert spannend und hält sicher so einige Überraschungen parat.