Der WM-Titel von Sandro Cortese sorgte nicht nur in Deutschland für Jubel. Auch bei Oma Teresina in Kalabrien, wo der 22-Jährige regelmäßig seinen Urlaub verbringt, kannte die Begeisterung keine Grenzen. Kein Wunder also, dass auch die italienischen Medien den KTM-Piloten in den Fokus nehmen.

"Ich fühle mich Deutsch, aber hin und wieder zeigt sich auch die italienische Seite", sagte der frisch gebackene Champion GPone und fügte hinzu: "Zu Beginn meiner Karriere war ich sehr jung, schnell und mehr italienisch. Dann habe ich Aki Ajo getroffen und er machte mich mehr zu einem Deutschen. Er war mein Lehrer, er hat mir viel beigebracht", sagte Cortese, der die familiäre Atmosphäre in der Mannschaft des Finnen schätzt und ihr laut eigener Aussage viel zu verdanken hat.

"Es war nicht leicht. Ich muss meinem Team danken, das die ganze Saison über perfekt gearbeitet hat, und KTM, die mir ein großartiges Bike zur Verfügung gestellt haben. Im letzten Jahr war es schwer eine Maschine auszuwählen, weil es eine neue Kategorie war und ich nicht wusste, auf was es im Feld ankommen würde", so der Berkheimer, der nicht vom ersten Sieg in Estoril an über den möglichen Titelgewinn nachgedacht hat.

Misano als besonderer Motivationsfaktor

"Es gab so viele schnelle Fahrer – Vinales, Salom, Rins, Fenati – und ich habe einfach versucht ruhig und konzentriert zu bleiben. In der Vergangenheit habe ich viele Fehler gemacht und die wollte ich nicht wiederholen", so Cortese, der besonders nach dem Erfolg von San Marino bis in die Haarspitzen motiviert war. "Das Rennen von Misano hat mir noch mehr meine Fähigkeiten bewusst gemacht und von da an habe ich mehr meinen Kopf eingeschaltet", sagte der Italo-Schwabe, dessen ärgster Konkurrent Maverick Vinales sich vor dem Malaysia Grand Prix freiwillig aus dem Titelkampf verabschiedet hat.

"Das war ein komisches Wochenende, aber ich wollte den Titel nicht gewinnen, ohne das Rennen zu gewinnen und etwa einen Vorteil aus seiner Abwesenheit zu ziehen. Ich wusste, dass es nicht nötig war, aber in den letzten Runden habe ich es versucht, ohne ein zu großes Risiko einzugehen", sagte Cortese, der sich bei seinem Kumpel Zhulfami Khairuddin dafür entschuldigte, ihm den Genuss des Heimsieges genommen zu haben.

Als vorzeitiger Weltmeister kann der KTM-Pilot nun die letzten beiden Rennen der Saison ohne Druck angehen. "Ich will es genießen, so wie ich es bisher auch getan habe", sagte ein überglücklicher Cortese, dem bei der Zieldurchfahrt ganz sicher eine große Last von den Schultern gefallen ist.